Zwei Herrgottshändler
Er ißt ein hartes Stücklein Brod,
Ach, lauter dürre Rinde,
Der Herrgottshändler in der Noth
Mit seinem Weib und Kinde.
Er zieht, sie schiebt den Wagen fort
Im heißen Straßenstaube, –
Gottlob! ein Wirthshaus winket dort
Mit schmucker Erkerlaube.
Und lustig ist’s im Schatten kühl;
Wo froh die Leute scherzen,
Da regt auf menschlich Mitgefühl
Die Hoffnung sich im Herzen.
Der Wagen hält – das arme Weib,
Ihr schreiend Kind zu stillen
Zwingt sie den kraftberaubten Leib
Mit ihrem Mutterwillen.
Wie nah’ sich wähnt der Mann am Ziel!
Da sitzen vor dem „Besten“
Zwei höhere Kutten beim Kartenspiel
Am Tisch mit Bauerngästen.
Mit Fleh’n und Bitten beut er dar,
Mit ehrfurchtsvollen Knixen
Den hohen Herren seine Waar’
An Bildern und Crucifixen.
Doch mit empörten Stolzes Sturm,
Im Spiel gestört zu werden,
Spricht Pfaffenmund herab zum Wurm,
Der knieet auf der Erden:
„Laßt mich in Ruhe, Bettelzeug!
Ihr seid so dumm wie Kälber!
Den Herrgott kauf’ ich nicht von Euch,
Verkauf ich ihn doch selber.“