Das Edison-Licht in New-York

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Titel: Das Edison-Licht in New-York
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aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 616
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[616] Das Edison-Licht in New-York. In New-York geht soeben ein Culturwerk seiner Vollendung entgegen, dessen voraussichtliches Gelingen einer großen Entscheidungsschlacht in dem Kampfe gleichen wird, welchen auf Leben und Tod die Gasbeleuchtung mit dem elektrischen Lichte führt. Die neue muthige Rivalin, welche dort auf dem Kampfplatze erscheint und den Gasbrenner nicht nur aus großen Fabriksälen, sondern auch aus Comptoir- und Wohnstuben zu verdrängen sucht, ist unsern Lesern schon aus den früheren Jahrgängen der „Gartenlaube“ bekannt; wir meinen die kleine Edison’sche Glühlichtlampe, welche in unserem Blatte (vergl. Jahrg. 1880, Nr. 5) als das „Licht der Zukunft“ bezeichnet wurde.

In der Pearlstreet der nordamerikanischen Handelsmetropole erhebt sich nunmehr eine Centralstation, in welcher mit einer Dampfkraft von insgesammt 1500 Pferdestärken zwölf große elektro-dynamische Maschinen getrieben werden; sie sollen eine genügende Menge Elektricität erzeugen, um ein eine englische Quadratmeile bedeckendes Stadtviertel mit etwa 30,000 Edison-Lampen zu erleuchten. Von dieser Centralstelle laufen strahlenförmig nach allen Richtungen hin starke kupferne Hauptleitungen, welche wie die bekannten Gas- oder Wasserleitungsröhren die Straßen meistens in unterirdischen Canälen durchziehen. Mit diesen Hauptleitungen sind nun die Grundstücke der Consumenten durch besondere Hausleitungen verbunden, welche beim Eintritt in die Häuser zunächst sinnreiche Apparate zur Messung der Elektricitätsentnahme passiren. Von diesen Meßapparaten zweigen sich dünnere Drähte ab, welche nach allen Richtungen hin das Haus durchziehen und bald wie die Leitungen der gewöhnlichen Haustelegraphie in den Mauerputz eingelegt, bald einfach auf die Tapeten und Wände gelegt werden. Hier münden sie in die verschiedenartigsten Lampenformen, in elegante Kronleuchter, die von der Decke herabhängen, in Wandarme, die an geeigneten Stellen angebracht sind, oder in transportable Stehlampen, die man von dem einen Tisch des Zimmers auf den anderen nach Belieben stellen kann.

Wie bequem ist dabei das Anzünden und Auslöschen des Lichtes! Die Umschalter, welche zu diesem Zwecke dienen, werden häufig so angebracht, daß man die Räume, ohne sie zu betreten, erleuchten kann. So brennt man z. B. im Keller das Licht mittelst eines einfachen Hahnes von der Küche aus an, und um das Schlafzimmer zu erleuchten, genügt es, nur einen Knopf zu drehen, der mit der Hand bequem vom Bette zu erreichen ist.

Edison’s Lampe besteht bekanntlich aus einer im Innern luftleeren Glaskugel von Form und Größe einer Birne. In derselben befindet sich eine verkohlte Bambusfaser, die durch den elektrischen Strom bis zur Weißglühhitze erwärmt wird. Gegenwärtig werden fabrikmäßig drei Arten dieser Lampen erzeugt: die sogenannte A-Lampe, welche ein Licht von etwa sechszehn englischen Normalkerzen ausstrahlt, die B-Lampe, deren Lichtstärke acht Kerzen beträgt, und endlich die Hundert-Kerzen-Lampe, welche, wie ihr Name andeutet, eine Lichtmenge zu entwickeln vermag, die dem Glanze von hundert englischen Normalkerzen gleichkommt. Für den gewöhnlichen Hausbedarf kommen selbstverständlich nur die beiden zuerst erwähnten Lampen in Betracht, es ist aber dabei zu bemerken, daß für besondere Fälle Edison’sche Lampen von beliebiger, geringerer oder größerer Lichtstärke hergestellt werden können.

Auf die hygienischen Vortheile der elektrischen Lampen den Petroleum- oder Gasbrennern gegenüber hinzuweisen, dürfte kaum nöthig sein. Bekanntlich verschlingt eine gewöhnliche Gasflamme annähernd ebenso viel Sauerstoff wie die Lungen zweier Personen und füllt außerdem die Luft unserer Wohnräume mit Kohlensäure, Kohlenoxyd und anderen der Gesundheit schädlichen Gasen. Oft erhitzen auch die Gasflammen die Stubenluft in einer höchst lästigen Weise. Von allen diesen Uebelständen kann bei der Anwendung des elektrischen Lichtes nicht die Rede sein. Die Edison’sche Lampe entlehnt der Atmosphäre nichts, führt ihr auch nichts zu und entwickelt dabei zwölfmal weniger Hitze, als die gleichleuchtende Gasflamme.

Schon aus dieser gedrängten Mittheilung werden unsere Leser ersehen, daß der schließliche Ausgang des ersten in New-York in großem Maßstabe in Angriff genommenen Versuches, elektrische Beleuchtung in Privathäusern einzuführen, von der höchsten culturellen Bedeutung sein wird und daß er wohl verdient, mit dem größten Interesse verfolgt zu werden.