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Artikel „Billicanus, Theobald“ von Julius Hartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 638–639, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Billicanus,_Theobald&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 07:53 Uhr UTC)
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Billican: Theobald B., eigentlich Diepold Gerlach oder Gerlacher, Billicanus genannt nach seinem Geburtsort Billigheim unfern Landau in der Pfalz, Gelehrter der Reformationszeit, † in Marburg 8. August 1554. In Heidelberg studirte er mit Melanchthon, Brenz u. A., wurde mit dem ersteren 1512 Baccalaureus der freien Künste, las mit Beifall über Dialektik und Physik, später durch Luther’s Heidelberger Disputation 1518 gewonnen, auch über biblische Bücher, bis die kurpfälzische Regierung 1522 gegen die Neuerer einschritt, was Brentz und B. wegzugehen veranlaßte. Nach kurzer reformirender Thätigkeit in Brentz’ Geburtsort Weil in Schwaben durch den Druck der österreichischen Regierung auf die kleine Reichsstadt vertrieben, wird B. von der Stadt Nördlingen auf 10 Jahre als Prediger angestellt, wo er nun im Amt und Schriftstellerei eine sehr zweideutige Rolle spielt: zwischen Luther und Zwingli hin- und herschwankt, der alten Kirche sich auffallend wieder nähert. 1529 vor der Universität Heidelberg und im October 1530 nach demüthiger in Augsburg vor dem Cardinal Campeggi und dem badischen Kanzler Vehus ein widerrufendes Bekenntnis ablegt, darauf den Kirchendienst verläßt, um mit Beschönigung jenes Widerrufs ihn bald wieder anzutreten – in alle dem eine der haltlosesten Persönlichkeiten der unruhigen Zeit. 1535 zog er mit Frau und Tochter nach Heidelberg, wurde, was er schon früher gewesen, Vorstand einer Burse, konnte aber als verheirathet nicht in die Facultät der Artisten eintreten; später promovirte er als Licentiat beider Rechte und las stellvertretend in der Juristenfacultät. Aber auch diese verweigerte ihm den Eintritt, und als der Kurfürst, dessen Maitresse B. als Rechtsfreund nahe gestanden, starb, wurde er entlassen und einige Monate auf der Veste Dilsburg gefangen gehalten. In Marburg fand er endlich, nachdem er vielleicht noch einmal in Nördlingen gewesen, als Professor der Rechte, später der Rhetorik und Geschichte, Ruhe, wenigstens die Ruhe des Grabes. Von seinen kleinen Schriften fand nur ein „Epitome dialecticae“ (1527. 30. 44) größere Verbreitung.

Vgl. für die Heidelberger Zeit: Hautz, Gesch. d. Univ. H. I. Vierordt, Bad. Kirchengesch. I. und Stud. u. Krit. 1848 S. 493 f.; für Weil: Stälin, Wirt. Gesch. IV. 247; für die Nördlinger Jahre: Dolp, Gründl. Bericht von der Ref. d. Reichsst. Nördl. 1738. (Dort auch ein Verz. der Schriften Billican’s.)[639] Haußdorff, Lebensbeschr. Laz. Spengler’s 1747. S. 213 ff. Keim in den theol. Jahrbb. 1855, 2. Keim, schwäb. Ref.-Gesch. S. 212 ff.; für Marburg: Dilich, Urbs et Acad. Marpurg. ed. J. Caesar 1867. p.- 104. (Strieder, Hess. Gelehrtengesch. citirt 2 Programme von Schöpperlin, De vita Bill. Nördl. 1767. 68, Medicus, Gesch. d. evang. Kirche in Baiern ein Leben Billican’s von Weng in der Zeitschr. Das Ries 4. Heft, S. 39 ff.)