ADB:Braniß, Christian Julius
Henr. Steffens, Schleiermacher und Hegel hat er ein eigenes System entwickelt, das sich als eine Art von speculativ-mystischem Evolutionismus darstellt, ethisch-anthropocentristisch, doch mit Wahrung der göttlichen Persönlichkeit, also panentheistisch. Er unterscheidet zwischen Idealphilosophie oder Metaphysik, die rein gedanklich das ideelle Wesen der Welt zu construiren hat, und Realphilosophie, die von der factischen Welt ausgeht und in ihr das Sein der Idee als ihre immanente Wahrheit aufzeigt. Erstere, die Metaphysik, erweist Gott als absolutes Thun, absolutes Sein und absolutes Bewußtsein (d. h. Persönlichkeit). Die Welt ist Manifestation Gottes. Im Auftreten des Subjects oder freien Geistes in der Welt vollendet sich der Weltzweck und zwar in der Sittlichkeit. Die Realphilosophie kann ihre Aufgabe nur partiell lösen, da die Welt noch in der Entwicklung begriffen ist. Sie schließt mit dem Postulate der vollen Realisirung der Idee in der Welt und wird so praktische Philosophie.
Braniß: Christian Julius B., Philosoph, geboren 1792, † 1878 als Professor in Breslau. Beeinflußt durchSchriften: „Die Logik in ihrem Verhältniß zur Philosophie geschichtlich betrachtet“ (Berlin 1823); „Ueber Schleiermacher’s Glaubenslehre“ (Berlin 1824); „Grundriß der Logik“ (Breslau 1829); „System der Metaphysik“ (Breslau 1834); „Geschichte der Philosophie seit Kant“ (Band I, Breslau 1842; dieser einzig erschienene Band ist nur ein Theil der Einleitung und gibt eine speculative Uebersicht über die Entwicklung der Philosophie bis zum Mittelalter); „Ueber die Würde der Philosophie und ihr Recht im Leben der Zeit“ (Berlin 1854); „Die wissenschaftlichen Aufgaben der Gegenwart“ (Breslau 1858); „Ueber atomistische und dynamische Naturauffassung“ (in: Abh. d. hist.-philos. Gesellsch. zu Breslau I. 1857).
- Ueber ihn: C. A. Kletke, Die geschichtsphilosophische Weltanschauung von Braniß. Breslau 1849.