Züchtet Pilze!
Züchtet Pilze!
Der eßbare Pilz, jener vielbegehrte Leckerbissen, um welchen der römische Dichter Martial „Gold und Silber und die Freuden der Liebe“ hingab – wenn auch nur in einem Epigramm – war bisher wohl eine eifrig gesuchte, doch nie eine gepflegte Himmelsgabe. Man brach ihn weg ohne Wahl und Qual, einfach wo und wie man ihn fand, und dachte nicht im Entferntesten daran, daß auch dem Pilze sozusagen eine Möglichkeit belassen werden muß, Nachkommen zu erzeugen, wenn die Ernte nicht ganz aufhören soll.
Freilich hat sich die grundgütige Mutter Natur in vielen Gegenden in diesem Punkt ohne die geringste Rache-Aeußerung mißhandeln lassen, in andern aber macht sich ihre Rache doch bemerklich, denn ganze Wälder haben aufgehört, die würzigsten aller Waldfrüchte dem rücksichtslosen Menschengeschlecht zu spenden. Glücklicher Weise finden sich jedoch immer einzelne freundliche Seelen, welche den stillen Bedürfnissen, den geheimen Neigungen der Natur mit Liebe und Eifer nachspüren, ihr Nachhülfen angedeihen lassen und sie dadurch zu tausendfacher Vergeltung der oft nur geringen Mühen sich verbinden. So ist auch das schüchterne und geheimnißvolle Waldkind, der Pilz, nach und nach in das Bereich der Culturpflanzen hereingezogen worden.
In Frankreich, wo die Feinschmeckerei mehr zu Hause ist, als bei uns, wachsen die Pilzculturen selbst wie die Pilze aus der Erde, und in Deutschland sind in Hannover und in Strehlen bei Dresden Pflanzstätten für Pilzzucht entstanden, die als Centralstellen für mancherlei Versuche im weiten deutschen Reiche gelten können. Als die Seele aber des neuen Culturzweiges ist die [225] seit vorigem Jahr erscheinende Monatsschrift für Pilzkunde anzusehen.[1]
Und nun einiges Allgemeine über die Pilze selbst, ehe wir sie an ihren neuen Pflegestätten aufsuchen.
Der eßbare Pilz ist nicht nur eine Delicatesse, er ist viel mehr als das, er ist ein Voksnahrungsmittel, das namentlich in nassen Jahren, in Zeiten bitteren Mangels schon öfter großen Volksgruppen als einzige Rettung übrig blieb. Allerdings geben die flüchtigen feinen Oele des Pilzes, die sich besonders gern dem Fleisch mittheilen, eine ebenso köstliche als spottbillige Würze ab, doch in vielen Gegenden Polens, Rußlands und, näher gelegen, in Böhmen bildet er Monate hindurch ein regelmäßiges massenhaft eingeerntetes Volksnahrungsmittel. An Nährwerth steht er auch gar nicht so weit hinter dem Fleisch zurück, während er die Kartoffel um ein Bedeutendes überholt. Die Fettstoffe des Champignons z. B. verhalten sich zu denen der Kartoffel wie 40 zu 10, der Stickstoffgehalt wie 67 zu 33.
Wir kennen eine große Zahl eßbarer Pilze und eine ebenso große Zahl solcher, von denen man nicht genau weiß, ob sie eßbar sind. Viele Arten gelten in manchen Gegenden als giftig, in andern dagegen werden sie in großen Mengen gegessen. Einige Gelehrte wollen gar kein Gift im Pilz anerkennen, andere finden Gift in jedem Pilz, wieder andere behaupten, daß ein- und dieselbe Art zuweilen giftig und zuweilen nicht giftig sein könne. Allerdings haben die Pilze in ihrer Erscheinung etwas Räthselhaftes, sie scheinen ausschließlich von Zersetzungsproducten zu leben, bedürfen keines Lichts zu ihrer Entwickelung, zeigen niemals Blattgrün in ihren Zellgeweben und athmen statt Sauerstoff Kohlensäure aus. Auch ihr Generationswechsel ist geheimnißvoll, man kann auf den Pilzzüchter zuweilen den Volkswitz anwenden: „Er säete Rettige und erntete Rüben“, und wenn er dann von den Rüben den Samen ausstreut, so erhält er plötzlich wieder Rettige. Wir sehen, es giebt viel unentdecktes Land in dieser Wissenschaft, und ich rufe dem Forscherschifflein, der neuen Zeitschrift für Pilzkunde, nochmals ein herzliches Glückauf zu.
