ADB:Bergh, Wilhelm Graf von dem

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Artikel „Bergh, Wilhelm Graf von dem“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 383–384, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bergh,_Wilhelm_Graf_von_dem&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 16:21 Uhr UTC)
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Bergh: Wilhelm Graf von dem B., Enkel Oswalds v. B. (s. d.) geb. 1538, † 1586, spielte eine nicht unbedeutende doch höchst zweideutige Rolle in der niederländischen Revolution. Sein hoher Rang und seine Heirath mit Maria von Nassau, Schwester Wilhelms von Oranien, trieben ihn dazu, sich in den Vordergrund zu stellen. Dabei besaß er einen nicht geringen Ehrgeiz und die bei dem niederländischen hohen Adel damals übliche Selbstsucht. Er gehörte zu den Unterzeichnern des Compromisses und selbst zum Ausschuß, der die Regierung überwachen sollte. Doch sobald letztere der Bewegung Herr wurde, suchte er sich mit ihr auszusöhnen. Jedoch zu spät; bei Alba’s Annäherung war er gezwungen, sich auf seine großentheils auf dem Reichsboden gelegenen Besitzungen zurückzuziehen und bald darauf sich nach Dillenburg zu seinem Schwager flüchten. Von da aus suchte er zweimal in Gelderland Fuß zu fassen, und wie Ludwig von Nassau erst im Norden und später im Süden so im Osten der Niederlande den Aufstand zu schüren. 1572 gelang es ihm wirklich, sich auf kurze Zeit in Gelderland und Oberyssel und selbst in einem Theile von Friesland festzusetzen, doch warf er sich auf die Flucht, sobald Don Fadrique de Toledo im Herbste über den Rhein setzte, um den Aufstand zu bezwingen. Sein Benehmen wird hier als geradezu schmählich geschildert und flößte den Niederländern eine solche Verachtung ein, daß es selbst seinem Schwager Wilhelm nicht gelang, ihm zu einer Stelle zu verhelfen, obgleich er den durch seine Besitzungen und Familienverbindungen einflußreichen Mann nur dadurch fesseln konnte. Denn Graf W. war einer jener Ehrgeizigen, die da meinen, die Ereignisse zu ihrem Nutzen ausbeuten zu können, und die, ohne festen Charakter und ohne offen Partei nehmen zu wollen, nur persönlichen Vortheil suchen. Ein Proceß mit seinem Bruder Friedrich über Familiengüter konnte also längere Zeit als Mittel auf ihn zu wirken, benutzt werden. Nach der Genter Pacification hielt er sich so viel als möglich neutral, er trat in Verbindung mit Don Juan, doch ohne sich so weit einzulassen, daß er nicht jeden Augenblick wieder den Niederländern dienen konnte. Es scheint, er habe sich die Statthalterschaft Gelderlands zum Ziel ersehen; die Wahl des Grafen Johann von Nassau kränkte ihn tief; er meinte, ihm, dem vornehmsten Bannerherren der Provinz, komme diese Stelle zu. Doch als Graf Johann 1581 wieder nach Deutschland ging, ward er, vielleicht seiner Verwandtschaft wegen, vielleicht auch weil von ihm weniger Eifer gegen die Katholischen erwartet ward, als von seinem Mitbewerber, dem Grafen Adolf von Moeurs und Neuenahr wirklich dazu ernannt (Frühjahr 1582), obgleich Oranien ihn nichts weniger als warm empfohlen hatte. Er übertraf als Statthalter die Erwartungen der Patrioten; es scheint, da jetzt sein Zweck erreicht war, that er seine Pflicht, doch hatte er nicht den Muth, oder besser gesagt, die Klugheit, jetzt von allen Verbindungen mit Parma zu lassen; er wollte sich nach allen Seiten decken und fiel dadurch in die Schlinge. Parma sandte einen Amersfordter Verbannten, Friedrich Wittenham, der ihn vollkommen kannte und durch Ansprechungen und Drohungen zu neuen, vielleicht ziemlich leeren Anerbietungen brachte. Doch die alten Freunde des Grafen Johann gaben Acht auf ihn und das Gehen und Kommen seiner Boten. Seine Briefe wurden aufgefangen und gaben Veranlassung genug, ihn zu verhaften. Die Räthe von Gelderland, der Kanzler Elbertus Leoninus und der Secretär von Reydt (der frühere Secretär des Grafen Johann und später Geschichtschreiber) an der Spitze, nahmen ihn (November 1583) mit Hülfe der Arnhemer Regierung gefangen [384] und führten ihn mit seiner ihm stets treu ergebenen und ihn gegen Jeden vertheidigenden Frau, seinen drei ältesten Söhnen und mehreren der ihm am nächsten stehenden Adeligen nach Bommel, später nach Delfshafen. Erst in strenger Haft gehalten, ließ man ihn im nächsten Frühjahr frei, nachdem er aufs neue den Staaten Treue versprochen hatte. Doch floh er gleich nachher nach Brüssel, wo er zwei Jahre später, 1586, von Allen verachtet starb. Seine Söhne suchten vergebens im Dienste Spaniens den Namen von dem B. rein zu waschen von der Schmach, welche sein Verrath, seine Feigheit, sein Eigennutz und seine seltene Doppelzüngigkeit darauf geworfen hatten. Indeß ist er vielleicht oft zu streng beurtheilt worden; er war eine durchaus schwache Seele, welche der Verlockung, im trüben Wasser der Revolution zu fischen, nicht widerstehen konnte. Darum verschlangen ihn die Wellen.

Tadama, Graaf Willem van dem Bergh en zyne Tydgenooten.