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Artikel „Böse, Heinrich“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 187, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%B6se,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 17:15 Uhr UTC)
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Böse: Heinrich B., bekannter unter dem Namen der alte Böse oder Hauptmann B. war eine der bekanntesten und volksthümlichsten Persönlichkeiten in der Franzosenzeit in Bremen, später im Königreich Hannover, wo er im Bremischen (der Landdrostei Stade) einen enormen Einfluß auf die bedeutenden Bauerschaften hatte. Die wohlhabende Familie stammte aus Stotel im Osterstade, und war nachher in Bremen ansässig, dort ist B. am 14. April 1783 geboren; bis zum zwölften Jahre in sehr mäßiger Schule gebildet, dann aber von einem Emigranten, der sich Fançon nannte, aber zur hochadlichen Familie der Villaret gehörte, trefflich erzogen. Er wollte studiren, aber sein Vater verlangte, daß er Kaufmann würde, als solcher wurde er durch die französischen Erpressungen fast ruinirt. Im Hasse gegen die Fremdherrschaft, und im Geheimen die patriotischen Männer Bremens um sich sammelnd, schloß er sich der Sicherheit wegen, und um in sichern Besitz der nöthigen Nachrichten zu gelangen, ostensibel an den französischen Präfecten an, der ihm vielfach entgegenkam, weil B. nichts für sich suchte. Am besten gelang ihm dieses Spiel durch das Anlegen einer von Napoleon sehr gewünschten Rübenzuckerfabrik, zuerst in Hoya, dann an mehreren Orten, in Minden, Rinteln, auch an der Elbe und Ostsee; Jérôme hatte heimlich aber unmittelbar gestattet, daß er in den Fabriken im Königreich Westfalen den eingeschmuggelten engl. Rohzucker verarbeiten konnte. Wie er in seiner Jugend vor 1807 durch England, Portugal, Spanien und Frankreich gereist war, so bereiste er nun seit 1809 Deutschland, in Bremen dabei stets einen Herd für künftige Erhebungen planend; er war so, eben seit 1812 verheirathet, der Mittelpunkt des Aufstandes, als Tettenborn nach der Schlacht bei Leipzig in der Nähe Bremens erschien. B. hat darauf eine Compagnie freiwilliger hanseatischer Jäger auf eigene Kosten errichtet, erhielt das Hauptmannspatent und marschirte mit seinen Leuten, die dem Kronprinzen von Schweden attachirt wurden, bis Lille. Sein hohes Ansehen in Bremen erhielt sich auch im Frieden; er gab aber das Geschäft ganz auf, kaufte sich einen Hof in Bederkesa und gewann hier bald unter den Landleuten den größten Einfluß. Er war ein unübertrefflicher Volksredner, hochdeutsch und plattdeutsch, schlagend, packend und den Bauern im edelsten Sinne verständlich. Ein politischer Führer konnte er nicht sein, darum folgte er, nach dem Verfassungsumsturze 1837, im Bremischen und Königr. Hannover als Abgeordneter in den Ständen willig den liberalen Leitern, aber er war eine sehr wichtige Macht, denn wie der alte B., so stimmten unfraglich die 17 Bauer-Abgeordneten. 1848 konnte er sich wenig mehr betheiligen, doch trat er noch für die deutsche und die liberale Idee bei den Wahlen zum Parlament und für die hannoverschen Stände ein. Er forderte, damit das Landvolk verstehe, was die Herren meinten, in den Volksversammlungen unseres Nordens plattdeutsche Verhandlung. Er starb 15. Aug. 1867 in Bremen; aber des alten B. wird immer in jener Provinz noch in hohen Ehren gedacht. Seine Thätigkeit in der Franzosenzeit hat er selbst 1838 aus dem Gedächtniß beschrieben: „Erinnerungen aus dem Leben etc. von Hauptmann Böse; zum Besten des Bremer Mädchens von 1813 Anna Lühring, ehemaligem Lützower Fußjäger“.