« [[Über die Riesen/|]] Philon
Über die Riesen
Text »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[53]
Einleitung zu: „Über die Riesen“ und „Über die Unveränderlichkeit Gottes“

Die beiden in den Ausgaben unter besonderen Titeln aufeinander folgenden Schriften De gigantibus (περὶ γιγάντων, Über die Riesen) und Quod deus sit immutabilis (ὅτι ἄτρεπτον τὸ θεῖον, Über die Unveränderlichkeit Gottes) bildeten ursprünglich ein einziges Buch, dessen vollständigen Titel Eusebius in seinem Verzeichnis der philonischen Schriften anführt: περὶ γιγάντων ἢ περὶ τοῦ μὴ τρέπεσθαι τὸ θεῖον. Die gewaltsame Trennung des einen Buches in zwei Teile wird, abgesehen von der darauf aufmerksam machenden Notiz eines Abschreibers, durch den Schluß der Schrift De gigantibus bezeugt, deren letzte Worte: ἔστι δὲ ταῦτα· unmittelbar auf den ersten Satz des folgenden Traktates hinweisen, eine Verbindung, die wir bei Philo wohl häufig zwischen den einzelnen Abschnitten ein und desselben Buches, aber niemals als Überleitung zu einem neuen Buche finden. Die Schrift De gigantibus schließt sich nicht unmittelbar an die[54] vorausgehende De posteritate Caini an, die mit der allegorischen Erklärung von 1 Mos. 4, 25 schließt, während De gigantibus mit der von 1 Mos. 6, 1 einsetzt. Aus der Tatsache, daß von christlichen Exzerptoren der philonischen Schriften Abschnitte aus De gigantibus angeführt werden, die sich in dieser Schrift tatsächlich nicht finden, hat L. Massebieau (Le classement des Oeuvres de Philon, Paris 1889, p. 23) geschlossen, daß uns der philonische Traktat Über die Riesen unvollständig erhalten ist und daß er mit einer verlorenen Abhandlung über die Nachkommenschaft Seths begonnen haben müsse, die den allegorischen Kommentar zu 1 Mos. 4, 26–5, 32 enthielt, woraus sich dann auch die Worte De sobrietate § 52: ἔφαμεν πάλαι, ὅτι Σὴμ ἐπώνυμός ἐστιν ἀγαθοῦ... mit Bezug auf eine vorher gegebene Auslegung von 1 Mos. 5, 32 erklären würden. Ebenso klafft zwischen unseren Traktaten und dem folgenden De agricultura eine große Lücke. — Stofflich enthält die Doppelschrift Über die Riesen und Über die Unveränderlichkeit Gottes die Behandlung zweier sowohl in der jüdischen, wie auch in der urchristlichen Literatur äußerst beliebter Themen, deren eines, der Fall der Engel und ihr Verkehr mit den Töchtern der Menschen, in der jüdischen und christlichen Literatur des Hellenismus häufig noch weit ausführlicher als bei Philo behandelt wurde (siehe Anm. zu § 6), und deren anderes, die Unveränderlichkeit und Affektlosigkeit Gottes, in der religiösen Spekulation der Griechen, Juden und Christen eine große Bedeutung hatte, die durch Max Pohlenz’ diesem Gegenstande speziell gewidmetes Buch „Vom Zorne Gottes“ (Göttingen 1909) ins rechte Licht gerückt wurde.[1]

[55]
Inhaltsübersicht.

Über die Riesen.

1. § 1–5 über 1 Mos. 6, 1.

a) § 1–3 Warum die Geburt des gerechten Noah und seiner Söhne das Auftreten einer großen Menschenfülle auf Erden zur Folge hat.
b) § 4–5 Warum auf der Erde jetzt weibliche Wesen geboren werden.

2. § 6–18 über 1 Mos. 6, 2.

a) § 6 Moses nennt die Dämonen Engel.
b) § 7–11 Alle 4 Elemente bergen Lebewesen in sich, darunter auch die Luft; ihre Bewohner sind die Engel.
c) § 12–16 Von guten und bösen Engeln.
d) § 16–17 Die bösen Engel sind es, die sich mit den Töchtern der Menschen vereinen, unter denen die bösen Begierden der Menschen zu verstehen sind.

