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Artikel „Bonn, Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 105–106, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bonn,_Franz&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:34 Uhr UTC)
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Bonn: Franz B., Dichter und Humorist, geboren am 18. Juli 1830 zu München als der Sohn eines Domänenverwalters und Oberrechnungsrathes, erhielt eine ausgezeichnete Erziehung, absolvirte das Gymnasium, die Philosophie (1847) und das Studium der Jurisprudenz an der Universität seiner Heimath, bestand den Staatsconcurs mit Auszeichnung, trat als Staatsanwaltschaftssubstitut in den Dienst der reinen Justiz zu Donauwörth, Ansbach und Baireuth, wurde Staatsanwalt am Oberlandesgericht München, folgte 1880 [106] einer Berufung in den Dienst des Fürstenhauses Thurn und Taxis, wo er als Präsident der Domänenkammer und Director des fürstlichen Civilcollegialgerichts zu Regensburg am 7. Juli 1894 aus dem Leben schied. B. begann seine poetische Thätigkeit mit einem an Oskar v. Redwitz’s „Amaranth“ erinnernden lyrischen Epos „Wolfram“ (1854), welchem, mehr im Anschluß an Kinkel’s „Otto der Schütz“, eine Rheinsage „Schott von Grünstein“ (1855) folgte. Mit scharfer Polemik wendete er sich dann als „Freiherr von Rachwitz“ mit seinen „Lavagluthen“ (1854) gegen die Bilderjagd und den bombastischen Schwulst der Jungdeutschen, während er als „Franz von Münchberg“ wieder in ein ruhigeres lyrisches Geleise ablenkte. Einige Sing- und Märchenlustspiele, wie der „Verzauberte Frosch“ und der „Arme Heinrich“ wurden von Karl Greith, Jos. Rheinberger und Franz Förg, ebenso die Operntexte „Die sieben Raben“, „Undine“ und „Dornröschen“ vom Frhrn. v. Perfall componirt. Großen Erfolg auf vielen Bühnen errang das nach Julius Grosse’s reizender Idylle „Gundel von Königsee“ dramatisirte gleichnamige Volksstück. Während ein übrigens vortrefflich angelegter Roman „König Mammon“ (1880) nicht die verdiente Aufmerksamkeit fand, schlug seine „Lustige Naturgeschichte“, welcher alsbald eine gleiche „Botanik“ und „Mineralogie“ folgte, zündend ein (München 1877 ff. im Verlag von Braun & Schneider), womit B. sein berühmt gewordenes Pseudonym als Herr „von Miris“ glänzend begründete. Im heitersten Antithesenspiel und durch eine Fülle logischer Fehlschlüsse, die unmöglichsten Vergleiche mit überraschendster Sicherheit aneinanderreihend, erwarb B. als „Herr von Miris“ längst vor „Wippchen“ einen rühmlichen Namen als Humorist. Darauf folgten im harmlosen Schnadahüpfelton das „Nibelungen-Ringerl“ (1879), die bittere Satire von dem „Pädagogisch verbesserten Struwelpeter für große Kinder von 30 bis 60 Jahren“ und die ironischen Bummelverse „Franz der Streber“. Eine Auswahl seiner durch die frischeste Laune und den muthwilligsten Humor alle Leser fesselnden poetischen Beiträge zu den weltbekannten „Fliegenden Blättern“ sammelte B. unter dem Titel „Von mir is’s“ (München bei Braun & Schneider), während die Blätter „Für Herz und Haus“ (Regensburg 1892, 3. Aufl.) durchweg ernste Klänge anschlagen und das in Terzinen abgefaßte Epos „Jacopone da Todi“ (1884) den Dichter des berühmten „Stabat mater“ verherrlicht. Eine glänzende Beherrschung der Form und eine höchst musikalische Sprache charakterisiren alle seine Dichtungen. Auch als Jugendschriftsteller hat sich Franz B. mit kleinen Novellen und „Theaterstücken“ vortheilhaft bekannt gemacht. Vom Jahre 1881–86 in den bairischen Landtag gewählt, betheiligte sich B. als Hauptredner beim Sturmanlauf gegen das Ministerium Lutz, plaidirte aber auch in der denkwürdigen Plenarsitzung vom 26. Juni 1886 für die Regentschaftsvorlage, wodurch er die Zustimmung und Anerkennung des ganzen hohen Hauses errang. Dann legte er sein Mandat nieder.

Vgl. Histor.-polit. Blätter 1881, 88. Bd., S. 593 ff. und Bettelheim, Biographische Blätter 1895, I. Bd., 4. Heft.