ADB:Albrecht von Kemenaten
Rudolf v. Ems in den litterarhistorischen Abschnitten seines Alexander und seines Wilhelm als deutscher Dichter gerühmt; nach der Stelle zu urtheilen, welche ihm Rudolf unter den übrigen dort namhaft gemachten Poeten anweist, muß Albrecht um das J. 1240 gewirkt haben. Ferner nennt er sich selbst als Verfasser in der zweiten Strophe eines nur in geringen Bruchstücken uns erhaltenen Gedichtes vom Zwergkönig Goldemar. Mit diesem Fragmente stimmen in der Strophenform (der sogenannten Berner Weise), dem Stil, der Mischung volksmäßiger und höfischer Elemente, dem alemannischen Dialecte drei andere Gedichte überein, die ebenfalls Dietrichs v. Bern[WS 1] Kämpfe mit Riesen und Zwergen zum Gegenstande haben: die Virginal, der Sigenot und das Eckenlied. Man hat daher angenommen, daß alle vier von Albrecht verfaßt seien. Aber gründlichere Untersuchung zeigte die Irrthümlichkeit dieser Ansicht. Weder die Virginal noch der Sigenot und Ecke sind einheitliche und genuine Werke, vielmehr insgesammt überarbeitet, wenngleich sie, selbst in dieser modificirten Gestalt, noch dem 13. Jahrhundert angehören. Und die Erwähnung Albrechts im Goldemar trägt einen so auffallenden Charakter, daß die Vermuthung, auch dieses Gedicht liege nicht in seiner ursprünglichen Gestalt, sondern in einer Umarbeitung vor, sich schwer abweisen läßt. Es bleibt sogar dahingestellt, ob die älteren, nur zu erschließenden, Fassungen der vier Dichtungen sämmtlich oder bloß zum Theile von Albrecht herrühren; man kann sehr wohl sich vorstellen, daß sein Beispiel Nachahmung in gleicher Manier erweckte. Da somit seine Autorschaft auf unsicheren Füßen steht, muß gänzlich auf eine Charakteristik der ihm zugeschriebenen Werke verzichtet werden.
Kemenaten: Albrecht v. K. wird von- Deutsches Heldenbuch, Bd. V (Berlin 1870), herausgegeben von Zupitza. Wilmanns in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, XV, 294–309. Derselbe in den Altdeutschen Studien (Berlin 1871), S. 95–140. Steinmeyer ebendaselbst S. 63–94.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Gestalt der Nibelungensage; vgl. Theoderich der Große.