Textdaten
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Autor: Eduard Pechuel-Loesche
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Titel: Zur Völkerkunde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 208
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[208] Zur Völkerkunde. Die gegenwärtige Entwickelung des Weltpostverkehrs hat zu dem Versuche ermuthigt, Gebildete aller Nationen für gemeinsames Wirken an einem wissenschaftlichen Unternehmen zu gewinnen. Es gilt, unsere noch sehr lückenhafte Kenntniß von der Existenzweise, von Sitten und Gebräuchen, vom geistigen Wesen fremder Völker in umfassender und methodischer Weise zu vermehren. Angehörige der Culturvölker leben in großer Zahl in fernen Ländern und sind durch Berührung mit deren Eingeborenen in Besitz von Erfahrungen und Beobachtungen gelangt, welche von hohem Werthe für die Völkerkunde sein können, bisher jedoch der Wissenschaft meist vorenthalten blieben. Um dieses Material zu sammeln, um zu weiteren Forschungen anzuregen, versende ich Bogen mit in deutscher und englischer Sprache gedruckten knappen Fragen, neben welchen entsprechender Raum frei gelassen ist für möglichst sorgfältige Beantwortungen. Die zurückgekehrten Blätter werden in der Bibliothek des „Museums für Völkerkunde“ in Leipzig niedergelegt, wo sie jedem Fachmann zugänglich sein werden.

Der erste Fragebogen, der Vorläufer einer planmäßig geordneten Reihe, welcher in Gemeinschaft mit einem speciellen Sachkenner, Dr. H. Magnus in Breslau, verfaßt wurde, ist mit einer Farbenscala versehen und bestimmt, zur Lösung des Problems über die Entwickelung des Farbensinnes beizutragen. Seit Monaten ist derselbe nach allen Welttheilen befördert worden.

Die energische Unterstützung, welche dem Unternehmen durch das Eintreten in- und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Zeitschriften zu Theil wurde, hat ihm bereits Hunderte von allenthalben verstreut lebenden Mitarbeitern gewonnen. Gewiß wird die Zahl derselben durch die nun auch in diesem weitverbreiteten Blatte ausgesprochene Bitte wesentlich vermehrt werden, sodaß die bereits angeknüpften Fäden sich allmählich zu einem immer engmaschiger werdenden Netze über das ganze Erdenrund verweben.

Zuschriften erbitte ich unter meiner Adresse.

Dr. Pechuel-Loesche in Leipzig.