„Ein deutscher Freihandels-Apostel“

Textdaten
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Titel: „Ein deutscher Freihandels-Apostel“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 472
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[472] Ein deutscher Freihandels-Apostel“. So nannte die „Gartenlaube“ im Jahrgang 1863 den berühmten volkswirthschaftlichen Schriftsteller Julius Faucher, der, seiner Fahne bis zum Ende getreu, am 12. Juni dieses Jahres in Rom gestorben ist. Er ist nur achtundfünfzig Jahre alt geworden und stand in der höchsten Manneskraft, als vor fünfzehn Jahren die „Gartenlaube“ zu seiner Lebensschilderung sein Bildniß brachte. Wie die Freundeshand Heinrich Beta’s ihn vor uns hingestellt hat, mit seiner gewaltigen Arbeitskraft, seinem vielseitigen Wissen und dem Scharfblick, der in ihm sofort das volkswirthschaftliche Genie und den culturgeschichtlichen Hellseher erkennen ließ, – so hat er fortgewirkt, bedeutend als Schriftsteller, aber noch weit bedeutender als Redner, selbst als in den letzten Jahren seine Gesundheit erschüttert war und ein Augenleiden ihm das Schaffen erschwerte.

Faucher’s schriftstellerische Hauptthätigkeit blieb seit 1863 seiner „Vierteljahrsschrift für Volkswirthschaft und Culturgeschichte“ gewidmet. Im Kriege 1870 hatte ihm die englische Zeitung „Daily News“ die Organisation der Berichterstattung vom Feld aus anvertraut. Ebenfalls in englischer Sprache schrieb er über die Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland und über die englischen Branntweinzölle. Als eine werthvolle Reisefrucht begrüßte man seinen „Winter in Italien, Griechenland und Constantinopel“ (zwei Bände, Magdeburg, Faber); sein letztes Werk war das von Rümpler in Hannover 1877 gedruckte Buch: „Vergleichende Culturbilder aus den vier europäischen Millionenstädten“ (Berlin, Wien, Paris und London).

Was aber hatte in derselben Zeit dieser eine Mann als Redner und Organisator geleistet! Wollen wir auch seine Thätigkeit im preußischen Landtage nicht besonders hervorheben, so verdient dies doch vor Allem seine anregende Theilnahme an vielen volkswirthschaftlichen Congressen. Er hat 1865 in Wien das Eintreten des Kaiserstaats in das System der Cobden’schen Handelsverträge betrieben und wiederholte dies drei Jahre später in Petersburg für Rußland. Auf dem volkswirthschaftlichen Congreß zu Breslau (1868) gründete er den „Verein für Fluß- und Canalschifffahrt“. Bei der Landtagswahl 1871 dem Exminister Bodelschwingh erlegen, lebte er wieder in London und auf Reisen, nahm 1873 Theil am volkswirthschaftlichen Congreß in Wien und an den Arbeiten der Presse für Wiederherstellung der Valuta in Oesterreich. Auch die Feste des „Cobden-Clubs“ in London ehrten in ihm einen ihrer besten Sprecher. Wer so, wie Julius Faucher, in zweien Nationen Führer-Ehre auf einem der wichtigsten Arbeitsfelder erworben, wird nicht sobald der Vergessenheit anheimfallen.