Der verbreitetste und für künstliche Anzucht geeignetste Pilz ist derjenige, den man in der vornehmen Küche mit dem französischen Gattungsnamen Champignon bezeichnet. Die lateinischen Namen will ich mir und den Lesern erlassen, der gelehrte deutsche Name ist Feldblätterschwamm, das Volk verzehrt ihn aber als Ehegärtel, Angerling, Weidling, Brachpilz etc. Ich möchte für eine der letzteren Bezeichnungen stimmen, denn man kann sich dabei wenigstens die Lieblingsstandorte des Pilzes, die Weide, den Anger, die Brache vorstellen, während ‚Feldblätterschwamm‘ gar nichts oder eigentlich zu viel sagt.
Das Verbreitungsgebiet dieses Angerlings dehnt sich über ganz Europa, Nordamerika und selbst über Nordafrika aus. Bei seiner großartigen Verbreitung ist er einer der schmackhaftesten Pilze, und sein Aroma erinnert an ein Gemisch von weißen Rosen und frisch gemahlenem Mehl.
Nicht ganz so verbreitet wie der Angerling ist der Steinpilz; sein Name entstammt seinem kernigen festen Fleisch, und wirklich repräsentirt er unter den weichen, zarten und sehr vergänglichen Geschwistern eine gewisse derbe Solidität; wenn man ihn nämlich zerdrückt, so knallt er wie eine Knapskirsche, während die meisten seiner Kollegen bei gleicher Behandlung Thränenströme von sich geben und in ihr Nichts zusammen sinken. Im Westen scheinen die Vogesen die Grenze seines Verbreitungsgebietes zu bilden, ferner zieht ihm die Nord- und Ostsee eine natürliche Grenzlinie, dagegen tritt er in Ungarn und Italien häufiger auf als bei uns.
Er ist ein echter Sohn des Waldes und liebt reiche Humusschichten von vermorschtem Laub, Gras und Holz. Als eine besondere Tugend hat der Pilzsucher seine Geselligkeit zu preisen. Oft finden sich in den Wäldern kleine aufgetriebene Erdhügel, die der Kenner leicht von einer gewöhnlichen Erderhöhung unterscheidet. Hebt man die obere Kruste davon ab, so überrascht uns eine große zahlreiche Steinpilzfamilie mit allen Gliedern, von der Großmutter bis zum Urenkel, und fast drollig sieht es aus, wie sie scheinbar ihre Köpfe heben und neugierig in das ungewohnte Halbdunkel des Waldes hinaufblinzen. In freieren Gegenden [226] siedelt er sich seltener an und wählt dann sehr große und alte Bäume, unter denen er es bis zu einem enormen Umfange bringen kann.
Besonders wichtig für unsern Haushalt sind noch die Morchel, die Lorchel, der Eierschwamm, der Birkenpilz und obenan die Trüffel. Die letztere ist die Königin der Pilze an Wohlgeschmack und beinahe ebenso selten wie die Mächtigen unter den Sterblichen; zudem muß der Mensch die Ernte mit den Wildschweinen theilen, die sich auch noch den Löwenantheil nehmen, weil sie geschickter im Finden sind, als wir Menschenkinder, die sich dabei der Trüffelhunde bedienen müssen.
Die künstliche Anzucht dieser hier genannten Pilzarten geschieht auf dreierlei Weise.
Die erste, die einfachste und sicher auch die aussichtsreichste, besteht in einer künstlichen Nachhülfe draußen in der Natur und in einer rationelleren Ernte mit vernünftiger Schonung.
Die zweite Art umfaßt die Freilandcultur in Gärten, und die dritte geschieht durch Treiberei innerhalb geschlossener Räume; ihr Hauptzweck besteht in der Wahrnehmung gärtnerischer Berufsinteressen, man will auch im Winter der vornehmeren Küche, natürlich für angemessene Preise, frische Pilze liefern können.
Die erste Art der Pilzpflege verdient schon darum eine eingehendere Behandlung, weil sich so ziemlich alle Leser der „Gartenlaube“ auf Spaziergängen, in der Sommerfrische etc. daran betheiligen können, wenn sie nur wollen.
