Zedler:Wenden, (sich zu einen)
Wenden, (sich zu einen) ist eine solche Redens-Art, die in der Heiligen Schrifft von GOtt gefunden wird, als welcher sich zu uns wendet. So stehet diese Redens-Art von GOtt
1) Ps. XXV, 16. wo David betet: Wende dich zu mir, und sey mir gnädig. Wenn ein Mensch dem andern gram ist, so verstellet er sein Gesichte, oder wendet gar die Augen von ihm weg. Labans saure Mine war Jacob so verdächtig, daß er es seinen beyden Weibern vorhielt: Ich sehe eures Vaters Angesicht, daß es nicht gegen mir ist, wie gestern und ehegestern, 1 Mos. XXXI, 5. Wir bösen Menschen setzen öffters Gottes Gesetz aus den Augen, erzürnen und beleidigen ihn, und machens so grob, daß er vor uns seine Augen verbergen, oder doch uns zornige Blicke geben muß. Sie kehren mir den Rücken zu, und nicht das Angesicht etc. Jer. II, 27. 28. Du hast mein vergessen, und mich hinter den Rücken geworfen, so trage nun auch deine Unzucht und Hurerey, sagt der Herr, Ez. XXIII, 35. Jer. XVIII, 17. Es. LIX, 1. 2. darum hat das betrübte Hertz weder Rast noch Ruhe bis GOtt sich wieder zu ihm wendet. Ach HErr mein Gott! wie lange wilst du mein so gar vergessen etc. Ps. XIII, 1. 4.
2) Es. XLV, 22. wo GOtt spricht: Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig etc. GOtt verlanget allhier Busse und Umkehrung von vorigen Sünden; Gebet und hertzliche Anruffung; Glauben und Erkänntnis, alle Völcker in der Welt solten Busse thun über ihre vorige Abgötterey, GOtt um Gnade bitten und den Meßiam in wahren Glauben annehmen. Es ist derohalben hierinne eine Gleichheit zwischen unsern Umwenden und dem Annehmen des göttlichen Heils: Wer sich nach elnem wendet und kehret, der richtet zu ihm das Angesicht, da er ihn vorher aus Verachtung mit dem Rücken angesehen hatte; also ehren GOtt und wenden ihn ihr Hertz zu, die sich bekehren von der Finsternis zu dem Lichte, und von der Gewalt des Satans zu GOtt, Apost. Gesch. XXVI, 18. Sie schauen auf den HErrn, Ps. LIII, 3. halten ihr Hertzens-Gespräch mit ihm, Ps. XIX, 15. und wandeln stets für seinen Augen, 1 Buch Mos. XVII, 1. Und wie der, welcher sich nach der Sonnen wendet, Licht und Farbe bekommet; st erleuchtet und heiliget GOtt, die nach ihm sehen, und der Heyland offenbahret sich ihnen je mehr und mehr, Joh. XIV, 21. Jedennoch ist auch hierbey einige Ungleichheit zu [2029] finden: Wir können uns natürlich umwenden mit dem Leibe wenn, wohin, und wie oft es uns beliebet; aber nicht mit unserm Hertzen. Denn dazu muß GOtt selbst das Wollen und Vollbringen geben, Philip. II, 13. und wann wir lange nicht gewolt, oder uns wieder von ihm abgewendet, so wird er auch wohl des Erbarmens müde, Jer. XVI, 6. lässet uns gehen und stehen, wie wir wollen, und wendet uns wieder den Rücken zu, wann er uns mit seiner Gnade und Evangelio verlässet, und von uns weichet, Jer. VI, 8. so werdet ihr seelig oder erhalten an eurer Seele, zum Himmel und zur Seeligkeit. Das macht das Wort, welches eine so seeligmachende Würckung hat, Röm. I, 16. nicht weniger die daran hangenden beyden Sacramemen. Marc XVI, 16. Joh. VI, 54. sonderlich ist dessen Ursache der Heyland selbst, der uns im Worte wird verkündet, und zu dem wir uns sollen wenden Matth. XVIII, 11. Matth. X, 22. Apost. Gesch IV, 12.