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Artikel „Blois“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 715–717, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blois,_Grafen_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:45 Uhr UTC)
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Blois war der Name einer französischen Grafschaft, welche von dem Eigenthümer Guido im 14. Jahrhundert Schulden halber verkauft wurde, und nach welcher er von da an seinen Besitzungen an dem Flusse Zaan in Nordholland, die aus einer Anzahl Dörfer bestanden, den Namen gab. Dieser Guido war einer der Söhne Ludwigs v. Châtillon, Grafen v. B. (in Frankreich), und Johanna’s, der Tochter Johanns, Grafen v. Hennegau, Herrn v. Beaumont. Ein älterer Bruder Guido’s im 14. Jahrhundert ist Johann, Graf v. B., Herr van der Goude genannt, dessen natürlicher Sohn Johann v. B. unter Albrecht von Baiern gegen die Friesen focht. 1396 und 1434 finden wir ihn als Rath am Hofe im Haag. Wir wissen nicht, ob er Brüder gehabt hat, wohl aber, daß sein Vater ihn mit dem Schlosse und den Besitzungen von Treslong in Hennegau ausstattete, von welchem er und seine Nachkommen den Namen beibehielten. Außerdem erhielt er noch bedeutende Besitzungen in Holland und Seeland. Einer seiner Enkel, „Cornelius B., genannt Treslong“, focht im J. 1489 unter Franz v. Brederode und fiel, ohne Kinder zu hinterlassen. Von seinem Oheim Guido stammen die Blois v. Haaften ab. Johann, welcher zuerst den Namen Treslong trug, hatte sechs Söhne und drei Töchter. Von dem ältesten Sohne Adrian stammen die Treslongs in Hennegau ab. Diese, welche an dem Aufstande gegen König Philipp II. von Spanien lebhaft theilnahmen, haben sich einen großen Namen in der Geschichte gemacht. Wir finden zuerst Maximilian v. B., genannt Cock van Neerynen, dessen Abstammung von den Blois freilich nicht recht deutlich ist. Für jeden Fall war er eifriger und einflußreicher Anhänger Wilhelms von Oranien. Er war einer der Ersten, welche das Bündniß der Edelleute unterzeichneten. Auch nahm er an der Versammlung zu St. Trond Theil und suchte mit Mansfeld zu Brüssel zu unterhandeln. An Brederode’s wiederholten Eingaben an Margaretha betheiligte sich auch B. und war selbst durch einen Eid mit ihm verbunden. Nach einigen kleineren Unternehmungen suchte er auch Amsterdam zum Anschluß an die Bewegung zu bringen. Als dies mißlungen war, floh er und wurde auf der Zuidersee ergriffen. Im Juni 1568 wurde er zu Brüssel enthauptet, und seine Güter wurden mit Beschlag belegt. – Ein anderer B., genannt van Treslong, Johann mit Namen, der ähnliche Schicksale hatte, war der Sohn Jaspers, im J. 1527 Schultheiß von Haarlem, im J. 1529 Baljuw oder Drost von Brielle. Johann wurde in dem Briel geboren, nahm an der Zusammenkunft zu St. Trond Theil und wurde beschuldigt, allerlei Gewaltthätigkeiten gegen die Katholiken und ihren Cultus [716] begangen zu haben. Später betheiligte er sich an einem Anschlage auf Middelburg. Dafür ward am 1. Juni 1568 zu Brüssel enthauptet. Der bekannteste aber des Hauses ist Wilhelm v. B., genannt van Treslong, Herr von Oudenhoven etc., der jüngere Bruder des letztgenannten Johann. In seiner Jugend weilte er an dem brandenburgischen Hofe, zog später mit Karl V. nach Spanien, kämpfte darauf bei St. Quentin und Grevelingen gegen die Franzosen und später gegen die Türken. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande im J. 1566 schloß er sich augenblicklich an die Aufständischen an, unterzeichnete die Bittschrift der Edelleute, nahm Theil an dem oben erwähnten Anschlage gegen Amsterdam, und vor Alba’s Gericht gefordert, erschien er statt dessen im offenen Felde; unter Adolf und Ludwig von Nassau focht er bei Heiligerlee und Jemmingen gegen die Truppen Aremberg’s und Alba’s. Darnach floh er aus dem Lande und diente kurze Zeit unter Edzard, Grafen von Ostfriesland. Als er aber das Anerbieten des Prinzen von Oranien, ihm zur See zu dienen, annahm, ließ Edzard ihn verhaften. Nach vierzehn Tagen wurde er gegen Bürgschaft freigelassen, floh aber mit einem für Oranien gekauften Schiffe aus Emden und nahm an den Zügen der Wassergeusen Theil. Bei Texel wurde er im Eise von einem Fähnlein Soldaten unter Anführung des Captains Rol angegriffen. Er entkam nach England; da aber den Wassergeusen der Aufenthalt daselbst versagt wurde und nun die Lebensmittel an Bord zu fehlen begannen, sann man auf Mittel, diesem Uebelstande abzuhelfen. So kam B. mit seiner Mannschaft am 1. April 1572 vor den Briel, seine Vaterstadt. Hier kannte er Weg und Steg. Das Thor wurde aufgerannt, Klöster und Kirchen mußten ihre Kostbarkeiten den hungrigen Seefahrern überlassen und