Wilhelm Löhes Leben (Band 2)/Löhes Verdienste um das Gotteshaus und um den Schmuck und die Zier der heiligen Stätten

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Wilhelm Löhes Leben (Band 2)
Varia aus dem Amtsleben Löhes »
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Löhe’s Verdienste um das Gotteshaus und um den Schmuck und die Zier der heiligen Stätten.
 Haben wir bisher zu zeigen versucht, wie Löhe bemüht war, seine Gemeinde geistlich zu einem Tempel Gottes zu erbauen, so darf nun auch nicht unerwähnt bleiben, was er in äußerer Beziehung zur Verbesserung und Verschönerung der Kirchen und sonstigen heiligen Stätten, sowie der übrigen Stiftungsgebäude der Pfarrei, gethan hat. Wenigstens in einem kurzen Ueberblick wollen wir auch diese Seite seiner schaffenden und neugestaltenden Thätigkeit zur Darstellung kommen lassen. Wir benutzen dazu die chronologische Uebersicht, die sich in der| von Löhe im Jahre 1864 verfaßten Pfarrbeschreibung findet, der wir zum Theil wörtlich uns anschließen.

 1837. Schon vor seinem Aufzug im Jahre 1837 ließ Löhe das Pfarrhaus und den Pfarrgarten aus eigenen Mitteln restaurieren. Es sollte das Brautgeschenk sein, welches er seiner Helene machte. Im gleichen Jahre wurde auch die Sacristei der Pfarrkirche ganz renoviert, und der Weg vom Pfarrhaus bis zur Sacristei gepflastert.

 1838. Nicht unbedeutende Reparaturen an der Filialkirche Wernsbach wurden in diesem Jahre vorgenommen. Die Reparatur geschah aus von dem Pfarrer Löhe privatim aufgebrachten Mitteln. Auch Sacristei, Kanzel und Altar der Filialkirche wurden erneuert und verschönert. Ein Künstler in München malte den Leichnam des Herrn am Kreuz zum Altarbild gegen Erstattung der puren Auslagen von 8 Gulden.

 1839 wurde ein neuer Taufstein für die Pfarrkirche gestiftet. Um ihm ein Plätzchen im Chor zu verschaffen, wurde der alte abscheuliche, bis zum Altar herunter reichende Uhrsteinkasten weggenommen, das Geläute mit seinen herunterhängenden Stricken auf den Läutboden verwiesen und der Altar an die östliche Wand des Chor’s gerückt.

 Bei Gelegenheit der Einweihung dieses Taufsteins gab Löhe seinen Gemeindegliedern ein von ihm zu diesem Zweck verfaßtes Büchlein, eine „Zusammenstellung der Worte Luthers von der heiligen Taufe“ in die Hand. „Ich will damit“ – schreibt er an Carl v. Raumer – „mein Volk an seine Taufe erinnern, die mir so lange als ein verborgener Schatz beiwohnte.“

 1839 am 19. September kaufte der Pfarrer mit seiner Ehefrau die sogenannten Zapfenäckerlein, ein Tagwerk und zwei Decimalen Fläche enthaltend, für 118 Gulden und schenkte sie der Gemeinde mit dem Versprechen, die Front der Mauer mit| den Thoren aus seinem Säckel herstellen zu lassen. Die Gemeinde nahm das Geschenk unwillig an, trotzdem, daß sie außerdem gezwungen worden wäre, einen neuen Kirchhof zu kaufen, weil sie die drei Seiten der Umgebungsmauer machen und das Land umgraben lassen sollte. Löhe übernahm zur Erleichterung der Gemeinde noch 30 Fuß der Umfassungsmauer auf eigene Kosten herzustellen. Als Löhe den Acker zum Kirchhof gekauft hatte, schrieb er an seine Schwiegermutter: „Diese Woche habe ich der hiesigen Gemeinde einen schönen Kirchhof gekauft, es macht vielleicht auf die Gemeinde einen recht guten Eindruck, und ich möchte gerne aus dem Kirchhof ein stilles Paradies machen.“ Wenn auch der Eindruck auf die Gemeinde für den Anfang nicht der von Löhe erwünschte war, da er ja viel zu kämpfen und zu tragen hatte, bis der Kirchhof fertig war, so ist der zweite Wunsch um so mehr zur Wirklichkeit geworden, da man, besonders während der schönen Jahreszeit, dem Kirchhof von Neuendettelsau den Namen eines stillen Paradieses gewiß beilegen darf.

