Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Bernhard, Herzog zu Sachsen-Weimar

Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Bernhard, Herzog zu Sachsen-Weimar
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 21–22
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bernhard, Herzog zu Sachsen-Weimar.
Geb. d. 6. Aug. 1604, gest. d. 8. Juli 1639.


Einer der hochherzigsten Kämpfer für die Freiheit des Glaubens, für die Freiheit Deutschlands – tapfer und heldenmüthig, der hohen Ahnen seines Stammes würdig, welche die Reformation förderten und schirmten, und getreu bis zum frühen Tode. Ehrend nennt ihn die Geschichte: Bernhard der große, denn Größe des Geistes, Größe der That waren ihm eigen, und nicht der Greisenjahre bedarf es, solch ein hohes Ziel zu erreichen; die jugendliche Thatkraft pflückt sich vom Baume des Ruhmes die blühendsten Kränze, und nicht der lang, sondern der tüchtig lebende gewinnt sich den Preis.

Bernhard zu Sachsen wurde seinem Vater, Herzog Johann, als zehnter und jüngster Prinz zu Weimar geboren, und hatte das Unglück, ein Jahr alt seinen Vater und, noch nicht 13 Jahre alt, seine Mutter zu verlieren. Diese bat er um eine Hutschnur, und sie antwortete lächelnd: Lieber Bernd, wenn ich Dir jetzt eine Hutschnur kaufe, brauche ich Dich an Deinem nahen Geburtstag nicht anzubinden. Der Sohn erhielt die Hutschnur, und als sein 13ter Geburtstag da war, ruhte seine Mutter schon in der Gruft.

Gemeinschaftlich mit seinem 1 Jahr ältern Bruder Friedrich Wilhelm ging Bernhard auf die Hochschule Jena; dieser Bruder starb aber schon im 19. Jahre, und Bernhard kam an den Hof Herzog Johann Castmir’s zu Coburg, wo er zwei Jahre verweilte und dann unter den Fahnen Graf Ernst’s von Mannsfeld Kriegsdienste nahm, unter denen sein Bruder Wilhelm bereits ebenfalls diente. Es war ein ritterlicher Kern in fast all’ diesen Söhnen Herzog Johann’s, kaum möchte ein deutsches Fürstenhaus eine solche Brüderschaar aufzeigen. Der älteste Bruder, Herzog Johann Ernst, endete als königlich dänischer General-Feld-Obrist in Ungarn; Herzog Friedrich fiel im Dienst des Böhmenkönigs, Kurfürst Friedrich’s von der Pfalz im Treffen bei Fleury; Herzog Wilhelm wurde einer der hervorragendsten ausgezeichnetsten Feldherren im dreißigjährigen Krieg, und Herzog Ernst war groß als Heldenführer in demselben Kriege, noch größer aber als Friedensfürst.

Herzog Bernhard, dieser genannten Herzoge Bruder, wurde Rittmeister unter Herzog Wilhelm, kämpfte [Ξ] unter dem berühmten Mannsfelder und dem Markgrafen Georg von Baden gegen Tilly und Wallenstein, und trat später in die Dienste der General-Staaten, wo er unter den berühmten Oraniern gegen die Spanier focht. Später kämpfte der Herzog unter den Bannern des Dänenkönigs Christian IV., zog mit seinem Bruder Johann Ernst nach Westphalen, dann nach Siebenbürgen zu Bethlen Gabor und endlich in das Lager vor Troppau, half auch Schlesien befreien, sah sich aber durch das wechselnde Geschick dennoch genöthigt, den dänischen Kriegsdienst zu verlassen, des Kaisers Gnade nachzusuchen, und empfing am 14. März 1628 von dem stolzen Friedländer den kaiserlichen Schutz- und Schirmbrief.

