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Artikel „Caspari, Karl Paul“ von Gustaf Dalman in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 461–462, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Caspari,_Karl_Paul&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 09:37 Uhr UTC)
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Caspari: Karl Paul C., lutherischer Theologe. Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, Joseph C. und seiner Frau Rebekka, geb. Schwabe, wurde C. am 8. Februar 1814 in Dessau geboren. Unter dem Einfluß eines rationalistischen Reformjudenthums wuchs er daselbst auf und besuchte 1820 bis 1829 die jüdische Franzschule, 1830–34 das Gymnasium dieser Stadt. In Leipzig, dessen Universität er 1834 bezog, wandte er sich zunächst dem Studium der orientalischen Sprachen zu, wurde 1836 von der Wahrheit des Christenthums überzeugt und 1838 getauft. Nun entschied er sich für das Studium der Theologie, studirte 1839 und 40 in Berlin, besonders von Hengstenberg angezogen, und kehrte dann nach Leipzig zurück. Durch Abhandlungen über alttestamentliche Stoffe und einen Commentar zu Obadja (1842) machte er sich rasch bekannt, und wurde 1845 für alttestamentliche Exegese nach Königsberg berufen. Als überzeugter Lutheraner lehnte er aus confessionellen Bedenken ab und ging 1847 als Lector für biblische Exegese nach Christiania, wo man ihn 1857 zum ordentl. Professor ernannte. Trotz verschiedener Berufungen nach Deutschland blieb er Norwegen treu und wirkte an der Universität durch alttestamentliche Vorlesungen. Demselben Gebiet gehörten an seine Schriften „Beiträge zur Einleitung in das Buch Jesaja“ (1848), „Ueber den syrisch-ephraemitischen Krieg“ (1849), „Ueber Micha den Morvasthiten und seine prophetische Schrift“ (1851–52), und ein norwegisch geschriebener Commentar zu Jesaja, Cap. 1–6 (1853 u. 1867). Von 1848 bis 1891 nahm er hervorragenden Antheil an der Revision der norwegischen Bibel. Durch den Grundtvigianischen Streit wurde er von 1858 ab zu symbolgeschichtlichen Studien veranlaßt, schrieb „Ungedruckte, unbeachtete und wenig beachtete Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel“ (1866, 69, 75), „Alte und neue Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel (1879), wodurch er sich als bahnbrechender und bedeutender Forscher auf einem bis dahin wenig beachteten Gebiete erwies und zugleich den Grundtvigianismus bis in die Grundfesten erschütterte. Dem kirchenhistorischen Gebiet gehören noch an seine Schriften „Anecdota“ (1883), „Martin von Bracara“ (1883), eine Ausgabe der Homilie de sacrilegiis (1886), „Pelagianische Actenstücke“ (1890), und eine große Anzahl von Aufsätzen in der von ihm und G. Johnson 1857 gegründeten Theologisk Tidskrift for den ev. lutherske Kirke i Norge. – Eine Frucht seiner orientalischen Studien war seine „Arabische Grammatik“ welche 1844–48 zuerst lateinisch [462] erschien, von ihm aber in späteren Auflagen anderen Händen übergeben wurde. Von 1865 ab stand er an der Spitze des norwegischen Centralvereins für Judenmission. Er lebte in glücklicher Ehe mit Marie Karoline Constanze v. Zezschwitz, der Schwester des Erlanger Prof. Gerh. v. Zezschwitz. Von zehn Kindern überlebten ihn drei Söhne und zwei Töchter. Bei seinem am 11. April 1892 erfolgten Tode feierte ihn die Kirche Norwegens als einen ihrer bedeutendsten Männer.