„Ein Priester der Gewissensfreiheit“

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: „Ein Priester der Gewissensfreiheit“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 748
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[748] „Ein Priester der Gewissensfreiheit“ †. „Wenn der Glaube selig macht, wie das orthodoxe Dogma lehrt, so geben gute Werke, aus der Erkenntniß der Wahrheit entsprossen, Freiheit und Macht, Selbstvertrauen und Freude.“ So schloß vor elf Jahren ein Lebensbild unseres Gustav Adolf Wislicenus, das seinem Bildnisse in der „Gartenlaube“ zum Begleiter diente. Damals begann er die Veröffentlichung seines größten schriftstellerischen Werkes: „Die Bibel, für denkende Leser betrachtet“. Der im Leben so lange Zeit ruhelos umhergeworfene Denker hatte sein sechszigstes Jahr und eine Reihe harter Kämpfe, Leiden und Siege hinter sich – da, in politisch arg bewegter Zeit, gebot er sich selbst Ruhe und Sammlung und vollendete ein Werk, dessen Bedeutung und Wirkung erst künftigen Geschlechtern ganz zu Gute kommen wird. Wie im ganzen Leben, so auch noch im hohen Alter, da er die Siebenziger beschritten hatte, innig theilnehmend an allen vaterländischen und religiösen Bestrebungen, hatte er der deutschen Siege sich gefreut und in den neuen Glaubenskampf selbst mit seinem klaren überzeugenden Worte eingegriffen, mit scharfem Blicke die schwarzen Gegner beobachtend – da schließt plötzlich der Tod diese Augen. Wislicenus – seit mehr als einem halben Jahrhunderte ein Kämpfer im edelsten Sinne – ist am Abende des 14. Octobers in seiner letzten Heimath, Zürich, gestorben.

So ist denn wieder Einer von der alten Garde dahin, die am Wartburgfeuer der Burschenschaft für das ganze Leben die Richtung der Liebe und des Hasses empfangen. Schärfen auch für den neuen Kampf sich neue Geister, so mögen sie sich doch ein Vorbild sein lassen diesen Alten, der mit dem Muthe eines Helden und der Ueberzeugungstreue eines Mannes alle Liebenswürdigkeit eines bescheidenen, guten Menschen verband. Hat er auch des Lebens Höhe erreicht, doch wird Jeder, der ihn kennen und lieben gelernt, an seinem Grabe klagen: Du gingst zu bald von uns. – Um so heiliger soll uns sein Andenken sein.