Zur Geschichte der schwedischen Regimenter
[616] Zur Geschichte der schwedischen Regimenter, welche bei Lützen gefochten haben, ist wohl die Mittheilung nicht uninteressant, daß Schweden noch heute eine Anzahl von Regimentern aufzuweisen hat, die ihren Ursprung in Truppentheilen haben, welche an jener Schlacht betheiligt waren. Das Interesse für diese Nachfolger der ruhmreichen Streiter dürfte gegenwärtig in Deutschland um so größer sein, als bekanntlich der Plan besteht, Delegationen jener Regimenter zu der am 15. September dieses Jahres auf dem Schlachtfelde von Lützen stattfindenden Gedächtnißfeier (siehe diese Nr. S. 611) zu entsenden. Unter diesen Umständen dürften Abbildungen (vergl. S. 609) einiger Chargen dieser Truppentheile sowie die nachstehenden Mittheilungen über die Geschichte derselben unseren Lesern gegenwärtig besonders willkommen sein.
Die jetzige königliche Svea-Leibgarde stammt, gewissermaßen als eine Seitenlinie, von dem berühmten Gelben Regimente ab, das aus geworbenen Deutschen bestand, die im Jahre 1611 oder 1612 nach Schweden gewandert waren. Dieses Regiment hatte bei Lützen Mittags die Landstraße genommen; später, zu weit vorgegangen, mußte es vor Pappenheim, der mit frischen Reitermassen erschienen war, zurückweichen und erlitt ungeheure Verluste. In Reih’ und Glied, wie sie gestanden und bis zum letzten Augenblicke ausgeharrt hatten, lagen die tapfern Mannschaften hingestreckt, noch im Tode ein Bild der Ordnung und Disciplin. Später bei Nördlingen halb aufgerieben, bei Kaiserslautern noch mehr zusammengeschmolzen, ging das Gelbe Regiment mit Herzog Bernhard in französische Dienste und kehrte nie wieder nach Schweden zurück. Dieses Glück war nur der sogenannten Guardia vergönnt, die, aus je 30 „Adelsburschen“ bestehend, jeder der vier Compagnien zugetheilt war und den Dienst um des Königs Person zu versehen hatte. Diese Guardia begleitete, 60 Mann stark, die Leiche des Königs nach Stockholm zurück, und aus ihr stammt die jetzige Svea-Leibgarde (vergl. Nr. 6 auf unserer Abbildung, S. 609), die 1645 neu begründet ward.
Das Ostgöta-Regiment, das auf dem rechten Flügel mit der größten Tapferkeit kämpfte und dessen Rest in Merseburg überwinterte, während 411 Verwundete in Coburg untergebracht wurden, ward 1816 in die zwei schwedischen Leibregimenter (Nr. 2 und 3) verwandelt.
Von Reiterregimentern wirkten bei Lützen namentlich Uppland och Södermanland, von dem (anfangs aus 8 Compagnien zu je 125 Mann bestehend) nach der Schlacht bei Lützen kaum 300 Mann übrig waren und aus welchem die zwei noch bestehenden Dragoner- (Nr. 1) und Husarencorps (Nr. 5) und das Grenadiercorps (Nr. 4) des Leibregiments gebildet wurden. Die Vestgötareiter, die auf dem rechten Flügel kämpften und 1791 zu einer Infanterietruppe umgestaltet wurden, bilden als solche seit 1816 das zweite Leibregiment. Endlich Smålands Regiment! In 8 Compagnien unter Führung Federik Stenbock’s ausgezogen, war es bei Lützen, wo es zunächst der Infanterie auf dem rechten Flügel stand, auf 400 Mann zusammengeschmolzen. Als die Infanterie zum zweiten Male die Landstraße forcirte, erhielt Stenbock eine tödtliche Verwundung, und nun trat eine große Verwirrung ein. Da geschah es, daß den König, als er zur Stelle eilte, um sich selbst an die Spitze des Regiments zu stellen, die tödtende Kugel erreichte. Die Reiter hatten schwere Verluste erlitten und wurden in Meißen einquartiert. Im Jahre 1801 wurde Smålands Regiment in ein leichtes Dragoner- und 1822 in Smålands Husarenregiment (Nr. 7) umgestaltet.