Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Maximilian I., Kurfürst von Bayern

Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Maximilian I., Kurfürst von Bayern
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 245–246
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Maximilian I., Kurfürst von Bayern.
Geb. d. 17. April 1573, gest. d. 27. Sept. 1651.


Ein Herrscher von mehr düsterer als heller Färbung des Charakters, voll ernster und strenger Willenskraft, die schon in seinen Zügen sich abspiegelte, mit vollem Recht von seinem Lande, Bayern, als ein großer Regent gepriesen und gefeiert, vom übrigen Deutschland aber mit eben so vollem Recht nicht höher gewürdigt, als er um dasselbe verdient hat.

Maximilian war der älteste Prinz Herzog Wilhelm’s V. von Pfalz-Bayern, von der jüngeren katholisch gebliebenen Wittelsbacher Linie, eines höchst bigotten Fürsten; er wurde zeitig Jesuitenzögling, erhielt auf den Hochschulen Landshut und Ingolstadt eine wissenschaftliche Ausbildung, lernte die alten und noch mehr die neuen Sprachen, und sah sich frühzeitig, schon im 25. Jahre auf dem Throne, da sein Vater demselben freiwillig entsagte, um, wie Kaiser Karl V., in einem Kloster zu sterben, nachdem er Maximilian schon vorher an der Regierung hatte Theil nehmen lassen. Der neue Regent zeichnete den Antritt seiner Herrschaft durch mehrere gute Einrichtungen aus; er verbesserte das Finanzwesen und die Rechtspflege, die Polizei, das Forstwesen und die Kammerverwaltung seines Landes. Als die protestantische Reichsstadt Donauwörth mit dem Abt zum heiligen Kreuz in Streit und Fehde gerathen war, erklärte sie der Kaiser Rudolf II., Maximilian’s Freund, in die Reichsacht und ernannte den letzteren zu deren Vollstrecker. Maximilian zwang im December 1607 Donauwörth zur Unterwerfung, bahnte die Wiederkatholisirung der Stadt an, die überall nicht auf sanften Wegen vorgenommen wurde, und rief dadurch die protestantische Union hervor, die sich solchen Bedrückungen widersetzte und den Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz an ihre Spitze stellte. Ihr bot die katholische Macht alsbald ein starkes Gegengewicht in der 1609 begründeten Liga, deren Oberhaupt Maximilian wurde und zu dem er sich auch trefflich eignete, denn seine Jesuitenlehrer hatten ihm die Seele mit Protestantenhaß erfüllt. Aber selbst gegen einen hochstehenden Glaubensgenossen, gegen den Erzbischof Wolf Dietrich von Salzburg, der nichts von Jesuiten und Liga hören wollte, kehrte Maximilian das Schwert der Rache, fiel in das Erzbisthum und nahm den [Ξ] Erzbischof gefangen, hielt ihn auch bis zu seinem Tode in Haft.

Maximilian zog gegen Friedrich V. von der Pfalz, König von Böhmen, spottweise der Winterkönig genannt, weil nur einen Winter sein Königthum überdauert, und schlug ihn am weißen Berge bei Prag, eroberte später mit Tilly’s Hülfe die Ober- und die Unterpfalz, des geschlagenen Gegners Land, dämpfte den Aufstand in Oberösterreich, und ließ sich 1623 mit der Kurwürde des besiegten und vom Kaiser geächteten Gegners, mit der Oberpfalz, Unterpfalz und dem kaiserlichen Erbtruchsesamte, wie mit der Grafschaft Cham belehnen, was er fast allebehielt, als später der westphälische Friede Deutschland die lang entbehrte Ruhe wiedergab. In dem Eroberungszuge gegen die Pfalzen bestürmte und eroberte Maximilian am 19. Sept. 1622 Heidelberg und zersplitterte die dortige reiche Bibliothek, deren beste Schätze er dem Papst Gregor XV. zum Geschenk machte und so Deutschland derselben auf immer beraubte; eine Menge anderer werthvoller Bücher wurden durch die plündernden Soldaten vernichtet oder verschleppt. Sein Haß gegen die protestantische Kirche und Partei war schonungslos, und steigerte sich, als das wechselnde Geschick auch ihm schwere Prüfungen auferlegte. Gegen Wallenstein war Maximilian eifersüchtig und arbeitete mit an dessen Sturz, ja er war es selbst gegen seinen Schwager und späteren Schwiegervater, den Kaiser Ferdinand II., eifersüchtig gegen jede Vergrößerung der Habsburger Hausmacht.

Im Jahre 1630 erlangte Kurfürst Maximilian an Wallenstein’s Stelle den Oberbefehl über die verbündeten Heere des Kaisers und der Liga, aber jetzt erschien ihm der ebenbürtige Gegner, der Glaubensheld des Nordens, König Gustav Adolph von Schweden, und brach dem Kriegsruhm des Bayernherrschers die Spitze ab. Siegreich schlug Gustav Adolph Tilly bei Breitenfeld aufs Haupt, siegreich zog er nach den Ufern der Donau und des Lech; Tilly fiel und der verdrängte Wallenstein mußte wieder zu Hülfe gerufen werden. Gustav Adolph’s Heer überschwemmte das Bayernland und fügte ihm unsäglichen Schaden zu, wenn auch der König, der als Sieger in die Residenz des flüchtigen Kurfürsten einzog, sich schonend und edel benahm. Der Krieg dauerte fort mit wechselndem Glück; Maximilian berief den tapfern niederländischen Parteigänger Johann von Wirth als General an die Spitze des bayrischen Heeres, sah sich im Jahre 1633 von Wallenstein im Stich gelassen und führte über diesen beim Kaiser bitterste Beschwerde, so daß er wesentlich mit zu Wallenstein’s Fall beitrug. Die durch Herzog Bernhard zu Sachsen 1634 verlorene Schlacht bei Nördlingen verschaffte zwar Bayern einige Zeit Ruhe, allein nicht auf lange, und das unglückliche Land mußte schwer büßen für den Trotz und den Fanatismus seines Fürsten, dem auch in den folgenden Jahren das Glück der Schlachten treulos blieb. Die besten Generale, v. Wörth und Merey, unterlagen, und Turenne und Wrangel verheerten Bayern abermals, bis endlich der Waffenstillstand 1646 wieder eine kurze Ruhe verschaffte. Aber Maximilian brach im darauf folgenden Jahre diesen Waffenstillstand eigenmächtig und hatte dafür sammt seinem Lande die bitteren Folgen zu tragen. Noch im letzten Jahre des dreißigjährigen Krieges wurde er bei Zumorshausen und Augsburg geschlagen, mußte flüchtig werden und büßte auf der Flucht sein ganzes Silbergeräth ein. Nur erst der westphälische Friedensschluß brächte ihm dauernde Ruhe, und er behielt die Kurwürde, die Oberpfalz und die Grafschaft Cham, nur die Unterpfalz gab er zurück. Maximilian überlebte das Ende des dreißigjährigen Krieges noch um drei Jahre, und hatte fast sein ganzes Leben daran gesetzt, den Protestantismus zu bekämpfen. Er war zweimal verheirathet, blieb in der ersten Ehe kinderlos und schloß die zweite im 62. Lebensjahre mit seiner Nichte Anna Maria, der Tochter Kaiser Ferdinand’s II.