Zwei seltsame Kinderstuben

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Titel: Zwei seltsame Kinderstuben
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 436, 437, 439
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[436]

Eine „höhere“ Kinderstube.
Nach der Natur angenommen von Emil Schmidt.

[437]

Kinderstube zu ebener Erde.
Nach dem Oelgemälde von T. Lobrichon.

[439] Zwei seltsame Kinderstuben. (Mit Illustrationen auf S. 436 und 437.) Lose Vögel hier und dort, verschieden jedoch durch die örtliche Lage ihrer dermaligen Aufenthaltsorte. Eine „höhere“ Kinderstube nennen wir die Räumlichkeit, in welcher das Elternpaar der kecken und findigen Kohlmeisen ihre gedeihliche Nachkommenschaft untergebracht, weil sie dazu nicht etwa den Knauf des Kirchthurms gewählt, sondern nur den eines Gartenhauses, und darum ist unsere Bezeichnung die richtige, denn man versteigt sich mit allem nur „Höheren“ nicht zum Höchsten. Wie behaglich muß in dem sicheren Bauch dieses Knaufes die junge Gesellschaft sich fühlen, wenn sie satt ist und die Köpfchen unter die Flügel steckt! Jetzt aber ist sie hungrig, und da freut es uns ganz besonders, daß das Loch des Knaufes gerade groß genug ist, um alle Köpfchen und Kröpfchen den elterlichen Fütterschnäbeln zugänglich zu machen. Wie sie nur das große Loch fertig gebracht haben? Halt! das ist eine andere Geschichte. Da kommt einmal ein lustiger Waidmann des Wegs daher. Er hat noch eine Kugel im Lauf seiner Büchse. Um sich des Schusses zu entledigen, zielte er nach diesem Knauf, und da gähnte ein rundes Loch, welches dann durch neugierige Buben, die nach der Kugel suchten, erweitert wurde. Durch die gehörig erweiterte Oeffnung hielt im nächsten Frühjahr das kluge Meisenpaar seinen feierlichen Einzug.

Auch die andere Kinderstube, die zu ebner Erde, haben ihre Insassen sich nicht selber gebaut. Der alte Tragkorb stand schon lange in dem Schuppen beim Kellerloch, dem Lieblingsspielplatz der Kinder des Hauses, ehe offenbar der lustige Junge, dessen Barfüßigkeit durch den Korbriß sichtbar wird, von seinen Spielcameraden eins um’s andere in den Korb hob und dann selbst nachkletterte. Nur das kleinste Brüderchen hatte keinen Platz gefunden, brauchte auch keinen, denn es war auf dem Boden schon fröhlich genug. Und wenn dann endlich die Thür wieder aufgeht und die Blicke der Kinder auf die mit den großen Butterbroden beladenen Hände fallen, so werden auch hier alle ihre Schnäbelchen aufsperren und ein Geschrei wird beginnen, gerade so wie drüben, dann werden wir links und rechts nur lose Vögel vor Augen und an beiden Kinderstuben unsere Freude haben.