Wirthschaftliches Freimaurerthum

Textdaten
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Autor: H. Beta
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Titel: Wirthschaftliches Freimaurerthum
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aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 267–269
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Wirthschaftliches Freimaurerthum.

Der deutsche Central-Bauverein.

„Eigner Herd ist Goldes werth“ und noch viel mehr. Schuldenfreier Grund- und Hausbesitz ist zugleich der gesundheitliche, sittliche und ästhetische Boden wahren Wohlstandes, der Volks- und Culturkraft. Die behagliche Wohnung mit erb- und eigenthümlichem schuldenfreien Besitz wird zur Heimstätte für Selbstachtung, und die darin lebende Bevölkerung erhebt und veredelt sich aus einem unruhigen, bald im augenblicklichen Rausche der Verschwendung, bald im Jammer der Entbehrung und Noth zitternden Leben zu einer selbstbewußt schaffenden; nur eine solche im heimischen Boden festgewurzelte Bevölkerung hilft die Sicherheit und die rechtliche Natur des Staates, das Gedeihen der Gesellschaft, das Wohl der Einzelnen fördern, während eine aus der Wohnungsnoth und dem Miethcasernenthum nicht herauskommende zu einer Hauptquelle aller möglichen Ge- und Verbrechen wird.

Die unzähligen Leser und Leserinnen der Gartenlaube sind bereits vor fünf Jahren durch ein Arbeiterparadies mit eigenen Herden und Häusern geführt worden und können dieses Eldorado im Jahrgange 1865 Seite 300, 328 und 552 mit Vortheil wieder besuchen, weil sie damit Stoff gewinnen, die wirtschaftlichere, großartiger angelegte und baulich schönere, für ganz Deutschland berechnete, in rascher Verwirklichung begriffene Freimaurerei des deutschen Central-Bauvereins besser würdigen zu lernen.

Haus für tausend Thaler.

Dort in Mühlhausen sind die sonst herrlichen, durch Abzahlung allmähliches Eigenthum werdenden Arbeiterwohnungen noch eine Art Wohlthat, die zu besonderem Danke verpflichtet, außerdem blos Arbeiterwohnungen, welche durch ihre Küche gleich im Eingange immer noch zu sehr an Beschränkung erinnern. Der deutsche Central-Bauverein bietet allen sparfähigen Classen von unten auf, wo wöchentlich höchstens ein Thaler erübrigt werden kann, bis empor zu den gebildetsten Ansprüchen alle Arten von schuldenfrei zu erwerbenden eigenen Heimstätten, ohne damit das Selbstgefühl der Genossen durch Anspruch auf Dank zu verletzen. Der Verein ist eben ein rein geschäftliches, wirthschaftliches Unternehmen und eine Frucht sorgfältiger Prüfung aller ähnlichen Unternehmungen in Deutschland, England und Amerika. Ja selbst die baugenossenschaftliche neue Stadt Breslau, welche mit großartigen Mitteln auf der New-York-Insel emporgezaubert wird, bietet, so weit wir es bis jetzt verstehen, bei Weitem nicht die Vortheile, welche sich bereits unter Leitung unseres Vereins für jedes Auge und Herz erfreulich herausstellen.

Die Gartenlaube, welche die erste realisirte Idee der Arbeiterwohnungen in Wort und Bild zuerst empfahl, verdient sich jetzt durch Veranschaulichung der neuesten und weitesten Verwirklichung derselben gewiß einen noch weiter und tiefer reichenden Dank. Wofür ich selbst seit zehn Jahren durch Wort und Werk gekämpft habe, jetzt endlich tritt es in’s Leben, und eine Besprechung in einem weitverbreiteten Blatte ist jetzt mehr werth als alle meine und Anderer Vorarbeiten. Auch mußte die Noth erst am größten werden, um die Hülfe am nächsten zu bringen. Und es gehörte noch ein im Auslande jenseits des Meeres durch Märtyrer- und Heldenthum geschulter tüchtiger Deutscher mit seiner reichen Erfahrung gerade auch auf diesem Gebiete und ein durch Leben und Streben in England in seinem Ideenkreise erweiterter deutscher Geist dazu, um den deutschen Central-Bauverein wirklich in’s Leben zu rufen.

