Zedler:Wenden, (das Gefängnis)
Wenden, (das Gefängnis). Diese Redens-Art kommt in Heiliger Schrifft vor als 1) Ps. CXXVI, 4. wo es heisset: Herr, wende unsere Gefängnis. Den Buchstaben nach, ist doch wohl die Babylonische Gefängnis zu verstehen, die diesen armen Leuten manche Thränen aus den Augen und Seufzer aus dem Hertzen preßte, wie sie selbst gestehen, Ps. CXXXVII, 1. an den Wassern zu Babel etc. Gewis, die Babylonische Gefängniß war kein Kinderspiel, wie in der Heil. Schrifft und Jüdischen Geschichten nach der Länge zu lesen. Es hieß hier recht: vivere mors est, Palingen schreibt, ein solch Leben ist ein langwieriger Tod. Darum geht es an ein Ruffen: Herr, wende unser Gefängnis! Errette uns von der harten Dienstbarkeit, und laß uns unser liebes Vaterland mit Freuden wieder sehen, den Tempel besuchen, und einen jeglichen unter seinem Weinstock und Feigenbaum ohne Scheu, ohne Furcht und Schrecken sitzen, Mich. IV, 2. 4. Es war aber diese Gefängnis und die Erlösung aus derselben, ein Fürbild so wohl derjenigen Erlösung, die durch Christum geschehen ist, als auch der endlichen Erlösung von allem Uebel, wie Luther in seinem Summario über diesem Psalm redet. Was die erste betrifft, so hieß es freylich bey uns armen Menschen: Dem Teufel ich gefangen lag etc. Der Herr Jesus nahm sich dieses Jammers an, Zach IX, 11. Er ließ durchs Blut etc. Halten wir uns nun mit beständigen Glauben an diesem unsern eintzigen Erlöser, so will er auch einmahl unser Gefängnis völlig wenden, alles irrdischen Jammers ein Ende machen, und uns versetzen in die herrliche Freyheit der Kinder Gottes, Röm. VIII, 2l. Das geschicht bey frommen Hertzen, wenn sie seelig sterben; da werden sie ausgelöset, und kommen zu Christo, Philip. I, 23. allermeist aber wirds geschehen am jüngsten Tage, Ps. CXLII, 8. 2. Timoth. IV, 18. Psal. CXXVI 3. und Ps. XIV, 7.
2) Czech. XVI, 53. wo wir folgende Worte lesen: Ich will aber ihr Gefängnis wenden etc. Es ist hier die Meynung gar nicht, als ob Sodom mit den benachbarten Städten dermahleinst wiederum [2028] würde herfür kommen und gebauet werden, so in einen stinckenden See und Sumpf verwandelt worden; wie auch nicht, daß Samaria zu einem Königreich von neuen solte aufgerichtet werden, sondern diß ist der rechte Verstand: wenn ich, der HErr, euch Jüden nach eurem Verdienst gestraft habe, so will ich mich wiederum erbarmen, nicht allein eurer, sondern auch der Heyden, die sich mit Schändlicher Unzucht, wie die Sodomiter, und mit greulicher Abgötterey, wie die Samariter, verunreiniget haben, und will die Jüden und Heyden durch das Evangelium Christi bekehren und trösten. Solche Predigt, voller rechtschaffenen Trostes, soll von den Aposteln erstlich zu Jerusalem herfür gebracht werden, und von dannen auch zu den Heyden auskommen.