Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Ernst Friedrich Germar

Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Ernst Friedrich Germar
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 137–138
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Ernst Friedrich Germar.
Geb. d. 3. Nov. 1786, gest. d. 8. Juli 1853.


Unter den Männern von anerkannter Tüchtigkeit, die mit dem gediegensten Wissen edlen Charakter und tiefes menschliches Gefühl verbanden, nimmt Germar eine sehr würdige Stelle ein. Sein Geburtsort war Glauchau im Schönburgischen; er war der zweite Sohn von vier Söhnen eines dortigen Kaufmannes und Fabrikanten, der diesen Sohn nach den Jahren der Kindheit im Jahre 1797 auf das Lyceum zu Meiningen sandte, dessen damaliger Rector, der Mathematiker und astronomische Schriftsteller Conr. Schaubach, sein Verwandter war. Stand auch in jener Zeit das Gelehrtenschulwesen besonders in kleinen Städten noch nicht auf der Höhe der Jetztzeit, so legten doch auch auf jenem Meininger Lyceum Männer den Grund ihrer wissenschaftlichen Bildung, deren Namen das Vaterland mit hoher Achtung nennt, so der Mineralog wie der Doctor Heim, der in Hamburg verstorbene Philolog Calmberg, der Historiker Johannes Voigt, und unter andern auch Germar. Nach beendigtem Gymnasialkursus bezog letzterer 1804 die Bergakademie zu Freiberg und widmete sich dem Bergwesen unter dem berühmten Werner, bis er sich 1807 nach Leipzig begab und bis 1810 einige Hauptdoctrinen der Naturwissenschaft, Geologie, Mineralogie und Zoologie studirte, auch über Bergrecht Vorlesungen hörte. Freunde in Halle, das Germar von Leipzig aus öfters besuchte, bewogen ihn, sich für die academische Laufbahn zu entscheiden. Er habilitirte sich dort 1810 und wurde Doctor der Philosophie. Im Jahre 1811 trat er eine Reise nach Dalmatien an, die er beschrieb und wissenschaftlich, besonders vom mineralogischen und entomologischen Standpunkte aus, erläuterte, und im Jahre 1812 begann er seine akademischen Vorträge als philosophischer Privatdocent. Nach Steffens Abgang nach Breslau wurde Germar mit der Aufsicht über das mineralogische Museum betraut, das er erst ordnen mußte, um es nutzbar zu machen. Die schwere Zeit der Kriegsjahre brachte der Universität Halle 1813 ihre Auflösung; nach deren Wiederherstellung fehlte es an Studirenden, und Germar’s Lage war, obschon er 1816 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, eine mißliche, und er machte traurige Erfahrungen, die in ihm den Wunsch weckten, Halle [Ξ] zu verlassen. Dazu bot sich im Jahre 1817 eine willkommene Aussicht, es war auf der Forstacademie Dreißigacker die Stelle eines Lehrers in verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft zu besetzen, welche der Director jener Akademie, J. M. Bechstein (Lief. 14), Germar mit ehrendem Vertrauen antrug. Letzterer war auch bereit, die Stelle unter den gebotenen Bedingungen anzunehmen, allein im Juli desselben Jahres wurden ihm von Berlin aus erneute Zusicherungen gemacht und zugleich wurde ihm von ebendaher eine Berufung auf die neu zu errichtende Hochschule zu Bonn in Aussicht gestellt; er lehnte daher den Ruf nach Dreißigacker dankend ab und führte auch noch als Hauptgrund der Ablehnung die Abneigung seiner Frau an, ihren Geburtsort Halle zu verlassen. Indeß gab ihm die 1819 erfolgte Anstellung Carl von Raumer’s als ordentlicher Professor der Mineralogie volle Ursache zur Reue, geblieben zu sein, bis 1822 v. Raumer nach Erlangen abging und Germar 1823 dessen Stelle mit der des Directors des mineralogischen Museums empfing. Rastlos thätig auf dem Gebiete seiner Wissenschaft, hochgeschätzt als Lehrer derselben, als Geognost und Geolog, Mineralog, Paläontolog, aber auch als Entomolog war es Germar vergönnt, durch eine lange Reihe von Jahren ununterbrochen segensreich zu wirken, durch zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen anzuregen und zu fördern und sich die verdienteste allseitige Anerkennung zu erringen. Zeugnisse dieser Anerkennung und gerechten Würdigung waren die Uebertragung des Prorectorats im Jahre 1834, die Ernennung zum Stadtverordneten und für eine Zeit zum Vorstand derselben. Ebenso war Germar Vorstand der Hallischen Pfännerschaft, längere Zeit Hauptmann der Schützen-Gesellschaft, Mitglied des Kirchenkollegiums U. L. F. und Bibliothekar der dieser Kirche gehörenden an Seltenheiten reichen Marien-Bibliothek. Als Prorektor weihte Germar das neue Universitätsgebäude feierlich ein und erhielt von der medicinischen Fakultät das Diplom eines Doctors der Medicin. Auch wurde 1844 Germar zum Bergrath und bald darauf zum Oberbergrath ernannt. In der Natur seiner Stellung und seines Wissensreichthums lag auch die Mitgliedschaft zahlreicher gelehrter Gesellschaften und Vereine.

