Wir haben segnend es entlassen

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Wir haben segnend es entlassen
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 44–45
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[44]

32.
7. Deutsches Turnfest in München 1889.

     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Wir haben segnend es entlassen, das Banner, das ein schmucker Zug mit Sang und Klang durch Leipzigs Gassen hinaus zur Abfahrtshalle trug, voll Hoffen, daß mit neuen Ehren, geschmückt mit Münchens Fahnenband, zu uns es werde wiederkehren nach hartem Kampf vom Isarstrand.

     2. Die Hoffnung hat uns nicht betrogen und lächelnd blieb uns treu das Glück; die mit dem Banner ausgezogen, sie brachten schöner es zurück. Umstrahlt von gold’nem Ehrenscheine, der schönen Zukunft sichres Pfand, trägt es zum Fahnenband vom Maine die Schleife nun vom Isarstrand.

     3. Es war ein hartes, heißes Ringen und mühevoll der Weg zum Ziel; der Kränze neunten heimzubringen – es war bei Gott kein Kinderspiel. Der deutschen Jugend beste Blüte war auf dem Plan voll Kampfeslust, und edler Manneseifer glühte in jeder breiten Turnerbrust.

     4. Wohl blieb ein flüchtiges Erschrecken dem Freund der Sachsen nicht erspart, als sich die starken, schlanken Recken aus Nord und Süd zum Kampf gschart, doch dünkelfrei wie ohne Zagen ging auch der Sachse in den Strauß, und hielt, wenn auch vielleicht geschlagen, bis an das Ende zähe aus.

     5. Und zu den ersten Starken, Kühnen aus Sachsen, die der Sieg geschmückt, die sich den Kranz, den eichengrünen, bescheiden-stolz auf’s Haupt gedrückt, die keiner Muskel leises Beben [45] in ihrem Siegeslauf gestört, die stolz wir auf die Schulter heben, hat unser Sieger auch gehört.

     6. Der Tage, die uns alte Ehren so voll und stolz und schön erneun – wir lassen’s uns von Keinem wehren, von Herzen ihrer uns zu freu’n, und jenem schwarz und gelben Bande, das aus der Jugendkräfte Streit wir heimgebracht vom Isarstrande, sei heller Jubelruf geweiht!

     7. Doch wer beim Rauschen deutscher Fahnen die fremde Tüchtigkeit gesehn, dem wird sogleich in ernstes Mahnen das Wort des Stolzes übergehn, der sagt den Jungen wie den Alten: „Der Ruhm berauscht wie junger Wein; wollt ihr euch auf der Höhe halten, so müßt ihr rastlos thätig sein!“

     8. Das Können steigt; das Spiel der Kräfte lockt neue Kämpen stets heraus, und unsres Volks gesunde Säfte, sie toben gar zu gern sich aus. Es regt und rührt in allen Gauen lebendig sich und wächst und treibt; der Zukunft darf nur der vertrauen, der unermüdlich thätig bleibt!

     9. Wohlan! Das volle Glas erhoben! In ernstem, feierlichem Chor laßt uns mit Hand und Mund geloben, zu streben rastlos wie zuvor. Wenn nie von altem Ruhm wir zehren und dir die besten Kräfte weihn, dann wirst du blühn in Stolz und Ehren, geliebter Leipz’ger Turnverein!