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Artikel „Botzheim, Johannes von“ von Julius Hartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 208–209, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Botzheim,_Johannes_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 17:18 Uhr UTC)
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Botzheim: Johannes v. B., nannte sich auch mit dem Beinamen des gleichzeitigen ital. Humanisten Bevilaqua, dessen Schriften B. über die Alpen brachte, Abstemius, der Nüchterne, humanistisch gebildeter Domherr, Freund des Erasmus, geb. um 1480, † zu Freiburg im Br. 1535. Einer elsäßischen Adelsfamilie entstammt (der Vater war bischöfl. straßburgischer Vogt zu Sasbach und kaiserlicher Amtmann in der Ortenau), Schüler Wimpheling’s in Heidelberg, vollendete B. seine Studien in Italien, wo er Doctor des Kirchenrechts wurde, und erhielt 1512 eine der 24 Domherrenstellen in Constanz. Hier war seine glänzend ausgestattete Wohnung – sie steht noch, mit zwei hübschen Erkern an der Predigergasse (Marmor, Topogr. von Constanz 359) – Jahre lang die gastliche Herberge der einheimischen und zureisenden Humanisten, 1523 auch des nach Sickingen’s Fall flüchtigen Hartmuth v. Cronberg. Erasmus, welcher Botzheim’s Bildung und geselligem Talent hohes Lob spendet, hat seinen dreiwöchentlichen Aufenthalt unter dessen Dach (1522) anziehend geschildert und widmete zum Dank dem Gastfreund später seinen Catalogus lucubrationum (1524). Luther’s Auftreten begrüßte der gebildete Domherr anfangs mit Begeisterung, war von Zwingli geschätzt (vgl. dessen Brief Aug. 1522. Suppl. d. Briefs. S. 32) und stand mit den Blarer, Wanner etc. in näherem Verkehr, wodurch er sich sogar eine nur durch Erasmus’ Fürsprache unschädlich gemachte Vorladung nach Rom zuzog. Sobald aber die Stadt Constanz ernstlich reformirend vorging, die Nachtmahls- und die Taufstreitigkeiten und der Bauernaufruhr die Ruhe der Aristokraten des Geistes gar zu ungestüm störten, wandte sich B. wie so viele von der „Pseudotheologie“ ab. Grollend verließ er, als das Domcapitel 1527 nach Ueberlingen verlegt werden mußte, seinen schönen Sitz, mit einem bittern deutschen Abschiedsgedicht an Constanz, aus welcher Stadt Ambr. Blarer mit einem nicht freundlicheren Carmen antwortete. Fast nur Klagen und Sorgen werden uns aus den Jahren des Exils von B. berichtet. Doch bald entnahm ihn denselben der Tod. Im Frühjahr 1535 reiste er nach Freiburg i. Br. zu Erasmus, welchen er schon in Basel öfters besucht und an den er viel geschrieben hatte, den er aber [209] nun schon längere Zeit wie gegen alle Welt so auch gegen sich verstimmt glaubte. Dort erlag er einer Epidemie. Die Zimmerische Chronik (herausg. v. Barack) nennt ihn (3, 205) „ein holdseligs höflichs Männle, ein guter Musicus“, dem man junge Adeliche ins Haus gab; 4, 181 f, wird er lockeren Lebenswandels bezichtigt, freilich im Zusammenhang mit der „Lutterei“.

Schelhorn, Beitr. z. Erläut. etc. 1, 9 ff. 181 ff. K. Walchner, Joh. v. Botzheim, Domherr zu Constanz und seine Freunde. Schaffh. 1836. Vierordt, Gesch. der evang. Kirche in Baden 1, 114 ff. 182. 261. 268.