Zwanglose Blätter/Hauswirthschaftliches (1883/4)/Ventilations-Ofen

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Titel: Ventilations-Ofen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 216 b
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Reihe: Zwanglose Blätter, Nr. 4, Beilage zur Gartenlaube Nr. 13
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Ventilations-Ofen.

Daß die Luft in unseren Wohnräumen durch unsere eigene Athmung, durch Feuerung, Beleuchtung etc. so verschlechtert wird, daß sie bald auf die menschliche Gesundheit den verderblichsten Einfluß ausüben kann, wenn nicht frische Luft von außen zugeführt wird, ist allgemein bekannt. Man sollte denken, daß die Kenntniß dieser Thatsache eine gründliche Reform unserer Wohnungen, ein Ausstatten derselben mit praktischen Ventilationsvorrichtungen zur Folge haben müßte. Ein Blick in unser eigenes Hausleben belehrt uns aber, daß dies keineswegs der Fall ist. Wohl besitzen wir in öffentlichen Anstalten, in Krankenhäusern, Schulen, Versammlungsräumen etc. Ventilatoren verschiedenster Art, aber in unseren Familienwohnungen, in unseren Schlaf- und Wohnzimmern würden wir nach diesen Apparaten vergeblich suchen. Wir wohnen in dieser Hinsicht nicht besser, als unsere Vorfahren, und lüften das Zimmer nur durch das Oeffnen der Fenster. Die Meisten wissen nicht einmal, daß diese primitive Lüftung nur dann erfolgreich sein kann, wenn man den oberen Fensterflügel öffnet, da sich bekanntlich die verdorbene, warme Luft stets an der Decke des Zimmers sammelt.

Dieser Uebelstand wird namentlich im Winter fühlbar, wo die Petroleumlampen und die stets ein wenig qualmenden Oefen die Zimmerluft verpesten, die Fenster aber hübsch zugeschlossen bleiben und die Thürspalten luftdicht zugestopft werden. Dann ventiliren nur die Wände und Schlüssellöcher die Zimmer, während doch bekanntlich jeder erwachsenen Person 1/2 Kubikmeter frischer Luft für die Minute zugeführt werden sollte.

Unter diesen Verhältnissen muß man jede praktische Neuerung, welche die Lösung der Ventilationsfrage erstrebt, mit Freude begrüßen. Wir gestatten uns daher, unsere Leser auf eine sehr einfache Erfindung aufmerksam zu machen, welche zwar keineswegs geeignet ist, die Ventilationsfrage unserer Familienwohnungen aus der Welt zu schaffen, die aber wohl dem dringendsten Bedürfniß während des Winters abhelfen kann.

Die Firma Max Müller in Gera (Reuß j. L.) bringt jetzt Oefen auf den Handelsmarkt, die mit einer praktischen Ventilationsvorrichtung versehen sind. Sie besteht aus einem Rohre, welches unten in einem Knie unter der Feuerung angebracht ist und oben bis zur Decke aufsteigt, um dort wiederum in einem Knie trompetenartig frei im Zimmer auszumünden. Die Wirkung dieses Rohrs ist leicht verständlich.

Nachdem das Brennmaterial in den Ofen gebracht und angezündet worden, werden sämmtliche Thüren desselben hermetisch verschlossen und die Flamme der Feuerung saugt jetzt die zu ihrer Erhaltung nöthige Luft durch das erwähnte Rohr an. So ist der Ofen gezwungen, die Luft von der Decke zu nehmen, und entfernt deshalb nur die heiße verdorbene Luft, welche sich stets an der Decke befindet, aus dem Zimmer. Bei unsern gewöhnlichen Oefen trifft gewöhnlich gerade das Entgegengesetzte zu, denn die Feuerung zieht hier die kalte, soeben in das Zimmer gedrungene und daher reine Luft in den Ofen hinein, während die überhitzte verdorbene Luft sich oben an der Decke ansammelt.

Die genannte Firma liefert selbstverständlich eigens zu diesem Zwecke construirte Oefen, sie theilt uns aber mit, daß das Ventilationsrohr auch an den meisten Oefen älterer Construction leicht anzubringen ist. Das Rohr ist mit einer Klappe versehen, sodaß man die Ventilation des Zimmers nach Belieben regeln kann.

Der einfache Apparat hat auch seine Mängel, die auf den ersten Blick zu erkennen sind. Er ventilirt den Raum, in dem er aufgestellt ist, nur so lange, wie das Feuer im Ofen brennt. Im Sommer und in der Nacht ist daher sein Nutzen gleich Null. Trotzalledem ist er für Wohn- und Arbeitszimmer, in denen wir während der Winterzeit fast immer nur beim geheizten Ofen verweilen, wohl zu empfehlen.