In der künstlichen Pilztreiberei müssen wir den Franzosen die Priorität zugestehen, in der natürlichen Anzucht dagegen verdient der deutsche Gärtner Moritz Gössel in Strehlen bei Dresden die Palme; er ist ein Mann, der mit den Pilzen sozusagen aufsteht und zu Bette geht, und dazu hat ihm die Direction des königlichen Großen Gartens zu Dresden das weite Gebiet dieses herrlichen Parkes für die umfänglichsten Versuche zur Verfügung gestellt.
Ich folge in der nachstehenden Beschreibung ausschließlich seinen Beobachtungen und Angaben.
Bricht man einen Pilz ab, so entsteht bekanntlich eine offene Wunde in dem Stiel desselben, und die infame Pilzfliege hat nichts Eiligeres zu thun, als sofort ihre abscheulichen Eier dem Pilzstumpf anzuvertrauen. Die Verwandlung derselben in Maden geht außerordentlich schnell vor sich, und damit ist auch das Schicksal der benachbarten Pilzgruppen besiegelt, sie fallen der Fäulniß mit rasender Schnelligkeit anheim. Hätte man nur eine einzige Hand voll Erde auf die offene Wunde gedrückt, so hätte die Pilzfliege vorüberschwirren müssen und der traurige Proceß wäre nicht vor sich gegangen, der Sammler hätte in einigen Tagen bei der Pilzfamilie wieder vorsprechen und sie ihm ohne Schaden für sich neue herangewachsene Mitglieder abtreten können. Dies eine Hauptregel beim Sammeln! Selbstverständlich sind die älteren Exemplare auch nicht alle abzuernten, man weiß ja nicht, ob der Nachwuchs zu vermehrungsfähigen Pilzen herangedeiht. Ebenso reiße man nie die Pilze aus, weil dabei die triebfähigen Mycelien[2] leicht mit zu Grunde gehen.
Die Hauptaufgabe bei der natürlichen Anzucht ist die Verpflanzung der Pilze. Wir sehen in den Wäldern weite Strecken, in denen kein Pilz wächst und wo doch alle Bedingungen vorhanden sind, daß solche in Menge gedeihen könnten. Man wählt zu diesem Zweck gut ausgewachsene Exemplare, deren jedes unzählige Mengen von feinen Samen, Sporen genannt, unter seinem Hute trägt, schneidet sie dicht an der Erde ab und wickelt sie in Seidenpapier ein, um die ausfallenden Sporen zu erhalten. Nachdem der Stumpf mit Erde bedeckt, trägt man die Emigranten an die ihnen zusagenden Standorte, über welche weiter unten Aufklärung gegeben ist, stößt hier ein Loch in die Erde, setzt den Pilz mit dem Stiel ein und überläßt ihn hierauf einem guten Schicksal. Er ist nicht etwa eingesetzt, um hier anzuwachsen, er soll nur seine Sporen abwerfen, und dann kann er ruhig den Weg alles Organischen wandeln. Im zweiten Jahr darf der Pfleger wieder nachschauen, und wenn nicht besonderes Unglück über seinen Pfleglingen waltete, wird er seine Freude erleben an dem reichen Segen für seine geringe Mühe.
Ueber die geheimen Lebensgewohnheiten dieser stillen Patrone hat Gössel folgende Beobachtungen gemacht:
Der Steinpilz liebt schweren feuchten Untergrund und große vermorschende Massen von Waldspreu; er ist ziemlich lichtscheu und will, obgleich er nur während der letzten paar Tage seines Daseins den Kopf in die Welt steckt, ein geschlossenes Laub- oder Nadeldach über seinem Standort. Eine Hauptbedingung seines Gedeihens ist die möglichste Einsamkeit der Lage. An Orten, wo viel gegangen und gefahren wird, ist er höchst selten anzutreffen. Gössel vermuthet, daß von den Erderschütterungen das feine Mycel oder Lagergewebe in der Entwickelung gestört wird und abstirbt.
Die Morchel, die hauptsächlich im Frühling ihre tigerartig gemusterten Knollen austreibt, läßt sich leicht ganz auf dieselbe Weise in Gärten auf Rasenplätze übertragen, ihr Lieblingsstandort sind auch in der Natur die Wiesen. Lehmiger, schwerer Untergrund mit Dungstoffen von Gras, Nadeln und Laub sagen ihr vornehmlich zu. Beim Schneiden der zum Verpflanzen erwählten Exemplare lasse man verdoppelte Vorsicht walten, weil die Morchel während und nach dem Schnitt die Sporen rasch fallen läßt. Am besten wickelt man das Exemplar schon vor dem Schnitt in Seidenpapier.