 1840 am 15. September wurde der Kirchhof eingeweiht.

 1841 während des Sommers wurde eine Hauptreparatur der Pfarrkirche vorgenommen, durch welche sie vollständig umgeändert wurde. Vom Mai bis August wurden alle Gottesdienste in der Kirche zu Wernsbach gehalten. Löhe mußte alles selbst besorgen, und that dies, besonders bei Bauten heiliger Orte, mit besonderer Vorliebe und Sorgfalt bis in’s Einzelnste und Kleinste. – Die Neuendettelsauer Kirche ist so vielen, die in ihr Gottes Wort hören durften, ein lieber Ort geworden, daß wir die Geduld der Leser durch die nachfolgende Beschreibung wol nicht zu sehr in Anspruch nehmen. Löhe berichtet über die an seiner Kirche vorgenommenen Restaurationsarbeiten an seine Schwiegermutter am 28. August 1841: „Morgen| wird zum ersten Male wieder in unserer Kirche Gottesdienst gehalten. Die Orgel klingt voll und schön. Der Anstrich der Empor und Säulen hat sich gut gemacht, nach meiner Meinung, die Bauern hätten ihn freilich lieber blau oder roth. Die Kanzel ist kein Wunderwerk, aber sie steht gut und ist doch schöner als die alte und von gutem Holz. Im Ganzen ist die Kirche nun recht freundlich. Der Chor ist al fresco gemalt. Auf der Wand am Altar sind drei gothische Spitzfelder gemalt. Im mittleren ist das Bild des Gekreuzigten. In dem nächst dem Herrenstuhl befindlichen ist von einem Engelein getragen ein Taufstein mit der Kanne, über ihm die reine Taube. Auf dem Taufstein ist en relief die Taufe Jesu, der tragende Engel wächst aus einem Leuchter, der in einem Blumenkorb steckt. So ein Blumenkorb ist auch samt Leuchter und Engel auf der anderen Seite. Da trägt der Engel einen Altar. Der Altar ist mit einer rothen Decke schön bekleidet, auf ihr ist Gottes Lamm gemalt. Auf dem Altar liegt eine Bibel, auf welcher Kelch und Patene mit einer stehenden Hostie zu sehen ist. Ueber dem Altar ist ein siebenarmiger Leuchter gemalt. Die Decke des Chors hat in der Mitte ein Kreuz, so gemalt, daß es, wohin man sich wende, mitzugehen scheint. Am Rande der Decke sind recht schöne gothische Figuren. Jedermann freut sich der Kirche. Was meinst Du, daß die Kanzel gekostet hat? 50 Gulden. Es ist viel. Doch würde sie in einer Stadt noch mehr gekostet haben. Die übrige Schreinerarbeit hat 170 Gulden gekostet, das Ausmalen des Chors 44 Gulden.
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 1842 wurde das Schulhaus gebaut. Bis zum Jahre 1839 war der Schullehrer genötigt, die Schule in seinem ohnehin kleinen Wohnzimmer zu halten, was dem Zwecke der Schule sehr hinderlich entgegentrat. Im Jahre 1839 gelang es, für die Schule ein eigenes Mietlokal zu erwerben; da das Mieteschulzimmer| sich aber auf die Dauer nicht bewährte, und die Schule in das kleine Mesnerhaus, das Wohnhaus des Schullehrers, nicht zurück verlegt werden konnte, so mußte der Sache Hilfe werden. Unter höchstem Unwillen und Widerstreben der Gemeinde und des Schullehrers wurde der schon von dem Pfarrer Böswillibald, der 1803–1818 Pfarrer zu Neuendettelsau war, angezeigte einzige Hilfsweg, ein separates Schulgebäude zu errichten, betreten. Das einstöckige Gebäude, zu welchem die Gutsherrschaft das Holz gegeben hatte, wurde von einem Maurer für 437 Gulden hergestellt und am 20. October 1842 seinem Gebrauche übergeben.

 1849 ließ der Pfarrer in der Filialkirche Reuth eine neue Kanzel herstellen, der Kirchenpfleger R. die Stühle reparieren. Die feuchte, auf der Nordseite der Kirche angebrachte Sacristei wurde weggenommen.

 1850 bekam die Filialkirche Reuth auf der Südseite eine Sacristei in sonniger und trockener Lage. Ein altes, früher durch die Sacristei auf der Nordseite verdecktes Chorfenster wurde wieder geöffnet und entsprechende Aenderungen vorgenommen.