Dr. E. Wiß, der 1848 aus seiner Berliner Wirksamkeit nach Amerika flüchtete und sich dort mit unbeschränkter Selbstregierung und freier Genossenschaft, endlich mit Lincoln, dem Freiheitskriege und dem amerikanischen Staatsdienste (zuletzt als amerikanischer Consul in Holland) gründlich vertraut machte, gründete neuerdings mit dem Herrn H. Quistorp in Charlottenburg, Inhaber der Vereinsbank und Bruder des als Kaufmann und Mensch hochgeachteten Commercienraths in Stettin, den Mittelpunkt genossenschaftlicher Erbauungskunst für Deutschland, zunächst für Berlin und die Umgegend.

Grundriß.

Wenn man den beiden Männern in die Augen und dann noch in ihr Geschäft, in die Paragraphen dieses Vereins blickt, hat man sofort Zutrauen in diese ganze wirthschaftlich befreiende und sich aller Welt offenbarende Freimaurerei. Die zu Grunde liegenden Hauptideen sind folgende. Um allen gesellschaftlichen Classen die Wohlthat eigenen Hauses zu bieten, werden Heimstätten verschiedener Größe für leichteste Art der Erwerbung gebaut, jede mit Vor- und Hintergarten und Hof, in der Regel nur für je eine Familie, für die ärmsten noch sparfähigen Classen so, daß nur zwei oder drei Hausstände sich darin bequem und gesondert einrichten können. Aber auch bei diesen Häusern wird streng darauf gehalten, daß zu Gunsten eines gesunden und sittlichen Familienlebens immer gesonderte Räume zum Wohnen und Essen, Schlafen für Eltern und Kinder, eine besondere Küche und mindestens noch ein abgesonderter Raum für einen Kostgänger oder Gast vorhanden sei. Jedes Zimmer hat vom Corridor her einen besonderen Eingang, welcher weislich so angebracht ist, daß alle vier Wände fast vollständig für Stellung der Möbels verfügbar bleiben.

Machen wir uns ein Bild von einem solchen einfachsten und billigsten Hause für tausend Thaler, welches durch wöchentliche Zahlung von einem Thaler als schuldenfreies Eigenthum erworben werden kann. Unsere Abbildungen machen es schon so deutlich, daß nur noch wenige Worte zum genaueren Verständniß derselben und der Art ihrer Erwerbung gehören. Schon aus der Ferne sieht es einladend und gemüthlich aus. Hinter dem eingezäunten Vorgärtchen erhebt es sich nur zu einer Etage mit einem architektonisch verschönernden Vorsprung zu einem einfenstrigen Zimmer über der Hausthür. Der Eingang führt in einen Corridor bis zur Mitte, von wo aus vier Thüren in den Ecken angebracht, nach den drei Zimmern und der Küche dahinter, und eine Treppe geradezu in das eine obere Zimmer führen. Hinter der Treppe ist die Thür nach dem geräumigen Hofe, der mit Schuppen und [268] Stallraum etwa für ein Schwein, eine Ziege, Hühner oder sonstiges Gethier versehen ist und so zur Gemüthlichkeit und zum Nutzen des Haushaltes, besonders zum Vergnügen der Kinder beitragen mag. Die Zimmer sind fast alle größer, als wir sie bis jetzt in theuren und ungesunden Miethswohnungen finden, wesentliche Bedingung für gesundes Athmen. Da andere Häuser mit freien Hofräumen oder Hintergärten, wie sie namentlich für die Heimstätten über tausend Thaler beabsichtigt und zum Teil schon angelegt sind, einander gegenüber liegen und nur durch niedrige Mauern oder lebendige Hecken getrennt sind, so bildet sich hinter diesen Häusern ein freier, großer, freundlicher, gesunder Raum für alle Umwohner zugleich. Durch solche große Gartenflächen sind namentlich Londoner Vorstädte so gesund und malerisch schön geworden. Man blickt aus dem Vorgärtchen durch zwei Zimmer hindurch in die dahinter liegenden, und in die Zimmer winkt und wirkt von beiden Seiten grünes, lachendes Leben hinein. Welcher Gegensatz zu den engen, giftigen, dichtbewohnten Höfen großstädtischer Miethscasernen, die oft eben so eng als tief und hoch ihren Bewohnern den Himmel mit Luft, Licht und Leben nur wie eine kleine Oeffnung über dunklem Abgrunde voller Kohlensäure und Pestluft aus der selten gereinigten Excrementenhofburg zeigen! In dem wohlfeilsten, einfachsten Häuschen des deutschen Central-Bauvereins ist den äußeren Bedingungen für ein gesundes, edleres Culturleben ebenso Rechnung getragen, wie in den theueren für wohlhabende Classen.

