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Ernst Friedrich Germar.
Geb. d. 3. Nov. 1786, gest. d. 8. Juli 1853.


Unter den Männern von anerkannter Tüchtigkeit, die mit dem gediegensten Wissen edlen Charakter und tiefes menschliches Gefühl verbanden, nimmt Germar eine sehr würdige Stelle ein. Sein Geburtsort war Glauchau im Schönburgischen; er war der zweite Sohn von vier Söhnen eines dortigen Kaufmannes und Fabrikanten, der diesen Sohn nach den Jahren der Kindheit im Jahre 1797 auf das Lyceum zu Meiningen sandte, dessen damaliger Rector, der Mathematiker und astronomische Schriftsteller Conr. Schaubach, sein Verwandter war. Stand auch in jener Zeit das Gelehrtenschulwesen besonders in kleinen Städten noch nicht auf der Höhe der Jetztzeit, so legten doch auch auf jenem Meininger Lyceum Männer den Grund ihrer wissenschaftlichen Bildung, deren Namen das Vaterland mit hoher Achtung nennt, so der Mineralog wie der Doctor Heim, der in Hamburg verstorbene Philolog Calmberg, der Historiker Johannes Voigt, und unter andern auch Germar. Nach beendigtem Gymnasialkursus bezog letzterer 1804 die Bergakademie zu Freiberg und widmete sich dem Bergwesen unter dem berühmten Werner, bis er sich 1807 nach Leipzig begab und bis 1810 einige Hauptdoctrinen der Naturwissenschaft, Geologie, Mineralogie und Zoologie studirte, auch über Bergrecht Vorlesungen hörte. Freunde in Halle, das Germar von Leipzig aus öfters besuchte, bewogen ihn, sich für die academische Laufbahn zu entscheiden. Er habilitirte sich dort 1810 und wurde Doctor der Philosophie. Im Jahre 1811 trat er eine Reise nach Dalmatien an, die er beschrieb und wissenschaftlich, besonders vom mineralogischen und entomologischen Standpunkte aus, erläuterte, und im Jahre 1812 begann er seine akademischen Vorträge als philosophischer Privatdocent. Nach Steffens Abgang nach Breslau wurde Germar mit der Aufsicht über das mineralogische Museum betraut, das er erst ordnen mußte, um es nutzbar zu machen. Die schwere Zeit der Kriegsjahre brachte der Universität Halle 1813 ihre Auflösung; nach deren Wiederherstellung fehlte es an Studirenden, und Germar’s Lage war, obschon er 1816 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, eine mißliche, und er machte traurige Erfahrungen, die in ihm den Wunsch weckten, Halle