Aber nach wenigen Jahren wehten die Fahnen Gustav Adolph’s auf deutscher Erde, und ihnen eilten freudig die der protestantischen Lehre angehörenden deutschen Fürsten zu, vor allen die sächsischen Herzoge, und Bernhard, nun schon im Waffenwerk erprobt, wurde vom Schwedenkönig zum General-Major ernannt, half die Schlacht bei Breitenfeld und den noch nie besiegten Tilly schlagen, wurde General der Infanterie, half Erfurt erobern, Schweinfurt und Würzburg nehmen, folgte dem König im Spätherbst nach dem Rhein, nahm Schloß Ehrenfels und dann durch eine Kriegslist mit nur 300 Mann das gut besetzte Mannheim, wo er die deutschen Truppen schonte, aber 150 Spanier über die Klinge springen ließ. Mehr als einmal wurden dem tapfern und heldenherzigen Führer Pferde unterm Leibe erschossen; stets war er das Schwert in der Faust muthvoll voran, leitete die Angriffe und führte meist seine Truppen zum Siege. Während der nicht minder tapfere Bruder Wilhelm in dem ewig denkwürdigen Jahre 1632 Goßlar in Güte, Göttingen mit Sturm eroberte, nahm Herzog Bernhard mehrere Städte der Pfalz, auch Bacharach a. Rh. und die Feste Stahleck, und stieß dann zu des Königs Heer, der nun seine Siegesbahn durch Bayern verfolgte, Augsburg nach der Schlacht bei Donauwörth, welche Tilly das Leben kostete, Landshut und Freisingen nahm und in München glorreichen Einzug hielt.

Als der König nach Franken zurückgegangen war, blieb Herzog Bernhard in Bayern und gewann die Städte Freiburg, Thingen, Füssen und Landsberg. Dann wieder mit dem König vereinigt, half er das wohlverschanzte Lager Wallenstein’s stürmen, leider, aller Tapferkeit ohngeachtet, fruchtlos. –Bernhard behauptete Windsheim, vereitelte das Vorhaben Wallenstein’s, sich der Städte Würzburg und Schweinfurt zu bemächtigen, zog dem Friedländer nach, schlug dann 40 Schwadronen Reiter Isolano’s (so und nicht Isolani schrieb dieser seinen Namen) und gewann zehn Standarten.

Wallenstein’s Heer wüthete jetzt in Thüringen und Sachsen, er erobert Leipzig; der Kurfürst von Sachsen rief Gustav um Hülfe an, dieser brach aus günstigen Stellungen aus Bayern auf und zog gen Norden; Bernhard vereinte sein Volk bei Schleusingen mit dem des Königs, verfolgte Pappenheim und stieß bei Naumburg abermals zum König, worauf sie gemeinschaftlich gen Lützen zogen. Die denkwürdige blutige Schlacht bei Lützen wurde geschlagen, tapfer kämpften die Sachsenherzoge, der König sank, eine Kugel riß Bernhard den Hut vom Kopf, aber unerschrocken blieb der Held am entscheidenden Tage, er rettete den Sieg und wurde nun Oberfeldherr des Schwedenheeres. In dieser Eigenschaft nahm er Leipzig und Chemnitz wieder, wandte sich dann nach Franken, zu dessen Herzog ihn die schwedische Regentschaft ernannte. Er übergab die Statthalterschaft seinem in der Regierungskunst mehr erfahrenen Bruder Ernst und verfolgte die Bahn seiner Siege, eroberte Neustadt, Eichstädt, Kelheim und Regensburg, später Landshut, wo Aldringer fiel; aber mitten in der Siegesbahn erfolgt, am 27. Aug. 1634 die unheilvolle Schlacht bei Nördlingen und vernichtete einen Theil von des Herzogs Heldenruhm. Dennoch wurde ihm im folgenden Jahre nach dem Bündniß mit Frankreich zu Worms das Ober-Generalat über die schwedische und die mit ihr verbundene Armee übertragen. Bernhard eroberte bald darauf Speier und entsetzte Mainz. Das Bündniß mit Frankreich veranlaßte den Herzog, selbst nach Paris zu reisen, 1636, wo er sich ehrenvoll empfangen und ausgezeichnet sah, aber mehr Versprechungen als Geld und Truppen erhielt, was sich auch fortsetzte, obschon der Herzog fortfuhr, seine Heldenlaufbahn mit den Ruhmeskränzen von Elsaß-Zabern, Rheinfelden und Breisach zu schmücken. Bernhard’s Streben ging dahin, sich aus dem Elsaß und dem Breisgau ein souveraines Herzogthum zu gründen; dieß war der Politik Richelieu’s entgegen, der diese Lande an Frankreich zu bringen suchte – und siehe, schnell erkrankte der Herzog und verschied im 35. Lebensjahre. Schwarze Flecken zeigte sein entseelter Leichnam und laut ging durch alle Lande die Kunde, daß wälsches Gift den tapfern Helden hingeopfert, den keiner zu ersetzen vermochte.