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Artikel „Ameis, Karl Friedrich“ von Gustav Emil Lothholz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 392–393, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ameis,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:07 Uhr UTC)
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Band 1 (1875), S. 392–393 (Quelle).
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Ameis: Karl Friedrich A., tüchtiger Philolog und Schulmann, geb. zu Bautzen am 26. August 1811, † zu Mühlhausen am 29. Mai 1870. Schon auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt durch den gelehrten Rector K. Gottfried Siebelis für das Alterthum begeistert, widmete sich A. dem Studium der Philologie, zuerst in Leipzig unter der Leitung von Gottfried Hermann, dem er in der Schrift: „G. Hermanns pädagogischer Einfluß“ (Jena 1850) ein schönes Denkmal der Pietät gestiftet hat, sodann in Halle, wo er den Anregungen des geistreichen und gelehrten Bernhardy sehr viel zu danken hatte. Seine pädagogische Thätigkeit begann er im J. 1835 als Probelehrer in Magdeburg; schon nach zwei Jahren erhielt er einen Ruf an das Gymnasium zu Mühlhausen, an welchem er bis zu seinem Tode, seit 1844 als erster Oberlehrer, eine ungemein segensreiche Wirkung entfaltet hat. Ein Mann von großer, fast übersprudelnder Lebendigkeit, der Gabe des Wortes in seltenem Grade mächtig, energisch und durchgreifend, wurde A. bald die Seele der Anstalt, die zur Zeit seines Eintritts in starken Verfall gerathen war. – Die ersten Proben seiner philologischen Studien legte er in einem gehaltreichen Programm „Bemerkungen zu Theokrits Idyllen“ (Mühlhausen 1840) der gelehrten Welt vor. Durch seine 1846 bei [393] Didot in Paris erschienene Ausgabe des Theokrit, Bion und Moschus begründete er seinen Ruf als Gelehrter auch im Ausland. Von seiner eingehenden Beschäftigung mit den griechischen Bukolikern gibt auch Zeugniß ein umfängliches Programm über den Gebrauch des Artikels in den griechischen Bukolikern als Probe eines Lexikons über diese Dichter (Mühlhausen 1846). In den letzten Decennien seines Lebens hatte A. seine Studien vorzugsweise auf Homer concentrirt und bewährte sich als einer der genauesten Kenner auf dem Gebiete der homerischen Forschung. Von seiner vortrefflichen Schulausgabe der Odyssee erschienen in rascher Folge vier Auflagen; mit der Bearbeitung der Ilias war er bis zum 6. Buche vorgeschritten, als ihn der Tod ereilte. Aus den besonders erschienenen kritischen und exegetischen Anhängen erkennt man, wie vertraut er sich mit allen für das Verständniß des Dichters wichtigen Fragen gemacht und wie selbständig er die tiefgreifenden neueren Forschungen zu verwerthen gewußt hat.

Rede auf K. Fr. Ameis am Tage seiner Beerdigung 1. Juni 1870 von Director K. Wilhelm Osterwald. Mühlhausen 1871. 4°.