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Artikel „Andreas von Regensburg“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 448–449, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Andreas_von_Regensburg&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:21 Uhr UTC)
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Andreas von Regensburg, Geschichtsschreiber, geboren am Ausgang des 14. Jahrhunderts, † um die Mitte des 15., hat außer seinen Werken wenige Spuren seines Lebens zurückgelassen. Nach einer Angabe Aventin’s, gegen deren Richtigkeit jedoch manche Gründe sprechen, wäre er ein geborener Böhme, Namens von Broda. Nachdem er in seiner Jugend die Schule zu Straubing besucht und in der Pfingstwoche des Jahres 1405 zu Eichstädt die Priesterweihe empfangen hatte, trat er 1410 im Kloster St. Mang in einer Vorstadt von Regensburg in den Orden der regulirten Chorherren. Regensburg stand damals noch unter dem Einflusse der von Albert dem Großen angeregten, von Konrad [449] von Megenberg fortgepflanzten, auf Polyhistorie gerichteten litterarischen Rührigkeit, deren Vorbilder auf A. gewirkt haben werden. Aus dem Jahre 1422 rühren seine Erstlingswerke, eine kleine Schrift, betitelt: „De statu urbis Ratisbonensis antiquo et de variis haeresibus“ und ein „Chronicon generale“ in welchem er hauptsächlich den Martinus Polonus, um mit seinem eigenen Worte zu sprechen „ausgepluet,“ aber auch manche brauchbare eigenthümliche Nachrichten gesammelt hat. Durch diese Werke zog der Verfasser die Aufmerksamkeit des Herzogs Ludwigs des Gebarteten von Baiern-Ingolstadt auf sich, der ihn mit der Abfassung seines Hauptwerkes beauftragte, des „Chronicon de ducibus Bavariae“, und so der Geschichtschreibung jene Förderung angedeihen ließ, welche für die Wittelsbachischen Fürsten fortan traditionell geworden ist. Das Werk, das als „Chronickh von den Fürsten zu Bayrn“ von A. selbst ins Deutsche übertragen wurde, zeigt in der Darstellung ganz die Unbehilflichkeit, aber auch Treuherzigkeit der Zeit; in den älteren Abschnitten enthält es zahlreiche Fabeleien, wie es denn z. B. die Baiern aus Armenien einwandern läßt und den Namen des baierischen Nordgaues von einem baierischen Fürsten Norix, Sohn des Hercules, ableitet; für die jüngeren Zeiten aber ist es eine unserer werthvollsten Quellen, so daß Aventin dadurch veranlaßt wurde, dem A. den Ehrentitel eines baierischen Titus Livius zu geben. Die deutsche Chronik der baierischen Fürsten reicht bis zum Jahre 1452, die lateinische nur bis 1439, bei welchem Jahre die bis 1486 geführte Fortsetzung eines anderen Regensburger Priesters, Leonhard Peuholtz von Operchoven[1], anknüpft. Dem „Chronicon generale“ hat A. selbst durch das sogenannte „Diarium sexennale“, das die Jahre 1422–1427 umfaßt, eine Fortsetzung gegeben. Um ein Jahr weiter reicht ein ebenfalls von A. verfaßtes „Chronicon episcoporum Ratisbonensium.“ 1431 ging A. als Gesandter seines Kloster zu Herzog Ernst nach Straubing und wußte dort, wie er selbst mit großem Behagen erzählt, dessen Interesse an seiner Chronik mit mönchischer Schlauheit zu Gunsten eines Rechtsanspruches seines Klosters zu verwerthen. A. eröffnet die Reihe der Vorgänger Aventin’s, jener Chronisten, welche in Baiern im Laufe des 15. Jahrhunderts, meist von den Fürsten angeregt oder unterstützt, so zahlreich auftraten, wie um diese Zeit kaum in einem anderen deutschen Lande. Sein Todesjahr ist unbekannt. Von seinen Werken sind die meisten im ersten Bande von Oefele’s „Scriptores rerum Boicarum“, die deutsche Chronik der baierischen Fürsten im zweiten Bande der Sammlung historischer Schriften von v. Freyberg gedruckt.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 449. Z. 22 v. o. l.: Pauholtz v. Osterchoven. [Bd. 2, S. 797]