Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Braun, Reinhold“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 203–204, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Braun,_Reinhold&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Braun, Caspar
Nächster>>>
Braun, Samuel
Band 47 (1903), S. 203–204 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2018, suchen)
Reinhold Braun in Wikidata
GND-Nummer 129876933
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|203|204|Braun, Reinhold|Hyacinth Holland|ADB:Braun, Reinhold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129876933}}    

Braun: Reinhold B., Genre- und Pferdemaler, geboren am 25. April 1821 zu Altensteig in Württemberg, studirte an der Lateinschule zu Schwäbisch-Hall, seit 1837 an der Gewerbe- und Kunstschule zu Stuttgart, wo er die Lithographie erlernte und bei jeder Gelegenheit, bei Exercitien und Truppenübungen, Pferdestudien betrieb und sich im Oelmalen ausbildete. In München übten Karl Fr. Heinzmann und Joh. Friedrich Boltz, ersterer als Soldatenzeichner, letzterer als Thiermaler, großen Einfluß auf B., welcher sich indessen vergeblich bemühte, während des Krieges in Schleswig-Holstein als Schlachtenmaler zugelassen zu werden. Dagegen erhielt er eine Einladung, im Hauptquartier des damaligen Prinzen von Preußen theilzunehmen an den strategischen Operationen gegen den badischen Aufstand (1849). B. war Zeuge der Belagerung von Rastatt; nach Uebergabe der Festung malte er den Prinzen und sein Gefolge in einem großen Aquarell, und für den Prinzen Friedrich Karl von Preußen unter anderen Bildern auch die Darstellung des [204] Husarengefechts bei Wiesenthal, in welchem der Prinz einen Angriff auf die badischen Insurgenten mit Erfolg ausführte. Von der damaligen Kronprinzessin Olga von Württemberg nach Stuttgart geladen, schuf B. einen ganzen Cyklus von Genrebildern aus dem schwäbischen Volksleben mit dessen echten Trachten, Gebräuchen und Sitten. Die feine Zeichnung, naturwahre Farbe und delicate Ausführung, insbesondere seine Pferdebilder, verschafften ihm bald den Ehrennamen eines „schwäbischen Wouwermann“. Aus seinen Weidebildern, Jahrmärkten, ländlichen Festen, den Brunnen-, Haus- und Familienscenen, wie z. B. aus der „Abfahrt zur Taufe“, lacht die ganze grundehrliche Gemüthlichkeit des schwäbischen Stammes in voller Frische, von welcher B. auch nach seiner Uebersiedlung nach München (1872) nicht das geringste einbüßte. Seine im Münchener Kunstverein regelmäßig ausgestellten Aquarelle fanden immer ein dankbares Publikum, so z. B. „Kosaken mit erbeuteten Pferden“ (1846), ein „Pferdemarkt“ (1851), eine „Scene vor einer Dorfschenke“ (1852), ein „Schwäbischer Kirchweihtanz“ (1853), eine „Wirthshausscene“ (1854), „Dorfschmiede“ (1856), „Erntefest“ (1858) und „Schwäbisches Wirthshaus“ (1860); ebenso beliebt wurden seine Oelbilder: „Morgen auf dem Lande“ (1864), „Am Dorfbrunnen“ (1869), eine „Schmiede“ (1871), „Pferde auf der Weide“ (1873), „Scene vor einem Dorfwirthshaus“ (1874), „Pferde vor einer Bauernschenke“ (1876), dann 1878 das liebenswürdige kleine Bildchen „Aus vergangener Zeit“ (in einer schwäbischen Reichsstadt). Sie wurden durch Photographie und Holzschnitt (insbesondere in „Ueber Land und Meer“, in der „Illustr. Welt“ u. s. w.) vielverbreitet und volksthümlich. Zwischendurch kamen „Pferdeställe“ in ziemlicher Anzahl, welche auch den Nicht-Hippologen durch ihre Wahrheit und Vertrautheit mit den alten Niederländern fesselten. Während sein Name nach auswärts guten Klang erhielt, hatte er als Lehrer und Leiter seines jüngeren Bruders Louis Braun (geb. 1836) die neidlose Freude, dessen meteorschnelles Aufsteigen und dessen glänzende Erfolge als Schlachten- und Panoramamaler zu erleben. Dagegen traf ihn außer dem 1876 erfolgten Verlust seiner Frau Mary Deane aus Utika (New-York) das Unglück, von einem Augenleiden heimgesucht zu werden, welches ihm nur in nächster Unmittelbarkeit und mit kleinster Peripherie der Sehweite, die Ausübung seiner Kunst ermöglichte. Desto unbegreiflicher und staunenswerther bleibt die feine Haltung seiner Bilder, welche er nicht zu überschauen vermochte und nur durch die Sicherheit seiner Erinnerung in die gehörige Stimmung brachte. Der wegen seines edlen, biederen Charakters und seiner Bildung geschätzte Maler erlag am 21. Januar 1884 nach langen Leiden einer Rückenmarkkrankheit.

Nekrolog in Beilage 67 der Allgem. Ztg. vom 7. März 1884. – Kunstvereinsbericht für 1884, S. 67. – Müller-Singer, 1895. l, 173. – Fr. V. Bötticher, Malerwerke, 1895. l, 131.