Diese Tausendthaler-Häuser kann sich jeder Vereinsgenosse durch wöchentlich einen Thaler Abzahlung allmählich als schuldenfreies Eigenthum erwerben, und zwar mit Grund und Boden, auch dicht bei Berlin oder anderen Großstädten. Dies sind aber noch nicht die ärmsten sparfähigen Classen, so daß man namentlich für wohlfeilere Gegenden und die armen Arbeiter auf dem Lande nach englischen Mustern noch tiefer steigen wird. In meiner Broschüre „Die Stadtgifte“ etc. habe ich die musterhaften „Panzerhäuser“ beschrieben, wie sie in England schon für fünfzig Pfund, also für etwa ein Drittel des bei uns erreichbar erscheinenden niedrigsten Preises gebaut werden. Dies wird auch bei uns möglich sein, so daß den Mitgliedern einer Baugenossenschaft schon bei einer wöchentlichen Einzahlung von zehn Silbergroschen binnen fünfzehn bis zwanzig Jahren das bewohnte Haus zum schuldenfreien Eigenthume wird, wie in England.

Der deutsche Central-Bauverein ist in Deutschland das erste Unternehmen, die sogenannten „Terminal-Baugesellschaften“, wie sie sich in England geradezu tausendweise wohlthätig ent- und abgewickelt haben, in’s Leben zu rufen. Durch Auswahl der besten Bestimmungen daraus ist die Sache bereits ebenso vereinfacht als vervollkommnet, und in Bezug auf Münzung und Verwerthung des genossenschaftlichen Credits, worüber sich namentlich der sachverständige Dr. Engel in Berlin, das berühmte Haupt der Statistik, ausgesprochen, lassen sich noch viele Vortheile für alle Genossen verwirklichen. Namentlich empfehlen sich Entrichtungen für das Creditgeben, also Vorschüsse für Genossen, die auch als redliche Arbeiter oder Handwerker in den Fall kommen können, Geld auf Credit gut zu verwerthen und deshalb auch zu verzinsen. Da sie zugleich Gläubiger und Schuldner der Genossenschaft sind, durch Einzahlungen, Eigenthum und Vertrauen Gewähr bieten, kann ihnen die Bank der Genossenschaft gelegentlich Geldverlegenheiten sehr gut ersparen.

Unser Verein hat zunächst um Berlin herum verschiedene Bodenflächen erworben, um darauf seine Häuser in Abstufungen von tausend bis zehntausend Thalern den Genossen der einzelnen Mitgliedsgruppen zu erbauen und so Blüthentrauben von Vorstädten anzulegen, wie sie namentlich London in Schichtungen weit rings umgeben. Dies wird auch zu der englischen Lebens- und Geschäftsweise führen, wie sie sich in Hamburg, Köln etc. bereits vortheilhaft geltend macht, und wie ich sie in der Gartenlaube früher geschildert und empfohlen habe. Der Mittelpunkt der Stadt wird immer mehr Geschäft, in welches man jeden Morgen aus der gesunden, halbländlichen Wohnung geht, fährt oder reitet, um ununterbrochen bis vier, fünf Uhr zu arbeiten und dann in die Ruhe und Schönheit des Familienlebens draußen zurückzukehren. Künstler, Gelehrte und sonstige gebildete Familien können fortdauernd draußen wohnen und arbeiten und sich der ihr Eigenthum werdenden Häuslichkeit ohne Störung und Stadtgifte erfreuen.

