Zedler:Wein, (gesottener)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (gesunder Kräuter-)

Band: 54 (1747), Spalte: 503. (Scan)

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Wein, (gesottener) Lateinisch Mustum coctum genannt, ist zweyerley; wiewohl ein gar geringer Unterscheid darzwischen angetroffen wird. Der eine wird Sapa oder Syrcum genennet, wenn der Wein zum dritten Theil eingesotten ist, daher er auch mustum ad tertias decoctum genennet wird. Der andere Wein aber wird genannt Defrutum und Cutenum, ingleichen Mustum ad dimidias coctum, wenn man den Most nur zum halben Theil lässet einsieden, welcher nicht so dicke wird. Will man aber solchen gesottenen Wein gut haben, so soll man den Most von den besten Trauben sammlen, denn solcher viel stärker und kräfftiger ist, als der Wein, so von schlechten und geringen Trauben, oder davon Most gemacht wird. Der gesottene Wein wird auf dreyerley Art bereitet. Erstlich nimmt man den Trester, von den zeitigen Trauben, und siedet es in einen grossen Kessel, hernach seiget man es durch eine Seigepfanne, oder grobes neues Tuch, dieses kocht man hernach wiederum, bis es dicke wird als Honig, und hebet es also auf. Der andere wird von Most gemacht, welcher schon etliche Tage gestanden, und etwas Reß worden ist, welches denn die Ursach ist, daß kein guter und lieblicher gesottener Wein daraus wird. Jedoch es werden diese beyde Gattungen, weder von neuen, noch von den alten Aertzten gebraucht, sondern folgende. Der dritte wird von gar neuen Most gemacht von weissen, wohlzeitigen Trauben, so eines guten Gewächs, diese kocht man ab am hellen Feuer, in einem Kessel, bis zwey Drittheil, eingesotten, jedoch soll man stets den Schaum abnehmen, so oben aufschwimmt, damit er heller, schöner, und lüfftiger sey. Dieser ist süsser und kräfftiger, als der von schwartzen Trauben gemacht wird. Dieser gesottene Wein hat eine Krafft zu wärmen, doch nicht so viel als der Wein selbsten: er ist aber viel dicker als der Wein, vertheilet sich auch nicht so bald in den Leib, und machet leichtlich einen Stuhlgang. Er giebt dem Leibe auch gute Nahrung, er bleibt aber, wegen seiner dicken Substantz, eine Zeitlang im Magen sitzen, ist auch der Leber und dem Miltz nicht dienlich. Es gereicht dieser Wein denjenigen zum Nutzen, die stets harnen, und einen schweren Odem haben, denn er bereitet den rohen Schleim und Feuchtigkeit, so sich um die Brust und Lungen angehänget haben, und machet dieselben loß und zum Auswurffe geschickt. Siehe auch Sapa, im XXXIII Bande, p. 4.