 1850 wurde in den Monaten Juni, Juli, August die Südseite des Pfarrhauses aus Backsteinen neu aufgebaut. Bei dieser Gelegenheit erhielt das ganze Pfarrhaus eine neue und bessere Einrichtung, durch welche zwei wohnliche Zimmer gewonnen wurden. Als die Reparatur des Pfarrhauses fast fertig war, wurde alles wieder dadurch vereitelt, daß in der vorletzten Nacht in der Küche Feuer ausbrach und mit Mühe wieder gelöscht werden konnte. Löhe durfte Gott danken, daß er bei seiner Rückkehr von einer Reise nach Mecklenburg das neu reparierte Haus nicht als einen Schutthaufen traf.

 1851 bekam der Chor der Pfarrkirche eine neue Zierde durch das kleine gemalte Altarfenster unmittelbar über dem Altar.| Es wurde aus freiwilligen Beiträgen der Gemeinde nach Löhe’s eigener genauester Angabe gemalt. Auf dem Fenster ist in leuchtenden Farben das Christusbild auf Veronica’s Schweißtuch in himmelblauem Felde, dahinter der goldene Thron mit den scharlachenen Decken, darunter Luther’s Wappen, die weiße Rose mit dem Herzen und darinnen das Kreuz, zu sehen.

 Auch wurde in diesem Jahre die Sacristei wohnlicher eingerichtet und ein kleiner eiserner Ofen für dieselbe gestiftet.

 Im gleichen Jahre 1851 wurde auch an der Filialkirche Wernsbach eine höchst nötige Reparatur vorgenommen, nachdem der seit langen Jahren schwebende Proceß mit dem Fiscus, der Löhe viel Not und Sorge gemacht hatte, zu einem glücklichen Ausgang gekommen war. Da nämlich die Kirche zu Wernsbach ein Filial des Chorstiftes Spalt war, und dieses den Zehnten von Wernsbach bezog, so hatte Spalt die Baukosten für die Kirche zu tragen. Den Zehnten hatte nun bei der Säcularisation der Staat übernommen, wollte aber die Baulast nur zur Hälfte tragen, weil der Pfarrer von Neuendettelsau auch Zehnten von Wernsbach bezog. Deshalb sollte der Pfarrer persönlich, als Condecimator, die zweite Hälfte tragen. Durch die Güte eines Freundes bekam Löhe mit Erlaubnis des Landrichters einen Actenfascikel des Oberamtes Windsbach, in welchem die Baupflicht des Staatsaerars unwiderleglich dargethan war. Löhe hatte nicht allein die Freude für sich und seine Nachfolger, von der lästigen Zumutung frei geworden zu sein und den Proceß gewonnen zu haben, sondern der Staat kam nun auch seinen Pflichten sofort nach und ließ die Kirche von Grund auf restaurieren.

 1853. Im Juni dieses Jahres bekam die Filialkirche Reuth ein neues sehr schönes Bahrtuch, wozu die Gemeinde freiwillig die Kosten aufbrachte.

|  1854 wurde für das Pfarrwittum eine neue Wiese gekauft in der Größe von 1 Tagwerk und 73 Decimalen. Auch die Filialkirche Reuth bekam im Jahre 1854 eine neue Wiese.

 1856. Durch ein Geschenk im Betrag von 100 Fl. wurde es möglich, von den beiden Hausnummern 9 und 10, welche das Diaconissenhaus erwarb, den Grasgarten zu trennen und zu erkaufen, um durch ihn den dicht daneben liegenden Grasgarten der Pfarrei zu vergrößern.

 1859. Im August wurde das noch stehende große steinerne Crucifix, welches in München angefertigt wurde, auf dem Gottesacker aufgerichtet. Löhe freute sich, „dereinst unter diesem edlen Angesicht und diesen durchbohrten Händen dem Leibe nach zu schlafen.“ Die Summe, welche zur Bestreitung der Kosten für das Crucifix nötig war, wurde durch freiwillige Gaben der Gemeindeglieder aufgebracht, wie es denn Löhe’s Grundsatz war, seine Gemeinde immer im „Geben“ zu erhalten und es an Gelegenheiten und Reizungen dazu nie fehlen zu lassen.

 1859 im October wurde die Pfarrkirche neu gemalt nach dem alten Muster, die Orgel restauriert und vergrößert, auch der Taufstein neu vergoldet und an Stelle des alten ein neuer Beichtstuhl angeschafft.

 1859 wurde die Empor der Filialkirche Reuth mit Kirchenstühlen ausgestattet. Bisher dienten als Sitze Balken, die auf dünnen, kurzen Beinen standen.

