Zwanglose Blätter(1883/8)/Briefkasten
Briefkasten.
B. R. in Ep. Auch die Vogelwelt hat ihre berüchtigte Diphtheritis. In manchen Jahren ist diese Krankheit sogar so sehr verbreitet, daß sie dem Landwirthe beträchtlichen Schaden zufügt. Im Volksmunde führt sie die Namen Pips, Pip, Zirp oder Zip, die freilich auch anderen Krankheiten beigelegt werden, in welchen die Vögel einen klagenden Ton wie „Piep“ hören lassen. Man erkennt die Krankheit daran, daß die Thiere traurig und matt werden, einen blassen oder gelblichen Kamm bekommen, ihre Federn sträuben und den Schnabel offen halten. Dabei athmen sie kurz und angestrengt, nießen und krächzen. Der piepende oder zirpende Ton gehört gleichfalls zu den charakteristischen Zeichen der Krankheit. Die Gewißheit, daß eine diphtheritische Erkrankung vorliegt, erlangt man jedoch erst bei genauer Untersuchung des Rachens. Man findet alsdann die Schleimhaut der Zunge und des Gaumens mit einem gelblich weißen Ueberzuge belegt. Nach vier bis sechs Tagen wird derselbe fast hornartig hart, löst sich ab und hindert die Thiere an der Aufnahme der Nahrung. – Sobald die diphtheritische Erkrankung bei einem Vogel festgestellt worden, muß man das erkrankte Stück absondern, um der Gefahr der Ansteckung für andere Thiere und Menschen vorzubeugen. Ueber die Behandlung der Krankheit finden Sie genaue Auskunft in dem Werke „Thierärztliches Recept-Taschenbuch“ von Joseph von Grebner und Professor von Straub, welches in der vierten völlig umgearbeiteten Auflage im Verlage der J. Ebner’schen Buchhandlung in Ulm erschienen ist.