So nach zahlreichen Richtungen hin vielfach beschäftigt und unermüdet thätig, auch durch Anlegung reichhaltiger naturwissenschaftlicher Sammlungen und weitverzweigten Briefwechsel vielfach in Anspruch genommen, fand Germar dennoch auch noch Zeit, nach einer besondern Richtung hin in reichem Maaße zu wirken; dieß war die Maurerei, die ihn als eines der ehrwürdigsten ihrer Angehörigen mit Recht zu betrachten hatte. Germar trat schon 1806 als Zögling der Freiberger Bergakademie in der dortigen Loge zu den 3 Bergen in den Maurerbund, durcheilte schnell dessen verschiedene Grade, betheiligte sich als Leipziger Student an den maurerischen Arbeiten der drei dortigen Logen und ließ sich im Jahre 1823 in der Loge zu den 3 Schwertern in Halle affiliiren. Nach wenigen Jahren führte er in dieser Loge[WS 1] als Meister vom Stuhl den Hammer und blieb mit dieser Stelle durch 26 Jahre, bis zu seinem Tode, betraut. Mit hoher persönlicher Würde, wie mit persönlicher Liebenswürdigkeit begabt, schöner eindringlicher Redegabe mächtig, und durch sein Gemüth und seine Innerlichkeit berufen, nur segensreich im Bunde zu wirken, machte er sich auch hier einen unvergänglichen Namen. Im Jahre 1839 wurde er substituirter delegirter Ober-Meister in der Hallischen Schottenloge, deren Oberredner er schon länger gewesen. Germar’s Name klang ehrenvoll durch die ganze deutsche Maurerwelt, von allen Seiten gingen ihm Ehrenmitgliedschaften auswärtiger Logen zu; vielen neuentstandenen die Weihe zu geben, wurde er berufen, denn er stand wie ein Hohepriester, erfüllt von der hohen sittlichen Grundlage des Maurerbundes und der reinen Christusreligion, im Leben, und war gleichsam, kundig wie keiner, ein fester, einigender Mittelpunkt. So wußte er noch in trefflicher Rede in einer Festloge, welche die Bauhütte Ernst zum Compas in Gotha 1852 den Maurerbrüdern unter den dort tagenden Naturforschern zu Ehren Veranstalter hatte, das geistige Bündniß zwischen Naturforschung und Maurerthum in ein klares Licht zu stellen, und so wirkte er, der ächtesten Johannisjünger einer, bis an sein Ende thatkraft-, weisheit- und liebevoll. Germar’s 1815 geschlossene Ehe war glücklich, doch kinderlos. Im Jahre 1853 neigte sich sein Stern, und durch lange Leiden, die er ergeben trug, ging er in seinem 67. Lebensjahre in den ewigen Osten ein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lage