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Artikel „Blaeu“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 686–688, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blaeu&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 13:56 Uhr UTC)
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Blaeu: Blaeuw, Blauw (Caesius), eine holländische Buchdruckerfamilie, um Wissenschaft und Kunst verdient und berühmt, wie die der Aldus, Elzevier, Stephanus, Giunti. Der Begründer des Geschäftes ist Wilhelm, geb. 1570 zu Alcmar, † 18. Oct. 1638, Mathematiker, Geograph, Buchdrucker, Kupferstecher, und am thätigsten als Zeichner und Herausgeber von Landkarten in Amsterdam. Da er sich anfangs nach seinem Vater Johann auch Wilhelm Janszoon, Janson, Jansonius nannte, wurde er oft mit einem andern Amsterdamer Buchdrucker Johann Jansson, dem Schwiegersohne des Buchhändlers Jodocus Hond, verwechselt. Vor allem zeichneten sich seine Kartensammlungen aus durch inneren Werth und äußere Ausstattung. Zu ihnen gehören Zeespiegel. „Zeespiegel, inhoudende een korte Onderwysinghe in de Konst der Zeevaert, en Beschryvinghe der Seen en Kusten van de Oostersche, Noordsche en Westersche Schipvaert“, 1627. 1643. – „Appendix theatri Abr. Ortelii et atlantis Ger. Mercatoris, continens tabulas geographicas diversarum orbis regionum, nunc primum editus cum descriptionibus“, 1631 – „Tweevoudigh Onderwys van [687] de hemelsche en aerdsche Globen“, 1655 (muß aber, wie die folgende lateinische Uebersetzung lehrt, schon früher erschienen sein): „Institutio astronomica de usu globorum et sphaerarum coelestium ac terrestrium, lat. reddita a. Mt. Hortensio“, 1634, 40, 52, 55 oder 68, auch französisch 1642 u. ö. – „Novus atlas, d. i. Weltbeschreibung, mit schönen newen außführlichen Landtaffeln in Kupfer gestochen und an den Tag gegeben“, 6 Bde. fol. Der erste Theil 1634, 41, 45 und 49; der zweite 1642, 45, 47 und 50; der dritte 1642, 47 und 50; der vierte 1646, 48, 49 und 62; der fünfte 1654 und 62; der sechste ohne Jahr (1665). Dieser Atlas ist von dem Jansson’schen, mit welchem er oft verwechselt wird, wohl zu unterscheiden. – „Tafelen van de declinatie des Sons ende der vornaemste vaste Sterren“, 1625, ein Auszug aus seinem Zeespiegel. – „Theatrum urbium et munimentorum“, 1619. – 4 Briefe an den Prof. Schichard zu Tübingen von den Jahren 1633 und 34 sind gedruckt in Ch. F. Schnurrer’s Nachrichten von ehemaligen Lehrern der hebräischen Litteratur. Ulm 1792. 8. S. 256 ff.

Johann B., der Sohn des vorstehenden, † 28. Dec. 1673, Dr. jur., vervollkommnete mit seinem Bruder Cornelis den väterlichen Verlag topographischer Karten in hohem Maße durch innere und technische Vorzüge, wie durch prächtige Illuminirung. Seine wichtigsten kartographischen Werke aus ihrer Officin zu Amsterdam sind: „Novum ac magnum theatrum urbium Belgicae regiae et foederatae“, 2. Bde. – „Atlas major seu cosmographia Blaeuiana, qua solum, salum, coelum accuratissime describuntur“, 1662, 11. Bde. Nach der Vorrede sollten noch folgen „Harmonia macrocosmica“, „Hydrographia“ und „Uranographia“, von welchem die letztere mit Bemerkungen von Tycho Brahe ausgestattet sein sollte, die aber nicht erschienen. – „Le grand atlas ou cosmographie Blaviane, en laquelle est exactement descritte la terre, la mer et le ciel“, 1663, 12 Bde. Nicht bloße Uebersetzung, sondern mit manchen Weglassungen und Vermehrungen. Frankreich ist so vermehrt worden, daß es allein zwei Bände füllt; daher die Mehrzahl eines Bandes bei dieser französischen Ausfabe. – „Atlas mayor, geographia Blaviana que contiene las cartas y descripciones de todas las partes del mondo“, 1659–72, 10 Bde. Die seltenste Ausgabe des Atlas, weil die ganze Auflage der eben erst beendigten letzten Theile, bis auf sechs Exemplare, in den Blaeu’schen Magazinen verbrannte. – „Theatrum civitatum et admirandorum Italiae“, 1663, 2 Bde. – „Theatrum civitatum et admirandorum Neapolis et Siciliae regnorum“, ohne Jahr. – „Theatrum statuum Sabaudiae ducis. Pedemontii principis. Cypri regis“, 1682. 2 Bde. – „Nouveau théâtre d’Italie“, Amst. 1704, 4 Bde. Auch Haye. 1724. Auch mit lateinischem Text: „Novum Italiae theatrum“, Hag. Com. 1724. Sind blos neue Abdrücke der Platten der ursprünglichen Werke. – „Théâtre des états de Savoye et du Piémont“ (traduit par Jac. Bernard), Haye 1700, 2 Bde. Auch 1725 4 Theile in 2 Bänden. Auch mit lateinischem Text: „Novum theatrum Pedemontis et Sabaudiae“, Hag. Com. 1726, 4 Theile in 2 Bänden. – Joh. B., obwol Protestant, hat, entsprechend seiner Geschäftsdevise „Indefessus agendo“, unter fremder Firma auch viele katholische Werke herausgegeben, die sich durch Correctheit auszeichnen (ein Verzeichniß seiner Drucke erschien in Amsterdam 1655 und 61) und selbst den Druck der „Acta Sanctorum“ begonnen. Aber seine Officin wurde im Februar 1672 mit allen Vorräthen ein Raub der Flammen, ein Verlust, der seinen Tod beschleunigte. Auch hatte er in mehreren Orten, selbst in Wien, Sortimentsgeschäfte. Von seinen drei Söhnen haben Johann und Peter das väterliche Geschäft neu begründet und bis in das 18. Jahrhundert mit Umsicht fortgeführt, während ein dritter Sohn, Wilhelm, Mitglied des Raths zu Amsterdam war.

[688] Brunet, Manuel du Libraire. Ebert, Allgem. bibliogr. Lexikon. Van der Aa, Biogr. Woordenboek.