Woher stammt das Wort „Kaviar“?

Textdaten
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Autor: Br.
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Titel: Woher stammt das Wort „Kaviar“?
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Joest, Wilhelm: Ueber den Ursprung des Wortes „Caviar“, Zeitschrift für Ethnologie, 22.1890, S. 210.
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[36] Woher stammt das Wort „Kaviar“? Darauf wissen Gelehrte und Feinschmecker keine Antwort, deshalb behilft man sich mit mehr oder weniger gesuchten Erklärungen. Tatarisch, wie die meisten Wörterbücher angeben, ist das Wort entschieden ebensowenig als türkisch, es steht auch als Fremdling innerhalb aller europäischen Sprachen. Keine Wurzel aus dem Alterthum haftet ihm an: auf den eingehenden Küchenzetteln der römischen Schwelger fehlt der Kaviar gänzlich, obwohl schon der alte Herodot die großen Störe des Dnjepr kennt und nennt. Auch das ganze Mittelalter beobachtet ein tiefes Schweigen über die heute so gesuchten und köstlichen Fischeier. Erst in einer Abhandlung von Platina, Hofmeister des Papstes Pius II., 1458 kommt zum ersten Male das Wort Kaviar vor, um sich von da an häufig in italienischen Schriftstellern zu finden. Der Kaviar war für die Menschheit entdeckt. Diese Thatsachen zusammenfassend, begründet W. Joest (Zeitschrift für Ethnologie 1890, Heft III, Berlin, Asher u. Co.) eine Vermuthung, die sicher Beachtung verdient. Demnach stammt der Name von Kapha-Theodosia, dem durch Jahrhunderte größten Handelsplatz am Schwarzen Meer, wo der Fischeierkauf in großem Maßstabe vor sich ging, wo auch die italienischen Händler den aus den Flüssen gebrachten Kaviar erstanden, um ihn dann nach dem Westen, nach Byzanz, Griechenland, Italien zu verschiffen.

Er stützt diese Annahme unter anderen guten Gründen auch mit Analogien. Korinthen z. B. wachsen nicht in Korinth selbst, ebensowenig als Smyrna-Feigen in Smyrna. Marsala, Portwein und Malvasier tragen ebenso nur den Namen ihrer Ausfuhrorte wie der Mokka, welcher erst mehrere Tagereisen hinter Molka gebaut wird.

Man muß gestehen, daß in Ermanglung irgend welchen sprachlichen Anhaltspunktes für den Begriff „Fischeier“ in dem Worte Kaviar diese Ableitung von dem Ausfuhrorte eine einleuchtende Erklärung darbietet.Br.