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Artikel „Kemény von Gyerö Monostor, Graf Joseph“ von Eugen von Trauschenfels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 597–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kem%C3%A9ny,_Joseph_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:01 Uhr UTC)
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Kemény: Graf Joseph K. von Gyerö Monostor, Geschichtsforscher, ein Sohn des 1806 in den Grafenstand erhobenen Freiherrn Wolfgang K. und der Gräfin Therese Bathyány, wurde am 11. September 1795 in Gerend, im Maros-Ludaser Bezirk des Tordaer Comitates in Siebenbürgen, geboren und starb [598] daselbst am 12. September 1855. Er trat am 7.Januar 1815 bei dem königl. siebenbürgischen Gubernium in Klausenburg in Dienst, blieb bei dieser Behörde und den Gerichten des Koloser Comitates bis zum 13. November 1818 in Verwendung, zu welcher Zeit er auf sein Ansuchen zur königl. siebenbürgischen Hofkanzlei nach Wien und am 9. August 1827 zum siebenbürgischen Thesaurariat in Hermannstadt versetzt wurde. 1835 resignirte er die Stelle eines Thesaurariatssecretärs. Wenn auch als Deputirter und Regalist, allerdings meist nur, wie er selbst sagt, als „der Nothnagel, den man hervorzunehmen sucht, wenn irgend eine alte diplomatische oder geschichtliche Frage aufs Tapet kömmt“, in den siebenbürgischen Landtagen thätig, im J. 1849 an den Verhandlungen des Debrecziner Oberhauses Theil nehmend und nach unterdrückter Revolution als Vertrauensmann der Wiener Regierung in den Berathungen für die neue Organisirung Siebenbürgens mitwirkend, lebte er fortan hauptsächlich seinen historischen Studien und der Vervollständigung der großartigen Sammlungen zur siebenbürgischen Geschichte, die er schon während seiner Dienstzeit angelegt hatte. Diese umfaßten außer einer historischen Bibliothek von mehr als 2000 Bänden an Handschriften: 47 Bände scriptores rerum transsilvanicarum minores, 40 Bände Quellensammlungen, 6 Bände Originalurkunden, 12 Bände Abschriften von Originalien, 14 Bände beglaubigter Abschriften (Transsumpte), 44 Bände verschiedener Abschriften, 43 Bände einer Gegenstände des öffentlichen Rechtes, Landtagsbeschlüsse, Original- und gleichzeitige Landtagsartikel sowie Friedensschlüsse enthaltenden Sammlung, 42 Bände Originalbriefe von Fürsten und Würdenträgern des Landes aus der Zeit von 1526–1818, 10 Bände Briefcopien, 15 Bände Transsilvania possessionaria, 3 Bände Lexicon diplomaticum rerum hungarico-transsilvanicarum, 13 Bände Repertorium nobilitatis, 4 Bände Onomasticon saxo-transsilvanicarum, 5 Bände Lexicon eruditorum, 6 Bände Adversaria historica, Daten zur Geschichte der Nachbarländer, 6 Bände Siegelsammlungen, 18 Bände genealogischer Tafeln, 13 Bände verschiedener historischer Daten unter dem Titel Cartophilaceum. Außerdem besaß er eine ansehnliche archäologische und numismatische Sammlung, die aber in den Ereignissen der Jahre 1848/49 zu Grunde ging. Seine Bibliothek und diese Sammlungen widmete er, als der Landtag 1841 die Gründung eines siebenbürgischen Museums beschloß, diesem und verfügte auch testamentarisch zu dessen Gunsten über dieselben. Sie bilden denn auch den Grundstock und werthvollsten Bestand des durch die Munificenz des Grafen Emerich Mikó 1849 ins Leben gerufenen siebenbürgischen Museums. Historische Arbeiten von Graf K. sind zu finden in den Taschenbüchern Arpádia und Iris, in den Zeitschriften Tudományos gyüjtemény, Erdélyi nemzeti társalkodó, Tudománytár, Uj magyar muzeum, Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandskunde (Beiblatt der in Kronstadt erschienenen Zeitung: Siebenbürger Wochenblatt), Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde und insbesondere in den beiden ersten Bänden des Magazin für Geschichte, Litteratur und alle Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens. Namentlich in dem letzteren stammen nicht nur die besten und meisten Abhandlungen aus seiner Feder, sondern er hat auch zu den von dem Herausgeber Anton Kurz (s. d.) verfaßten in den meisten Fällen das Materiale geliefert und den Plan mitentworfen, wie er denn überhaupt mit seltener Liberalität alle siebenbürgischen Geschichtsforscher, die sich an ihn wandten, mit seinem reichen Wissen und seinen Sammlungen bereitwillig unterstützte. Als selbständige Werke veröffentlichte Graf K.: „Notitia historico-diplomatica archivi et litterarum capituli Albensis Transilvaniae“, Cibinii 1836, 2 Bde.; „Deutsche Fundgruben der Geschichte Siebenbürgens, Klausenburg 1839, 2 Bde., und in Gemeinschaft mit Stephan v. Kovács: „Erdélyország törtenetei-tára“, Klausenburg 1845. Seine historischen Arbeiten [599] zeichnen sich durch Reichthum des historischen Materials, kritisches Streben und Objectivität des Urtheils aus.

Graf Emerich Mikó: Gróf Kemény József emlékezete in der von Csengery Antal herausgegebenen Budapesti szemle. Pest 1860. 33. u. 34. Heft. – C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon. Wien. Bd. XI. – Ungedruckte Briefe des Grafen Joseph Kemény an Anton Kurz in E. v. Trauschenfels, Magazin für Geschichte, Litteratur u. alle Denk- u. Merkwürdigkeiten Siebenbürgens. N. F. 2. Bd. Kronstadt 1860.