3. § 19–57 über 1 Mos. 6, 3.

a) § 19–21 Gottes Geist bleibt nicht lange Zeit im Menschen.
b) § 22–27 Über die doppelte Auffassung des Geistbegriffs.
1. § 22 Nach 1 Mos. 1, 2 ist der Geist Gottes die über dem Wasser hingetragene Luft.
2. § 23–27 Nach 2 Mos. 31, 2–3 und 4 Mos. 11, 17 ist Gottes Geist die lautere Weisheit.
c) § 28–57 Gottes Geist kann nicht in allen Menschen bleiben; denn
1. § 28 es gibt überhaupt von keinem Dinge einen festen Besitz,
2. § 29–47 das Fleisch ist der Grund, warum Gottes Geist nicht in uns bleiben kann, wie es aus 3 Mos. 18, 6 hervorgeht,
3. § 48–55 nur Moses, Gott und der Weise sind beständig nach 4 Mos. 14, 44; 5 Mos. 5, 31; 2 Mos. 18, 14 und 33, 7,
4. § 56–57 der Geist bleibt 120 Jahre bei den Menschen, aber auch Moses erreicht ein Alter von 120 Jahren. Die Erklärung dieses Zusammentreffens wird auf später verschoben.

4. § 58–65 über 1 Mos. 6, 4a.

a) § 58–59 Der Zusammenhang der Riesen der Bibel mit den Giganten des Mythus wird zurückgewiesen.
b) § 60–61 Es handelt sich hier vielmehr um die Teilung der Menschen in drei Klassen: irdische, himmlische und göttliche.
c) § 62–64 Am Beispiel Abrahams wird die Entwicklung eines himmlischen zum göttlichen Menschen nach 1 Mos. 17, 1 geschildert.
d) § 65 Schilderung der irdischen Menschen nach 1 Mos. 2, 24.

5. § 66–67 über 1 Mos. 10, 8.

Der erste Riese Nimrod und seine allegorische Bedeutung.[56]
Über die Unveränderlichkeit Gottes.

1. § 1–19 über 1 Mos. 6,4 b.

a) § 1–3 Die Engel vereinen sich mit den Töchtern der Menschen, nachdem der Geist Gottes von ihnen gewichen ist.
b) § 4–19 Erklärung des Unterschiedes des Zeugens für sich selbst und für andere unter Heranziehung von 1 Mos. 22, 2, 9; 1 Mos. 15, 6 (§ 4); 1 Sam. 1, 28; 2 Mos. 28, 2 (§ 5–7); 1 Sam. 2, 5 (§ 10–15); 1 Mos. 38, 9 (§ 16–18).

2. § 20–85 über 1 Mos. 6, 5–7.

a) § 21–22 Die Ansicht, Gott habe Reue empfunden, wird zurückgewiesen.
b) § 23 Gott ist unveränderlich nach 5 Mos. 5, 31. Das wird bewiesen.
1. § 24–26 dadurch, daß auch der Weise über eine gewisse Ruhe verfügt,
2. § 27–28 durch den Gegensatz Gottes zur Unbeständigkeit der Menschen,
3. § 29–32 durch die Zeitlosigkeit Gottes.
c) § 33–50 Die Worte 1 Mos. 6, 6: ,Gott gedachte daran, daß er den Menschen erschuf auf der Erde‘, führen zu einer Betrachtung der göttlichen Ordnung. § 33–34 Niemand darf ungestraft diese Ordnung verlassen. Sie besteht
1. § 35-36 in dem inneren Zusammenhang (ἕξις),
2. § 37–40 in der Natur (φύσις),
3. § 41–44 in der Seele (ψυχή),
4. § 45–50 in der vernünftigen Seele (διάνοια), die allein den freien Willen erhielt, über Gut und Böse zu entscheiden, nach 5 Mos. 30, 15. 19.
d) § 51–69 Zu 1 Mos. 6, 7 wird erläutert, daß Gott keinen Zorn empfinden könne. § 51–52 Gott kann überhaupt von keinem Affekt ergriffen werden; denn
1. § 53 Gott ist nicht wie ein Mensch nach 4 Mos. 23, 19.
2. § 54–60 Die biblischen Aussagen, daß Gott menschliche Eigenschaften habe nach 4 Mos. 23, 19 und 5 Mos. 1, 31 werden erklärt als Rücksichtnahme auf unvollkommene Leser.
3. § 61–62 Der Fromme erkennt Gott nur nach seiner Existenz, nicht aus seinen Eigenschaften.
4. § 63–69 Für die Masse der Menschen sind fromme Lügen notwendig.
e) § 70–85 Gottes Zorn ist die Quelle des Schlechten, Gottes Gnade die des Guten nach 1 Mos. 6, 8 (§ 70–73); Psalm 100, 1 (§ 74–76) 74, 9 (§ 77–81); 61, 12 (§ 82–85).