Die Lorchel, nicht nur im Namen, Aussehen und Geschmack der Morchel verwandt, kommt im Frühling etwas zeitiger als ihre Schwester und dauert zuweilen bis spät in den Herbst hinein; sie sucht sich in der Natur gern Ränder von Nadelholzwäldern auf, auch an verwesenden Stöcken und auf Waldwiesen findet sie sich häufig. Auf diese Standorte ist natürlich beim Verpflanzen gleichfalls Rücksicht zu nehmen, im Uebrigen verfahre man aber wie mit der Morchel.
Der Birkenpilz deutet schon durch seinen Namen an, wo man ihn zu suchen und wohin man ihn zu versetzen hat; er nimmt zwar dungreichen Boden auch nicht übel, doch begnügt er sich gern, wie seine genügsame Protectorin, die Birke, mit magerem sandigem Untergrund. Nasse Standorte wollen ihm gar nicht behagen, und geschieht die Umpflanzung bei feuchtem Wetter, so sorge man für ein kleines Dach von Brettchen oder Schiefersteinen. Birken müssen nicht gerade in der Nähe sein, doch scheint ein lichterer mehr trockener Standpunkt Lebensfrage für ihn zu sein. Der etwas rohe säuerliche Geschmack ist nicht Jedermanns Sache, wie ich nicht verschweigen will.
Zu den schmackhaftesten Pilzen zählt der Eierschwamm oder auch das Geelchen, Gelbschwamm, Pfifferling genannt. Seine Uebertragung geschieht auf die einfachste Weise, indem man ausgewachsene Exemplare an dunklen Waldstellen auf dungreicher Erde oder an morsche Baumstümpfe ausstreut. Die Sporen, weiß von Farbe, die im Frühjahre ausfallen, haben sich schon im Herbste zu den prächtigsten, zuweilen tulpenartig geformten Pilzen entwickelt. Der Eierschwamm dürfte für natürliche Anzucht der dankbarste aller Pilze sein.
Ein sehr geheimnißvolles Geschöpf ist die Trüffel; man behauptet, daß ihre Sporen nur durch die Losung der Wildschweine triebfähig werden. Gössel glaubt nicht daran und hofft auf Erfolge, ohne die Darmcanäle dieser Wühlhuber zu Hülfe nehmen zu müssen. Mit einer geringeren, bei uns heimischen Art, die zur Trüffelwurst Verwendung findet, sind Versuche bereits gelungen.
Die Freilandkultur in Gärten darf auf ein allgemeineres Interesse nicht rechnen, sie ist mehr Sache der Fachmänner und Liebhaber. Der Betrieb bedarf auch so eingehender Studien, daß ich unökonomisch mit dem mir zugemessenen Raume verfahren würde, wollte ich auch nur das Wesentlichste davon berühren. Dagegen hoffe ich auf einige Aufmerksamkeit für die Pilztreiberei in geschlossenen Räumen, ihre Grundzüge sind gewiß auch für Denjenigen interessant, der nie Pilze zu züchten gedenkt.
Als Saat wird hier nicht mehr die Spore, sondern das bereits entwickelte Mycelium benutzt, jenes Fädengewirr, aus dem der Pilz aufschießt. Die Sporen werden in Blumentöpfe gesäet und hier unter mehrmaliger Umpflanzung soweit zur Entwickelung gebracht, bis die Topferde mit den weißen feinen Fäden ganz durchzogen erscheint. Man nennt dieses Gemisch von Erde und Mycelien Pilzbrut, die auch noch auf andere Weise herangezüchtet wird. Sie bildet schon gegenwärtig einen lebhaft begehrten Handelsartikel für private Pilzzüchterei, wie auch für natürliche Anzucht in pilzarmen Gegenden. Gössel versendet Brut von Morcheln, Lorcheln und Steinpilzen, ebenso ganze Sortimente von Pilzsporen.
