Textdaten
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Autor: Edwin Bormann
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Titel: Paradiesische Schmuggelwaare
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 208
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Paradiesische Schmuggelwaare.


Ihr wißt, es war die böse Schlange,
Die sprach zum Weibe: „Nimm und iß!“
Und Eva zierte sich nicht lange,
Und Adam that den Apfelbiß.

Da zog der Cherub aus der Scheide
Sein mächtig Flammenschwert hervor
Und trieb die armen Sünder beide
Hinaus vor’s Paradiesesthor.

Und draußen auf dem kahlen Lande,
Da blickte Adam lang zurück
Und dachte reuig seiner Schande
Und weinte still um Edens Glück.

Doch Eva sprach: „Mein Freund, vergeude
nicht deine Kraft in trüber Pein!
Die höchste Paradiesesfreude
Wird auch hier draußen unser sein.

Die eine wußt’ ich festzuhalten,
Als uns der Engel überrascht:
In meines Herzens tiefsten Falten
Hab’ ich die Liebe durchgepascht.

Wir wollen treulich sie bewahren
In unsres Busens sicherm Schrein,
Sie soll den fernsten Enkelschaaren
Der Väter bestes Erbe sein.“

Und Adam murrte: „Thörin, spare
Den Jubel dir, denn himmelweit
Verschieden ist die Schmuggelwaare
Von Paradiesesseligkeit.“

Ein hartes Wort fürwahr, ein herbes,
Das da der Menschenvater sprach;
Denn alle Welt freut sich des Erbes,
Und keine Lippe spricht’s ihm nach.

Wir, Mutter Eva, deine Söhne,
Wir stimmen laut dem Jubel bei;
Wir preisen deiner Töchter Schöne
Und preisen deine Schmuggelei.
 Edwin Bormann.