 1860 bekam das Schulhaus einen Stock aufgebaut und wurde ein Hilfslehrer angestellt, um die 2. Abtheilung der Schüler zu unterrichten.

 1861 erkannte die königl. Regierung auch die subsidiäre Baulast des Staatsaerars an der Kirchhofmauer zu Wernsbach an und restaurierte im darauf folgenden Jahre 1862| auch wirklich die ruinöse Mauer und versah sie mit Thor und Treppen.

 1862 wurde für die Dorfkirche von dem Hofsilberarbeiter Weishaupt in München ein neuer Kelch, silbern und vergoldet, für 87 Fl. 16 Kr. angekauft, und der vorhandene alte Kelch repariert und neu vergoldet für 20 Fl.

 1862. Am Weihnachtsfest wurde das nach Süden liegende Chorfenster der Pfarrkirche mit gemaltem Glas geschmückt. Es zeigt zwei Medaillons, wovon das untere zwischen dem Α und Ω die Namenschiffre Christi trägt, das obere aber auf rothem Grund den Kelch mit der aufrecht stehenden Hostie. Zwischen beiden Medaillons zieht sich ein breites Band oder Papierrolle mit dem Spruche Ps. 27, 1: „Der HErr ist mein Licht und mein Heil etc.“ beschrieben, hindurch. Die die Medaillons umgebende Fläche ist mit kleinen runden Scheiben, welche auf hellblauem Grunde ein dunkelblaues Kreuz tragen, gefaßt. Durch dies südliche Fenster sandte die liebe Sonne besonders im Sommer gerade zu der Zeit ihre heißesten, blendendsten Strahlen auf den Altar, zu welcher man das h. Abendmahl am öftesten feiert, nämlich zur Mittagszeit. Da nun der davor hängende Vorhang theils den Chor verunglimpfte, theils seinem Zwecke nicht völlig entsprach, so sollte dies gemalte Fenster neben dem Zwecke, daß es dem Chore zur Zierde gereichte, auch das grelle Sonnenlicht dämpfen. Die hierfür nötigen Mittel wurden ebenfalls durch freiwillige Gaben aufgebracht.

 1862. Gleichzeitig, auch zum Weihnachtsfeste, bekam der Altar der Pfarrkirche als Ersatz für das schwarze Eisenguß-Crucifix die gegenwärtig ihn schmückende Predella mit dem vergoldeten gothischen Crucifix aus der Mayer’schen Kunstanstalt in München. Hiezu hatte ein Gemeindeglied aus dem Pfarrdorfe das nötige Geld gestiftet. Auch wurde 1863 ein neues| Leichenkreuz von einem anderen Gemeindeglied aus dem Dorf gestiftet.

 1864. Bekam der Altar der Pfarrkirche zur Vervollständigung seines Schmuckes eine neue schöne Altarbekleidung, bestehend aus einem Unterkleid, einem schön gestickten Antependium auf Rahmen, und einer Ueberdecke. Die Auslagen für das dazu nötige Material ohne Honorar für die Arbeit betrugen 85 Fl.

 1864 im December wurde auf dem Thurm der Filialkirche Reuth eine neu gegossene Glocke aufgehängt und eingeweiht.

 1864 in den Monaten August bis October wurde die Nordseite des Pfarrhauses neu mit Backsteinen aufgemauert, und wurde dadurch ein Zimmer gewonnen, und das Haus sehr verbessert.

 1866 wurde der sehr wertvolle Altarschrein der Filialkirche Reuth in München neu restauriert und im September wieder in Reuth aufgestellt. Die Restaurationskosten im Betrag von 303 Fl. wurden nur zum kleineren Theil aus freiwilligen Beiträgen gedeckt, den größeren Theil mußte Löhe entlehnen und nach und nach selbst tilgen.

 1866 wurde die in der Pfarrkirche stehende Statue des h. Nikolaus renoviert.

 1867 wurde das schöne, kunstvoll aus Holz geschnitzte Antependium der Filialkirche Wernsbach neu hergerichtet und frisch vergoldet.

 1868 stiftete Löhe eine neue, schön gestickte Pultdecke über das Pult, an welchem stehend er in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens fast alle Predigten und Vorträge halten mußte. Die Decke trug nach seiner Bestimmung als Aufschrift den Spruch: „Prüfet alles und das Gute behaltet“.