die Geistlichen ihr Leben drangeben. Am 5. April waren sie auch in Vlissingen eingedrungen, wo der spanische Ingenieur Paceco gehenkt wurde. Man beschloß nun auch einen Versuch gegen Middelburg zu wagen, dieser aber schlug fehl. B. konnte sich danach bei den Zeeländern, die nur halbe Anhänger des Prinzen waren, nicht mehr halten; er wurde jetzt Drost von Brielle und im Jahre 1573 Admiral von Holland. Nun schloß er sich noch enger an Oranien an, hatte aber sowol als Diplomat wie auch als Anführer zur See keinen besonderen Erfolg bei seinen Unternehmungen. Auch ein Plan, Spanien an seinen eigenen Küsten anzugreifen, wurde zu nichte. Man machte jetzt Anstrengungen, ihn von der Partei Oranien’s abzuziehen; allerlei Gerüchte kamen in Umlauf, daß er wirklich auf manche Weise seine Partei zu verrathen beginne; seine Schuld ist aber nie bewiesen worden. Es war ihm freilich auch schlimm ergangen. Als im Jahre 1585 Antwerpen von Parma belagert wurde, stellte man ihn an die Spitze der Flotte, um die Stadt zu entsetzen. Dies mißlang indeß: man beschuldigte ihn des bösen Willens und setzte ihn gefangen. Die Königin Elisabeth vermittelte jedoch seine Freilassung und zum Beweise seines Vertrauens gab Moritz ihm im J. 1592 das Amt eines Forstverwalters und ein Jahr darauf auch das eines Groß-Falkeniers von Holland. Etwas später nahm er aus der Hand des Königs von Schweden den Generalsrang an, den er indessen bald wieder aufgeben mußte. Da zog er sich in die Einsamkeit auf eines seiner Schlösser zurück, um dort seine letzten Jahre hinzubringen, und starb im J. 1594. Seine Söhne und Enkel haben den Niederlanden eine Reihe heldenmüthiger Männer geliefert, von denen noch heute Nachkommen leben. Solcher Mitglieder dieses Geschlechtes, welche während des 16. Jahrhunderts dem katholischen Glauben und Philipp treu blieben, lassen sich viele aufzählen, da die so gesinnten Männer aber von den Geschichtschreibern der Niederlande bis heute wenig Beachtung fanden, so ist ihre Geschichte auch beinahe vergessen. Außer einem Hugo und Johann hat noch ein Ludwig B. van Treslong dem Prinzen von Oranien Widerstand geleistet; doch bis jetzt weiß man nicht [717] einmal, wessen Sohn er gewesen ist. Er war später ein Anhänger Don Juans von Oesterreich und hielt das Schloß von Antwerpen besetzt. Die meisten der dort liegenden Truppen wurden aber bestochen, und in Folge dessen wurde B. überrumpelt und ins Gefängniß geworfen, in welchem er zwanzig Jahre blieb. – Ein anderer von den vielen merkwürdigen Männern dieses Namens war Franz Ludwig v. B., der Sohn Adrians, Herrn v. Jumigny, der aber nicht den Namen Treslong, noch auch den van Haaften führte, jedoch zu demselben Stamm gehörte und oft „Blosius“ genannt wird. Dieser Ludwig verlebte, wie auch später Prinz Wilhelm von Oranien, einige Jahre am Hofe Karls V., der damals noch Erzherzog war. Doch schon in seinem 14. Jahre faßte er den Entschluß, Benedictinermönch zu werden, und studirte zu Löwen Litteratur, Philosophie und Theologie. Hier blieb er bis zu seinem 24. Jahre und wurde alsdann einstimmig zum Abt von Liessies, wo er Novize gewesen war, gewählt. Dort hatte er manche Mißbräuche in der Klosterzucht abzustellen. Der Krieg zwischen Franz I. und Karl V. trieb die Mönche auseinander, nach 1538 aber konnte v. B. oder Blosius mit Hülfe Karls V. nach Liessies zurückkehren und dem Kloster neue Statuten geben. Die Bibliothek vergrößerte sich, die Gebäude wurden ausgebessert, und B. setzte sich in ein gutes Verhältniß zu den Jesuitenpatres. Es war in Liessies, wo Rosweydus zuerst und zumeist an den Acta Sanctorum arbeitete. 34 Jahre stand B. der Abtei vor, indem er selbst die ihm von Karl V. angebotene berühmte St. Martins-Abtei zu Doornik ausschlug. Durch seinen Fleiß, seine Mildthätigkeit und seine Frömmigkeit war er berühmt. Er starb im J. 1566; das ihm gesetzte Denkmal wurde im J. 1793 zerstört. Er hinterließ verschiedene nicht unbedeutende ascetische und canonische Werke, welche in beinahe alle europäischen Sprachen übersetzt worden sind: u. a. „Speculum monachorum“, „Paradisus animi fidelis“ etc.

Für den ältesten B. von Treslong siehe van Leeuwen, Batavia illustrata p. 1123, den Stammbaum bei Miräus, De nobilitate. Ferner Marcus, Sententie van Alba, p. 77 ss. Groen van Prinsterer, Archives de la maison d’Orange, t. II–VI passim. – A. P. van Groningen, Geschiedenis der Watergeusen. Altmeyer in der Revue trimestrielle, t. XXXVII. Nuyens, Geschiedenis der Nederlandsche beroerten, II. 1. 223; II. 2. 6; IV. 1. 61. Endlich noch De Ram, Hagiographie nationale 1. 93 ss. Le Haye, Louis de Blois (Archives hist. et litt. du Nord de la France, 3. série, t. V). Bollandus, Acta SS. I. 430.