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Artikel „Bruckmann, Friedrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 275–276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bruckmann,_Friedrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 11:21 Uhr UTC)
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Bruckmann: Friedrich B., Kunstmäcen und Verleger, geboren am 4. Juni 1814 zu Deutz, hatte, bevor er sich ausschließlich der Kunstpflege zuwendete, schon eine große geschäftliche Selbständigkeit gewonnen, gepaart mit einem sicheren Blick für die Bedürfnisse seiner Zeit. Dazu gehörte der Betrieb einer Porzellanfabrik und einer Werkstätte für Herstellung künstlerischer Bronzen. Dann hatte B., eine Art Wilhelm Meister, auf weiten Reisen (Frankreich) hervorragende und berühmte Männer kennen gelernt, darunter auch den Architekten Gottfried Semper, dessen epochemachendes Werk über den Stil später durch seinen Verlag in die Welt trat. Nach seiner bleibend erst 1858 erfolgten Rückkehr nach Deutschland begründete B. zu Frankfurt a. M. eine Verlagsanstalt „für Kunst und Wissenschaft“, in welcher z. B. Daniel’s „Handbuch der Geographie“ in vielen Auflagen erschien. Ein Jahr darauf wurde B. mit Wilhelm v. Kaulbach bekannt und ertheilte, von dessen Genius begeistert, dem Künstler den Auftrag, „Goethe’s Frauengestalten“ in einem eigenen Cyklus zu bearbeiten, eine Schöpfung, welche durch Albert’s Photographien in dem damals noch ungewöhnlichen Imperialformat (das Blatt zu 14 Thalern) und später noch in den verschiedensten Ausgaben vervielfältigt, eine beispiellos beifällige Aufnahme fand und zu weiteren illustrirten Classikerausgaben Anregung und Vorbild gab. Da B. nicht Bürger zu Frankfurt werden konnte und mit den dortigen Herkömmlichkeiten vielfach in Collision gerieth, übersiedelte er 1861 nach Stuttgart, wo er sich finanziell an der „Süddeutschen Zeitung“ betheiligte, dann aber, um der Ausgabe seiner Goethe-Galerie näher zu sein, 1863 seinen Sitz nach München verlegte, wo er zuerst in der Louisen-, dann in der Kaulbach- und zuletzt in der Nymphenburger Straße immer vergrößerte Etablissements begründete, aus welchen zunächst die „Schiller-Galerie“ ihren Ausgang nahm; darauf folgte ein ähnliches [276] Unternehmen zu „Fritz Reuter’s“ Ehre (von Konrad Beckmann), zu Scheffel’s „Ekkehard“, zu Shakespeare u. s. w., ebenso eine streng wissenschaftlich organisirte „Portrait-Kollektion“ nebst den Galerien mit den berühmtesten Fachgenossen von Tonkünstlern, Dichtern, Gelehrten u. s. w. Dazu das Prachtwerk über die „Schweiz“ und „Italien“, über „Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland“, das große Menzel-Werk und die von Professor Dr. Heinrich Brunn edirten „Denkmäler griechischer und römischer Skulptur“ – ein monumentales alle die bedeutendsten Kunstwerke umfassendes Werk. In weiterer Folge kamen W. Bode’s „Denkmäler der Renaissance-Skulptur Toskanas“, die „Architektur der Renaissance in Toskana“, die „Griechischen und römischen Portraits“, die Herausgabe und Reproduction ganzer Sammlungen und Museen (wie des Baron Barracco in Rom, der Glyptothek des Hrn. Karl Jacobsen in Kopenhagen, der Sammlungen Tyszkiewicz in Rom, Somzée in Brüssel, Schubart-Czermak) und anderer kostbarer Prachtwerke und wissenschaftlicher Unternehmungen, darunter die Zeitschrift „Kunst für Alle“, die Ausgabe von Böcklin’s Bildern u. a., welche, durch B. unmittelbar veranlaßt, seinen Namen weit über die deutschen Grenzen trugen. Zur leichteren Theilnahme der Familienglieder wurde 1883 die Firma in eine Actiengesellschaft umgewandelt als „Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft“; die Actien kamen aber niemals zur Börse und wurden nie gehandelt. Bruckmann’s gastliches Haus vereinte so ziemlich alle artistischen und gelehrten Spitzen. Er starb, in den letzten Jahren vielfach kränkelnd, immer aber noch mit großen Problemen beschäftigt, hochbetagt am 17. März 1898 zu Arco. Ein Porträtrelief von Adolf Hildebrandt versinnlicht die energischen Züge des seltenen Mannes.

Vgl. Nekrolog in „Kunst für Alle“ v. 15. April 1898 und Nr. 130 Münch. N. Nachr. v. 19. März 1898. – Nr. 80 Allg. Ztg. v. 22. März 1898.