Gregor Heimburgs Grab Zum 23. April 1898 (1898) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Carl August von Gersdorff, Kursächs. General der Inf. und Kabinetsminister
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Handschriftliches Schreiben von Kronprinz Albert, 28. Juli 1870

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Zum 23. April 1898.




Mit Jubel begeht das Sachsenvolk den siebzigsten Geburtstag seines Königs und läßt allerorten, festlich bewegt, Erinnerungen aus dem reichbegnadeten Leben des geliebten Landesvaters an sich vorüberziehen. Auch unsrer Zeitschrift möge es vergönnt sein, sich heute mit einem Blatte aus dem Ruhmeskranze des Gefeierten zu schmücken, indem sie das Andenken an einen kurzen, aber bedeutungsvollen Augenblick seiner Laufbahn erneuert.

Der Ruf zur Vertheidigung des Vaterlandes war an Deutschlands Söhne ergangen. Kronprinz Albert gedachte als kommandirender General des XII. Armeekorps am 29. Juli 1870 von Dresden nach der Grenze abzugehen. Da zeigte ihm Oberbürgermeister Pfotenhauer Tags zuvor an, daß sich der Rath und die Stadtverordneten der Hauptstadt zu einer letzten Begrüßung auf dem Leipziger Bahnhofe einfinden würden, und erhielt die freundlich zustimmende Antwort, die auf voriger Seite wiedergegeben ist. Am 29. Juli Nachmittags 3 Uhr erschien der Kronprinz in Begleitung des Königs Johann und der Kronprinzessin Carola auf dem Bahnhofe, und der Oberbürgermeister richtete folgende Abschiedsworte an den scheidenden Feldherrn:

„Durchlauchtigster Fürst! In dem ernsten, heiligen Augenblicke, in welchem Sie sich anschicken, unsere Söhne und Brüder hinauszuführen in den Kampf für des Vaterlandes Freiheit und Ehre, in diesem Augenblicke drängt es uns, Ihnen, geliebtester Prinz, noch einmal die Versicherung unsrer Treue, unsrer Liebe und Verehrung auszusprechen, vor Allem aber laut und inbrünstig den Segen des allmächtigen Gottes für Sie und die Waffen der unter Ihrer reich erprobten Führung stehenden Heerschaaren herabzuflehen. Wolle Gott unser Gebet erhören und Ihnen Sieg im Kampfe gegen den Feind und eine gesegnete Rückkehr zum heimischen Herde verleihen. Diesen Kranz aber, gewunden aus Laub von deutschen Eichen, wollen Sie, Königliche Hoheit, entgegennehmen als ein Sinnbild der Liebe und Treue Ihrer Sachsen und als einen Talisman deutscher Kraft und Stärke, und solchen bald, so Gott will, eintauschen gegen des Lorbeers Reis. Noch einmal rufen wir: Gott sei mit Ihnen und allen Ihren Kampfgenossen, mit unserm theuren Vaterlande!“

Während dieser Anrede überreichte der Sprecher dem Kronprinzen einen mit Bändern in den deutschen und sächsischen Farben geschmückten Eichenkranz und brachte sodann auf ihn ein Hoch aus, in das die Versammlung freudig einstimmte. Kronprinz Albert erwiderte dankend, „er erachte es als ein günstiges Zeichen für einen siegreichen Ausgang des bevorstehenden Kampfes, hier von den Vätern seiner lieben Geburtsstadt begrüßt zu werden, und hoffe mit Gott, daß der Kranz von deutschem Eichenlaub sich in fränkischen Lorbeer verwandeln solle“. Nachdem der Feldherr noch einmal die draußen harrende, ihm zujubelnde Volksmenge begrüßt, nahm er Abschied.

Die Hoffnung des Scheidenden ging herrlich in Erfüllung. Ruhmgekrönt kehrte er als des neuerrungenen Reiches Generalfeldmarschall in die Heimath zurück, und schon wenige Jahre nachher bestieg er den Thron seiner Väter. Ein Vierteljahrhundert hat König Albert seitdem in Kraft und Weisheit das Szepter geführt. Möge es ihm beschieden sein, sich seines Ruhmes und der Verehrung seines Volkes noch lange zu freuen!