3. § 86–116 über 1 Mos. 6, 8.

a) § 86–103 ,Noah fand Gnade‘. § 86 Unterschied zwischen Finden und Wiederfinden.[57]
1. § 87–90 Beispiel für das Wiederfinden 4 Mos. 6, 2 und dessen Auslegung.
2. § 91–98 Beispiel für das mühelose Finden 1 Mos. 27, 20; 5 Mos. 6, 10. 11 und deren Auslegung.
3. § 99–103 Beispiel für erfolgloses Suchen 5 Mos. 1, 43. 44 und seine Auslegung.
b) § 104–116 „Noah fand Gnade vor dem Herrn Gott“. § 104 Unterschied von „Gnade erlangen“ und „einer göttlichen Gnade wert sein“.
1. § 105–106 Göttlicher Gnade wert ist Noah.
2. § 107–108 Unverdiente göttliche Gnade erhielt die ganze Welt.
3. § 109–110 Die göttliche Gnade wird vermittelt durch die Kräfte Gottes oder nach 2 Mos. 33, 17 auch durch Gott unmittelbar.
4. § 111–116 Joseph aber empfängt Gnade vom Oberkerkermeister, d. h. der Lust des Körpers nach 1 Mos. 39, 20. 21. Solche Gnadenbeweise sind abzulehnen.

4. § 117–121 über 1 Mos. 6, 9.

a) § 117–118 Noahs Kinder sind seine Tugenden.
b) § 119–121 Jakobs Kind ist Joseph, der Repräsentant des Körpers und seiner Kräfte nach 1 Mos. 37, 2.

5. § 122–139 über 1 Mos. 6, 11.

a) § 122 Die Geburt des Guten ist der Tod des Bösen.
b) § 123–135 Beweis dafür ist das Gesetz vom Aussatz, und zwar
1. § 123–126 3 Mos. 13, 14. 15,
2. § 127–130 3 Mos. 13, 11–13,
3. § 131–135 3 Mos. 14, 34–36.
c) § 136–139 Beweis dafür ist auch die Begegnung der Thamar mit dem Propheten 1 Könige 17, 10. 18.

6. § 140–183 über 1 Mos. 6, 12.

a) § 140–143 Unter „seinen Weg“ ist der Weg Gottes, der Weg der Weisheit zu verstehen.
b) § 144–183 Es ist die Königsstraße, von der 4 Mos. 20, 17–20 gehandelt wird. Auslegung dieser Stelle unter Heranziehung von 5 Mos. 28, 12 (§ 156); 1 Mos. 48, 15 (§ 157); 4 Mos. 23, 31 (§ 181); Psalm 90, 11. 12 (§ 182); 4 Mos. 31, 8 (§ 183).


  1. Für die jüdischen Religionsphilosophen des Mittelalters ist überdies insbes. auf David Kaufmann, Geschichte der Attributenlehre (Gotha 1877) zu verweisen.
« [[Über die Riesen/|]] Philon
Über die Riesen
Text »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).