 1868 wurde die sehr baufällige Pfarrscheune abgebrochen| und wieder aufgebaut, die Mittel dazu wurden durch Ueberschüsse aus den reichen Klingelbeuteleinlagen der früheren Jahre beschafft.

 1868 bekam Löhe für die Pfarrkirche den Kreuzweg von Führich in schönen großen Kupferstichen geschenkt. Diese Bilder wurden einfach eingerahmt und an den Wänden des Schiffes sowie an der Emporbrüstung aufgehängt und jedes Bild auf beiden Seiten mit Wandleuchtern versehen.

 1869 wurde eine schöne neue Sargkrone gestiftet, welche nach hier in Neuendettelsau üblicher alter Sitte die Särge derjenigen Jünglinge und Jungfrauen schmückt, welche berechtigt gewesen wären, die bräutliche Myrthenkrone zu tragen, wenn sie sich hier zeitlich vermählt haben würden. Es waren daher auch die Jünglinge und Jungfrauen der Gemeinde, welche dafür durch freiwillige Gaben den nötigen Betrag zusammenlegten.

 1870 bekam der Altar der Pfarrkirche seinen schönsten und kostbarsten Schmuck, und man möchte sagen, Löhe krönte all seine Arbeit, Sorge und Mühe, welche er auf würdige Herstellung und Ausschmückung der heiligen Orte während mehr als drei Jahrzehnten verwendet hatte, durch die Beschaffung der auserwählt schönen und mustergültigen heiligen Gefäße, eines Kelchs und eines Ciboriums. Beide sind von unten auf ganz gleich gebaut, und geht die Verschiedenheit beider blos aus der verschiedenen Bestimmung hervor. Der reich geschmückte, in einen Sechspaß geteilte Fuß trägt einen ebenfalls reich geschmückten nodus, auf welchem bei dem Kelch ein einfacher Becher, und bei dem Ciborium eine Schale ruht. Der Fuß des 1/2 Maß Wein fassenden Kelches ist mit einem Weinlaub- und Traubenkranz geziert und trägt in einem Wappenschild ein Crucifix nebst anderer schöner Zier. Der Fuß des 400 Hostien fassenden Ciboriums trägt einen Aehrenkranz und in einem Schilde| Luther’s Wappen neben sonstiger schöner Verzierung. Der Nodus ist durch sich kreuzende Kreuzesbalken gebildet, welche in Email die Buchstaben A. G. N. S. (agnus) tragen. Den Kelch deckt eine Patena, das Ciborium schließt ein Deckel, der sich nach oben verjüngend eine Kreuzesblume mit einer Frucht aus Halbedelstein trägt, womit das Ciborium auch an der Schale geziert ist.

 Die beiden heiligen Gefäße sind silbern und vergoldet.

 Nach Löhe’s genauester Angabe, welche ein Ergebnis langjährigen, mit Vorliebe und Fleiß betriebenen Studiums war, wurden diese heiligen Gefäße von L. Scheele in Leipzig für den Betrag von 210 Thlr. 25 Gr. angefertigt, welcher Betrag ebenfalls aus freiwilligen Gaben zusammenfloß mit Ausnahme eines dafür bestimmten Vermächtnisses von 100 Fl. Am Dreieinigkeitsfest, 12. Juni des Jahres 1870, wurden die heiligen Gefäße geweiht und ihrer hohen Bestimmung gemäß verwendet.

 1870. Gleichzeitig mit der Pfarrkirche bekam auch die Filialkirche Wernsbach, welche noch keinen ordentlichen Kelch besaß, einen zwar minder kostbaren, aber dennoch sehr schönen, den liturgischen Anforderungen entsprechenden silbernen Kelch von gleicher Bauart und von demselben Meister angefertigt, wie der der Pfarrkirche. Dieser Kelch war ein Geschenk Löhe’s, welches er, wol im Andenken an die vielen schönen Gottesdienste, die er gemeinsam mit seiner seligen Gattin in dem ihm so lieben und traulichen Kirchlein zu Wernsbach feiern durfte, demselben widmete. Ein Honorar war dazu bestimmt, den Betrag zu decken.

 Hier dürfen wir wol auch noch einiger anderer Verdienste ähnlicher Art Erwähnung thun, durch welche sich Löhe Anspruch auf den Dank der Gemeinde erwarb.

