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Artikel „Anton, Eduard“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 17–18, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anton,_Eduard&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:27 Uhr UTC)
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Anton: Eduard A., Buchhändler. 1793 begründeten J. Hermsdorf und C. G. Anton in Görlitz eine Buchhandlung, die als der ursprüngliche Anfang des Hallischen Geschäftes zu betrachten ist. Die Firma Hermsdorf und Anton bestand bis 1798, in welchem Jahre Hermsdorf austrat und Christian Gotthelf Anton Alleinbesitzer wurde und auch von da ab unter seinem alleinigen Namen firmirte. Sein Sohn Hermann Eduard A., geboren am 17. December 1794, besuchte von 1803–10 das Görlitzer Gymnasium, an dem später sein Vetter Anton Rector ward. Er zeigte Neigung, Beruf und eine lebhafte Vorliebe für die Naturwissenschaften, und diese machten den Wunsch in ihm rege, das Forst- oder Bergfach zu wählen; indeß sein Vater wünschte dem Sohne dereinst das eigene Geschäft zu übergeben, und so trat denn der 14-jährige, angehende Primaner des Görlitzer Gymnasiums 1810 als Lehrling in die Renger’sche Buchhandlung in Halle ein. In Halle, wo er im Hause des bellestristischen Schriftstellers Dr. Eberhard, des Disponenten der Renger’schen Buchhandlung, liebevolle Aufnahme fand, mußte er zwar ebenso gut wie jeder andere die Obliegenheiten eines damaligen Buchhändlerlehrlings – darunter gelegentlich auch Botengänge für die Frau Doctorin und Markthelferdienste übernehmen; es war ihm aber vergönnt, nebenbei seine litterarischen und naturwissenschaftlichen Studien weiter zu pflegen; den Unterhalt seiner Sammlungen, deren Anlage er bereits während seiner Gymnasialzeit besorgt hatte, wie seiner kleinen Bibliothek, in der besonders Bechstein’s ornithologisches Taschenbuch, Salis’ und Matthisson’s Gedichte glänzten, ermöglichten dem ernsten, strebsamen Jüngling die gesparten Taschengelder und „Frühstückssechser“. Diesem beschaulichen emsigen Emporstreben machten die Befreiungskriege ein plötzliches Ende: Der 19jährige Jüngling konnte dem Begeisterungssturm, der bei seinem Beginn die gesammte Blüthe der deutschen [18] Jugend ergriff, nicht widerstehen, und als freiwilliger Jäger in Lützow’s Freicorps nahm er 1813 wie 1815 an dem Feldzuge gegen Frankreich theil. Eine Schilderung seiner Erlebnisse während des Krieges legte er in der Zeitschrift „Ameise“ nieder; ein ausführliches Tagebuch jener Zeit fand sich unter seinen hinterlassenen Papieren. Nach dem Friedensschluß war A. als Gehülfe im väterlichen Geschäfte in Görlitz, in der Böhme’schen Buchhandlung in Leipzig, wie auch in der Liebeskind’schen, und zuletzt wieder in der Renger’schen Buchhandlung in Halle thätig. Im Jahre 1822 verlobte er sich mit der Tochter des Leipziger Professors Hebenstreit; am 9. Mai 1822 eröffnete er in Halle eine Sortimentsbuchhandlung. Den Verlag des Vaters übernahm er einige Jahre später und vereinigte ihn mit der von ihm in Halle erschienenen unter der Firma Ed. Anton. Von nun ab widmete er sich seinem jungen Verlage mit größter Hingebung, unterstützt durch seine wissenschaftliche Bildung, sodaß derselbe sehr bald in Gelehrtenkreisen geachtet und geschätzt wurde. Den Hauptbestand seiner Verlagsartikel bildeten, wie dies vorauszusehen war, naturwissenschaftliche Werke, so Philippi’s Enumeratio Molluscorum Nitzsch’s Pterylographie u. a., indeß verlegte er auch die Rechen- und Sprachbücher der Volksschullehrer Harnisch und Scholz, sowie viele Schriften von Blasius, Bernhardy, Tholuck, Rosenkranz, Leo, Burmeister, Hoffmann u. A. Nach 80jähriger Thätigkeit, reich an Arbeit, aber auch an Erfolgen, übergab er dann 1858 sein Sortimentsgeschäft und 1859 auch den Verlag seinem ältesten Sohne Max Anton (geb. 24. December 1824), der zur Zeit Chef der Firma ist und dieselbe noch jetzt ganz im Sinne seines Vaters leitet. Er selbst aber widmete sich bis zu seinem am 24. März 1872 in Halle erfolgten Tode ausschließlich seinen wissenschaftlichen Studien, seiner Sammlerthätigkeit und gemeinnützigen Bestrebungen. Litteratur, Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften – Mineralogie, Geologie, Paläontologie, Conchyliologie – waren die Gebiete, welche er vorwiegend bearbeitete. Seine Sammlungen erlangten mit der Zeit einen wohlverdienten Ruf in Fachkreisen, umfaßte doch seine Conchyliensammlung 4412 Arten in 13500 Exemplaren; von den ersten hatte er 348 als neu scharf diagnosticirt. Der Katalog dieser Sammlung, den er 1839 herausgab, überschritt weit seinen ursprünglichen Zweck und war weniger Katalog, denn ein Lehrbuch der Conchyliologie. Durch ihn, sowie durch eine Reihe kleinerer Publicationen trat er vollwichtig in die Reihe der Fachmänner ein. Er unterhielt eine lebhafte wissenschaftliche Correspondenz, wurde Ehrenmitglied der Academy of Natural Sciences in Philadelphia und die Schärfe seiner Beobachtungen brachte ihm solchen Ruf ein, daß er oft von auswärts Conchylien zur Bestimmung zugesandt erhielt. Als in den fünfziger Jahren seine Augen schwach wurden, entsagte A. seinen Studien und verkaufte seine Sammlungen. Gegen diejenige der Korallen, Seeigel und Seesterne tauschte der alte eingefleischte Sammler eine Siegelsammlung ein. Von jetzt beschäftigte er sich nur noch mit allgemeinen, naturwissenschaftlichen, geschichtlichen und heraldischen Studien, sowie mit der Pflege seiner Münz- und Siegelsammlung. Was die gemeinnützige Thätigkeit Anton’s betrifft, so entfaltete er als Stadtverordneter, Mitglied des Dompresbyteriums, eine reiche ehrend anerkannte Wirksamkeit. Auch in den politischen Parteikampf trat er ein, und im Sturmjahre 1848 wirkte der ehemalige alte Lützower als Gegner der extremen Richtung. Die speciell buchhändlerischen Interessen aber förderte er dadurch, daß er s. Z. erfolgreich den Anstoß dazu gab, daß den jüdischen Buchhändlern der Zutritt zur Börse gestattet wurde,