Nach den Statuten des Vereins bilden sich einzelne Genossenschaften für Häuser von tausend bis zehntausend Thalern. Jedes Mitglied zahlt nach einer Einlage von zwei auf je tausend Thaler (die angerechnet werden) wöchentlich einen. Diese Einzahlungen werden mit Zins auf Zins gutgeschrieben und vierteljährlich mit fünf Procent verzinst. Ausgearbeitete Tabellen darüber, jedem Genossen eingehändigt, zeigen die erstaunliche Fruchtbarkeit solcher eingezahlter Ersparnisse, der Capitalserwerbung auf die leichteste und vortheilhafteste Weise, so daß die Zahlungen für den Nießbrauch des Hauses bis zur völligen Abzahlung dadurch so gut wie vergütet werden. Ist der Betrag für ein Haus beisammen, so steht dasselbe schon fix und fertig und wird verloost. Durch weitere Einzahlungen, wobei Zins auf Zinszinsen, Capital und Credit ungemein förderlich werden, ist der Beitrag für das nächste Haus und dieses selbst bald da und letzteres wird wieder verloost. Und so geht es fort, und zwar so, daß kein Mitglied länger als zwölf Jahre für sein Haus einzuzahlen und zu sparen braucht. Das Geld fließt also wie in eine Sparcasse. Viele zahlen, wie in England, ohne Rücksicht auf ein Haus, blos der guten und sicheren Zinsen wegen ein. Dadurch wird die Genossenschaft überhaupt eine wohlthätige Vereinigung von Personen, die Credit geben und nehmen. Wer auf ein Haus einzahlt, kann den Betrag, wenn er nicht weiter fortfahren will oder kann, stets unverkürzt zurückerhalten. Aber wenn nun ein Ernährer, nachdem er so und so viel Jahre eingezahlt und vielleicht schon ein Haus gewonnen hat, plötzlich stirbt und Wittwe und Kinder nicht weiter zahlen können? Im schlimmsten Falle können die Erben ihren Eigenthumsantheil verkaufen; aber jedes Mitglied wird es hoffentlich vorziehen, sich sofort für den Fall seines Todes auf den Betrag für das Haus zu versichern. Dies wird nach englischem Muster so gemacht. Man zahlt auf ein Haus für die und die Summe ein. Diese wird bei einer Lebensversicherung mit zwei bis drei Silbergroschen wöchentlich auf je tausend Thaler so versichert, daß im Todesfalle diese Lebensversicherungsgesellschaft den Rest des Guthabens an die Baugenossenschaft zahlt und die Erben dadurch sofort in den schuldenfreien Besitz ihres Hauses eintreten. Größerer Deutlichkeit wegen ein Beispiel. Der versicherte Genosse hat fünf Jahre lang etwa zweihundertfünfzig Thaler auf sein Haus für tausend Thaler eingezahlt und stirbt. Jetzt zahlt die Versicherungsgesellschaft den Rest der Schuld, siebenhundertfünfzig Thaler, auf einmal an die Baugenossenschaftscasse, und Wittwe oder Erben erhalten das Haus sofort als schuldenfreies Eigenthum, das sie vielleicht mit fünfzig Procent Gewinn verkaufen können. Der Versicherte zahlte während der fünf Jahre etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Thaler. Man kann also die Seinigen auf die billigste Weise gegen alle Gefahr vor Verlust schützen. Die Billigkeit erklärt sich dadurch, daß sich mit jeder Woche der auszuzahlende Betrag für den Todesfall verringert und zwar mit Rücksicht auf die übrigen Einzahler so bedeutend, daß sich die zwei, drei Silbergroschen auf’s Tausend in England erfahrungsmäßig noch als ein bedeutender Nebengewinn der Versicherungsgesellschaften erwiesen haben.