[227] In den Treibhäusern für Anger- oder Brachpilze erheben sich Holzstaffagen, die mit großen Waarenregalen verglichen werden können. Das Licht ist völlig abgeschlossen. Auf die Regale wird starkverrotteter und durchgearbeiteter Dünger in Lagen von circa zwanzig Centimeter Stärke aufgetragen, in diesen Dünger werden hierauf die Pflanzlöcher vier bis sechs Centimeter tief eingedrückt und etwa fünfzehn bis zwanzig Centimeter aus einander gehalten. Für jedes Loch ist eine mäßig volle Hand Pilzbrut bereit zu halten, man drückt dieselbe fest ein und verschließt die Oeffnung wieder mit Dünger. Nach vierzehn Tagen erst wird gut durchgearbeitete Erde aufgeschüttet oder besser aufgedrückt. Der Pilz liebt Widerstand, er will beim Aufkeimen Etwas zum Durchbrechen haben, bei zu glatt geebneter Laufbahn bleibt, wie dies oft auch bei dem Menschen der Fall ist, seine innere Lebens- und Triebkraft unentwickelt.
In etwa anderthalb Monaten gehen die Pilze auf, oft kommen sie zu Hunderten an einer Stelle heraus, doch wird immer neue Erde über sie hinweggeschüttet, um sie so zur Weiterentwickelung zu zwingen. Im zweiten, dritten und vierten Monat kann die Ernte stattfinden, ohne daß man daneben aufhört, neue Erdschichten aufzuwerfen. Es ruhen noch viele Mycelien im dunklen Schooß der Dungmassen, welche ebenfalls Pilze treiben wollen. Im sechsten Monat ist jedoch der Dünger in der Regel so ausgebrannt und ausgesaugt, daß er eine hellrothe Farbe angenommen hat und entfernt werden muß, um einer neuen An-, Auf- und Einlage Platz zu machen.
Diese wirklich überraschenden Erfolge beschränken sich indeß jetzt noch auf den weißen Brachpilz und auf eine Abart desselben, den sogenannten Treibchampignon. Der Waldchampignon wird zwar ebenfalls in großen Mengen gezogen, doch macht er insofern mehr Umstände, als er sich weigert, auf Stellagen zu gedeihen; dadurch bedingt er größern Treibraum, also kostspieligere Anlagen.
Der Steinpilz und viele andere Arten haben sich bis jetzt der völlig künstlichen Treiberei noch nicht anbequemen wollen, wenigstens sind lohnende Anlagen noch nicht erzielt worden.
Am Schlusse sei noch einmal der Abschnitt über die natürliche Anzucht den Lesern an’s Herz gelegt. Jetzt finden wir in vielen Wäldern leider nur Giftpilze und ungenießbares Gesindel, und man muß in manchen Gegenden schon ein Sonntagskind sein, wenn man einen Steinpilz oder Brachpilz finden will. Nun, wir können uns so ziemlich Alle am Werke betheiligen, die erforderlichen geringen Mühen sind ja eigentlich nur Vergnügen zu nennen – die Natur wird’s uns danken mit tausendfältiger Frucht.
- ↑ Dieselbe erscheint im Verlage von Alexander Köhler in Dresden, den wissenschaftlichen Theil redigirt Oberlehrer Thüme, den praktischen ein eifriger Pilzzüchter, Gärtner Moritz Gössel. Das in der That höchst dankenswerthe Unternehmen, das auch die volkswirthschaftliche und sanitätspolizeiliche Seite eingehend behandeln und beleuchten wird, ist den Naturfreunden, Pilzliebhabern und insbesondere den Landwirthen, Forstbeamten und Lehrern nicht genug zu empfehlen. Die Zeitschrift führt in guten Buntdruckbildern die für das praktische Leben wichtigsten Pilze vor und verfolgt als Hauptzweck die mykologischen Kenntnisse immer mehr zu verbreiten und zu erweitern, damit einerseits keine eßbaren Schwämme in Wäldern, Haiden und Wiesen verderben und andererseits die Bevölkerung vor dem Genuß schädlicher Pilze gewahrt bleibe. Sodann widmet sie sich wissenschaftlichen Forschungen und, wie schon oben angedeutet, der künstlichen Pilzzucht in eingehendster Weise. Man darf dem jungen Unternehmen um so wärmer das Wort reden, als am Redactionspult wie im Verlagscontor desselben Angesichts der noch sehr bescheidenen Interessentenzahl eine nur geschäftliche Absicht kaum vorhanden sein kann.
- ↑ Mycelium, Pilzmutter, das bei der Keimung aus den Sporen zuerst sich entwickelnde Organ des Pilzes, in der Regel durch ein fadenförmiges Aussehen charakteristisch.