 Im Jahre 1844 kamen durch Löhe’s Bemühungen die| Streitigkeiten, welche lange Zeiten hindurch eines Waldrechtes wegen, das die Gemeinde zu haben oder fordern zu können glaubte, zwischen der Gutsherrschaft und ihr bestanden, durch einen Vergleich zu gütlichem Abschluß. Der wohlwollende Freiherr, Friedrich Karl von Eyb, der letzte der römisch-katholischen Linie der Dettelsauer Eybe, war dem Friedenswerk zugänglich. In der Freude, welche er an dem gelungenen Friedenswerke hatte, lud er die ganze Gemeinde, natürlich vor allem den Friedensstifter, den Pfarrer, zu einer Friedensfeier ein, die freilich in ihren nächsten Folgen misriet. Als Löhe hörte, der Gutsherr habe Musikanten bestellt und wolle einen Tanz veranstalten, ließ er ihm sagen, daß er nicht kommen werde, wenn getanzt werden sollte. Der Freiherr ließ ihm entgegnen, es solle in seinem Beisein nicht getanzt werden. Löhe erwiderte, daß, wenn überhaupt getanzt werde, gleichviel ob in seinem Beisein oder in seiner Abwesenheit, er nicht kommen werde. Endlich sollte nicht getanzt werden, und, so viel bekannt, war Löhe eine halbe Stunde auch bei dem Friedensfest. Als es Abend wurde und alles aus des „gnädigen Herrn“ milder Hand gegessen und getrunken hatte, und sich im Schloß, im Schloßhof und in dem gegenüberliegenden Wirtshaus gütlich that, konnte es die Jugend doch nicht lassen, wenigstens im Wirtshaus zu springen und zu tanzen, während die Alten sich am reichlich gespendeten Wein mehr als genug erlabten. Am folgenden Tag, als an einem Freitag, sollte wol auch des Friedenswerkes in der Betstunde gedacht werden, und war daher auch alles in der Kirche versammelt. Löhe, der während seiner Vorbereitung zum Gottesdienst wol von ferne vernahm, wie seine Gemeinde ihr Friedensfest beschlossen, verließ seine ursprüngliche Textwahl und predigte über die Stelle V. Mose 32, 6: „Dankest Du so Deinem Gott, Du toll und thöricht| Volk?“ Die Strafpredigt wirkte reichliche und thränenreiche Reue, und besonders diejenigen, die sich gegen ihren Willen im allgemeinen Freudentaumel hatten mit fortreißen lassen, beweinten ihr Unrecht bitterlich. „Indeß“, sagt Löhe in seiner Pfarrbeschreibung von 1864, „es war doch Friede.“

 Im Jahre 1853 traf Löhe die wohlthätige Einrichtung, daß die Gebühren für Krankencommunionen abgelöst wurden. Da sich nämlich oft herausgestellt hatte, daß Kranke das Sacrament nicht zu begehren wagten, weil sie dem Pfarrer einen Gulden Gebühr geben mußten, und sich doch auch selten zu der allzeit erhörten Bitte um Erlaß verstehen mochten, so bewog der Pfarrer die Gemeindeglieder, durch freiwillige Gaben ein Capital zusammenzulegen, durch dessen Zinsen die Durchschnittszahl der vorkommenden Krankencommunionen gedeckt und die Gebühr für dieselben ganz aufgehoben werden konnte. Diese Einrichtung trat denn auch unter Genehmigung des königlichen Consistoriums vom 23. Januar dieses Jahres in Kraft.

 In demselben Jahre wurde auch noch eine andere schöne Sitte gepflanzt.

 Eine adelige Dame, Fräulein Sophie v. Tucher, machte nämlich eine Stiftung, durch welche alle unbescholtenen jungfräulichen Bräute der Pfarrei einen Brautkranz als Geschenk aus des Pfarrers Hand erhalten sollten. Es war mehrfach vorgekommen, daß Bräute, welche berechtigt gewesen wären, einen Kranz an ihrem Ehrentag zu tragen, aus Armut es unterlassen mußten. Fräulein v. Tucher übergab dem sel. Pfarrer Löhe eine Summe, deren Zinsen ausreichen, allen Bräuten ihre Ehrenkronen gratis zu geben. Später wurde die Einrichtung getroffen, daß immer zwei Diaconissen unter den Gebeten des Pfarrers die Bräute krönen, welchen diese Ehre gebührt.

 Verschiedene andere wohlthätige Einrichtungen, deren Segen| die Gemeinde heute noch genießt, gehören der Zeit an, da Löhe sich vorzugsweise den Werken der Diaconie widmete, und stehen in Zusammenhang mit der Gründung des hiesigen Diaconissenhauses, daher wir uns hierauf bezügliche Mittheilungen auf später versparen.





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