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Artikel „Unckel, Bartholomäus de“ von Jakob Schnorrenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 278–279, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bartholomaeus_von_Unckel&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:58 Uhr UTC)
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Unckel: Bartholomäus de U., Kölner Buchdrucker des 15. Jahrhunderts. Wie bei so vielen der ältesten Buchdrucker, so sind auch seine äußeren Lebensumstände in ein dichtes Dunkel gehüllt, und nur seine Drucke geben von seinem Dasein Nachricht. Gebürtig aus Unkel, einem auf dem rechten Rheinufer oberhalb Bonn gelegenen Städtchen, begann B. im J. 1475 als Buchdrucker in Köln seine Thätigkeit. Dieselbe kann als eine hervorragend fruchtbare und einflußreiche nicht wohl bezeichnet werden, da in einem Zeitraume von etwa 10 Jahren nicht viel mehr als 20 bis 25 Drucke aus seiner Officin hervorgingen, darunter wenige von bedeutenderem Umfange. In der Wallraf’schen Sammlung kölnischer Incunabeln finden sich 22 Unckel’sche Drucke vor und zwar fünf mit Angabe des Druckers. Das erste datirte Werk, die Homilien Gregor’s und Origines’, erschien 1475; nach 1486, in welchem Jahre Dederich’s von Münster Christenspiegel von Bartholomäus von U. gedruckt wurde, ist kein Druck mehr von ihm bekannt geworden, so daß man nicht fehlgehen wird, wenn man dieses Jahr als das Endjahr seiner Thätigkeit als Drucker annimmt. Außer dem letztgenannten Werke, einem Bändchen in Duodezformat, druckte er im J. 1480, wol als seine bedeutsamste Leistung, gleichfalls ein Werk in niederdeutscher Mundart, den Sachsenspiegel des Eike von Repkow. Da die Typen dieses Druckes große Aehnlichkeit mit denjenigen haben, welche in der ersten niedersächsischen Kölner Bibel zur Anwendung gelangten, so hat man den Bartholomäus de U. auch als Drucker dieser angenommen. Indeß schon Niesert weist in seiner ‚Literärischen Nachricht über die erste zu Köln gedruckte niederdeutsche Bibel‘ (Coesfeld 1825) in völlig überzeugender Weise nach, daß dieses Werk aus der Officin des ungleich bedeutsameren Kölner Druckers Heinrich Quentel hervorgegangen ist. Vgl. auch Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels bis in das 17. Jahrhundert. Leipzig 1886, S. 97. Eine große Aehnlichkeit der beiden Typengattungen läßt sich nicht verkennen; doch sind diejenigen des Sachsenspiegels größer und fetter. Diese sehr seltene erste Ausgabe aus dem Jahre 1480 enthält 274 Blätter, in 2 Columnen, mit 38 Zeilen; ohne Signaturen, Custoden und Seitenzahlen. Blatt 1–16 ein Register, überschrieben: „Registrum. | (H)Ir begynet | dat register | des eyrsten | boukes des Speygels | der Sassen. Bl. 17a beginnt das Werk selbst nach einem Holzschnitt [279] mit Zeile 1: (D)Es hilligen | geistes myn | ne dei sterke. Bl. 17–84 ist erstes, Bl. 85–156 zweites, Bl. 157–237 drittes Buch. Bl. 237a, Col. 2 befindet sich in 5 Zeilen folgende Schlußschrift: Itē explicit hec mateia scz spe | culū saxonie cū glosa sua. 7 illa | ē Inpffa Colonie p me Bar-|tholomeū de Vnckel Anno a | natītate dni Mcccclxxx* | Das 238. Blatt ist leer. Bl. 239a linke Col., Zeile 1 fängt an: (H)Ir begynnet dat register des sche- | dēclotes. Bl. 240–274 folgt: (C) Autela des | speigels vā | Sassen by | ich genant. Bl. 274b, Col. 1 die letzte oder 37. Zeile: te genogē latē * Et sic ē finis.

Im großen und ganzen machen die Drucke des Bartholomäus de U. den Eindruck sorgfältiger Ausarbeitung. Die Typen sind recht scharf und deutlich; sie stehen in der Mitte zwischen den größeren und mittleren Typen des Ulrich Zell. Manche seiner Drucke weisen Signaturen auf, wie es scheint besonders die in den letzten Jahren seiner Thätigkeit aus seiner Officin hervorgegangenen und einer derselben „Cordiale quatuor novissimorum“, sowol ein undatirter, wie ein datirter vom Jahre 1483, trägt in der Schlußschrift den Censurvermerk der Kölner Universität: admissum ac approbatum ab alma universitate coloniensi.

Ennen, Katalog der Inkunabeln in der Stadt-Bibliothek zu Köln. Abth. 1, S. XIV. Drucke S. 89–94. – Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert. S. 97.