Unser Verein wartet übrigens durchaus nicht mit seinen Bauten, bis sich die Beträge für je ein Haus eingefunden haben. Im Nordosten Berlins läßt er auf einmal dreißig Eintausendthalerhäuser, im Süden mehrere Reihen von theureren und auf dem luftigen, schon malerisch bepflanzten und bebauten Westende mehrere Zehntausendthaler-Villas aus eigener Capitalskraft bauen, um sie den Genossen zur Verfügung zu stellen. Abzweigungen für dieselben Zwecke mit denselben Statuten haben sich in mehreren Provinzialstädten theils gebildet, theils sind sie noch im Werden begriffen. Die Statuten geben blos allgemeine, unerläßliche Bedingungen, innerhalb welcher noch mit jedem einzelnen eintretenden Genossen ein freies, klares Abkommen getroffen wird, worin er in Bezug auf den Bau und die Einrichtung seines Hauses u. s. w. seinem Bedürfnisse und Geschmacke Genüge und Rechte sichern kann. Dasselbe gilt für Zweig-Vereine in den Provinzen.

Kurz, die Suche ist so begründet und gegliedert, daß jeder Betheiligte immer nur gewinnen und selbst bei Verarmung oder Tod das eingezahlte Geld nie verloren gehen kann. Auch ist die Genossenschaft frei von den Gefahren, denen andere, selbst solide Unternehmungen nicht selten unterliegen. Das Geld wird ja immer in soliden, sich durch weitern Anbau im Werthe steigernden Häusern angelegt und diese hypothekarisch und durch Feuerversicherung über anderweitige Gefahr erhoben. Jeder Besitzer zahlt fünf Procent für den Nießbrauch seines Hauses nur bis zur Höhe [269] seines Antheils, und dann ist es sein schuldenfreies, im Werthe vielleicht schon doppelt gestiegenes Eigenthum. In der Nähe großer, wachsender Städte kann es leicht vorkommen, daß so ein Tausendthalerhaus nach zehn Jahren schon zweitausend Thaler werth ist, so daß der Besitzer und bald schuldenfreie Eigenthümer es geradezu wie ein Geschenk betrachten kann. Mit anderen Worten: er erhält für seine gesparten tausend zweitausend Thaler. Und dann hat er noch während der Zeit billiger und besser gewohnt und sich und den Seinigen ein herrliches Capital von gestärkter Gesundheit, schönerem Familienglück und höherer Cultur erworben.

Ueber die Fruchtbarkeit des Creditgebens und Creditnehmens müßte man den Geheimrath Dr. Engel sprechen lassen. Vielleicht räumt die Gartenlaube dafür später noch ein Plätzchen ein, weil man damit herrlich nachweisen kann, wie eine solche Baugenossenschaft zugleich auch zur wohlfeilsten und gewinnreichsten Form der Sparcasse wird. Die Gründer des deutschen Centralbauvereins haben für Deutschland den Grund und Boden für solche genossenschaftliche Förderung gewonnen und bebauen ihn bereits in den verschiedensten Formen. Diese können überall und ohne Anstrengung für Stadt und Land eingerichtet und verpflanzt werden. Sie sprechen deshalb auch in ihren Statuten die feste, klare Ueberzeugung aus, daß sie ein gesundes, volkswirthschaftliches, materiell und moralisch schöpferisches Unternehmen in’s Leben gerufen haben. Es hängt nicht von dem guten Willen und der Wohlthätigkeit Einzelner ab, demüthigt auch den ärmsten, noch sparfähigen Arbeiter nicht durch Angebot von Almosen, sondern giebt ihm blos Gelegenheit, sich aus eigener Kraft mit seiner Familie aus der Noth und Unsicherheit des Lebens und Wohnens zu erheben.

Solche Baugesellschaften fördern das Gemein- und Einzelwohl durch Erziehung zahlreicher freier und unabhängiger Besitzer unbeweglichen Eigenthums, schöner, eigener, gesunder Herde, die mehr werth sind als Gold. Innerhalb dieses unbeweglichen Eigenthums blühen und fruchten noch viel höhere, die beweglichen geistigen und sittlichen Werthe, welche sich nicht auf’s Haus beschränken, sondern von Nachbar zu Nachbar sich wohlthuend über ganze Gemeinden und Völker ausdehnen.

Auf die sociale Frage giebt es verschiedene Antworten, aber keine erbaulichere und versöhnendere als die unserer genossenschaftlichen Freimaurer.

H. Beta.