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Artikel „Bergen, Sebastian von“ von Karl Rudolf Wilhelm Klose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 368–369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bergen,_Sebastian_von&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 05:39 Uhr UTC)
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Bergen: Sebastian v. B., geb. zu Hamburg im J. 1554, † 1623. Sein Vater hieß Jakob v. Bergen, seine Mutter Engel, geb. v. Winthem, sein Großvater Heinrich, dessen Vater Rudolf, und erst dieser scheint in Hamburg eingewandert zu sein. Sebastian vollendete seine Vorstudien im Johanneum daselbst, bezog 1575 die Universität Leyden, um die Rechte zu studiren, ging 1578 nach Rostock und studirte dann noch vier Jahre in Wittenberg, wurde hier im J. 1583 Licentiat und im J. 1584 Professor extraordinarius mit einem Gehalt von 100 fl. Im J. 1585 wurde er als Staatssecretär nach seiner Vaterstadt zurückberufen. Von jetzt an wurde er vielfach als Gesandter in Staatsgeschäften bei auswärtigen Höfen gebraucht, auch zeichnete er sich durch seine Beredtsamkeit so aus, daß z. B. die Königin Elisabeth von England ihn nur den deutschen Redner zu nennen pflegte. Im J. 1599 wurde v. B. an Heinrich IV. von Frankreich gesandt und von dem König sehr günstig aufgenommen. Im J. 1601 in Hamburg zu Ratsherrn erwählt ging v. B. 1603 als Gesandter nach Bremen und zum Könige von Dänemark, 1604 vergebens nach London zum König Jakob; 1605 begab er sich nach Lübeck und Schweden, 1608 auf den Reichstag zu Regensburg, 1613 verhandelte er mit den Herzögen von Lüneburg über die Befestigung von Moorburg, 1614 wurde er Bürgermeister als Nachfolger Erichs von der Fechte. In J. 1618 beendigte er durch einen Vergleich die langwierigen Verhandlungen mit dem englischen Court, ging 1620 noch einmal nach Kopenhagen und starb am 24. Oct. 1623. Verheirathet war Sebastian v. B. mit Gertrud, geb. Moller; die Ehe blieb kinderlos. Seine Wittwe heirathete in zweiter Ehe den berühmten Friedrich Lindenbrog. – Schon 1610 hatte v. B sich vom Senat bevollmächtigen lassen, eine Bibliothek für das Johanneum zu sammeln; ob und wie viel er an Geld oder Büchern selbst dazu hergegeben hat, ist unbekannt: doch vermochte er durch seinen Einfluß nicht nur einzelne Privatleute und Senatoren zu Geschenken an Büchern für die Johannisschule, sondern [369] wußte auch von mehreren Zünften werthvolle Werke für dieselbe zu erwerben. Diese Bemühungen um die Bibliothek setzte v. B. sein ganzes Leben hindurch fort, ja in seinem Testamente vermachte er der Bibliothek ad St. Johannis die Renten von 300 Mark jährlich mit 15 Mark, außerdem sollte der Rector jährlich 8 Mark, der Conrector 7 Mark als Inspector der Bibliothek erhalten. Seine eigene Bibliothek, auf 1000 Mark taxirt, sollte zum Besten der Erben verkauft werden. Dies Testament aber wurde nicht ausgeführt, da v. B. früher starb als die Reinschrift fertig war und von ihm unterschrieben werden konnte. Auch protestirte die Wittwe und ihr zweiter Ehemann gegen das Testament. Dies hatte einen langjährigen Proceß zur Folge, der endlich 1648 durch einen Vergleich beigelegt wurde, durch den nicht nur die v. Bergen’schen Bücher, sondern auch die von Friedr. Lindenbrog († 1648) der Bibliothek anheim fielen. Sein Bildniß ist von C. Fritzsch in Kupfer gestochen und von C. Kiesel lithographirt; auch findet man es in Chr. Petersen’s „Geschichte der Hamburger Stadtbibliothek“ S. 68. Von seinen Schriften, deren das Hamburger Schriftstellerlexikon 13 aufführt, mögen genannt werden: „32 Theses de jure testium“, Witteb. 1583 fol.; „Disputationes II de tutela et cura“, Witteb. 1583 et 1584; ferner „Disputationes IV de donationibus et testamentis subjectae explicationi institutionum imperialium“, Witteb. 1584. 4. Unter seinen Manuscripten, die auf der Hamburger Stadtbibliothek aufbewahrt werden, befinden sich auch die Tagebücher seiner Gesandtschaften.

Vgl. Wilkens, Ehrentempel S. 35. – Beuthmer, 18. – Moller. I. 40. 41. – Thieff I. 42-44. – Buck, Die Hamburger Bürgermeister S. 68. S. 69 – Chr. Petersen, Gesch. der Hamb. Stadtbibliothek S. 15-19. – Fabricii Memoriae I. 153-155.