Wiege und Grab deutscher Kaiserherrlichkeit

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Wiege und Grab deutscher Kaiserherrlichkeit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 699–703
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Wiege und Grab deutscher Kaiserherrlichkeit.


Wenn in des deutschen Lebens traurigsten Tagen, als dem innern bürgerlichen Verfall die schmachvolle äußere Unterdrückung gefolgt war, der Ruf der Sehnsucht aus allen patriotischen Herzen nach „Kaiser und Reich!“ ging und wenn dieser Ruf, von der studirenden Jugend auf den Schlachtfeldern der Befreiungskriege wie später auf der Wartburg unter dem Banner des neuen Reichs der Zukunft zuerst erhoben, im Verlauf weniger Jahrzehnte Widerhall im ganzen deutschen Volke fand, so weit es überhaupt dem großen Vaterlandsgedanken des Tugendbundes und der Burschenschaft zugänglich geworden war, so verdanken wir dies von allen deutschen Herrschergeschlechtern einem einzigen: den Hohenstaufen.

Es lag so nahe, war so einfach menschlich, daß der Deutsche in den Zeiten der tiefsten politischen Erniedrigung Deutschlands seine vergleichenden Blicke in die Vergangenheit warf, um im Anschauen der erhabensten Heldengestalten seiner Kaiser, die im Glanze der höchsten Reichsherrlichkeit durch die Geschichte leuchten, Trost zu

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Hohenstaufen und seine Kaisermale.
Nach der Natur gezeichnet von M. Bach.

[702] suchen für das unwürdige Staatsbild seiner Zeit, Muth für die rastlosen Kämpfe des Tages und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wo aber konnte das Auge freudiger und stolzer weilen, als auf der großen Hohenstaufenzeit unserer Geschichte? Wir Alle wissen, daß den Jünglingen und Männern der Befreiungskriege die Ehre des Vaterlandes, d. h. seine Selbstständigkeit und Macht nach Außen, höher stand, als die staatsbürgerliche Freiheit im Innern; es war eben die tiefere Schmach gewesen, von welcher sie den deutschen Boden erst mit befreit hatten. Ebendarum mußte aber auch ihren Augen das deutsche Reich im höchsten Glanz da erscheinen, wo der deutsche Kaiser noch als „Herr der Welt“ gepriesen werden konnte und vor seinem Scepter nicht blos alle deutschen Stämme, die Burgunder mit eingeschlossen, sondern auch die slavischen Wenden, Böhmen und Polen, die Ungarn und die Italiener und selbst die Dänen sich beugten. Und dies geschah unter dem gefeiertsten Kaiser der Hohenstaufen und dem einzigen, welchen die Sage, dem deutschen Volke noch bis heute lebendig erhalten hat: dem Kaiser Friedrich dem Rothbart, dessen Wiege in Schwaben stand und als dessen Denkmalsäule im Herzen Deutschlands, über der goldnen Au Thüringens, der graurothe Thurm des Kyffhäuser aufragt, der im Volksmunde selbst „der Kaiser Barbarossa“ heißt.

Ist somit kein Kaiserhaus der deutschen Nation so im Gedächtniß geblieben, wie das der Hohenstaufen – denn nur die Männer der heiligen Vehme auf der rothen Erde und ihre späten Abzweige im bairischen Walde beriefen sich noch auf den Kaiser Karl den Großen –, so tritt dagegen das Schicksal mit erschütternden Wiederholungen auf, die, obwohl durch Jahrhunderte getrennt, dieselben Folgen im Wandel der Herrschaft verheißen. Dem letzten großen Hohenstaufen, dem Kaiser Friedrich dem Zweiten, folgte (1250) das große Interregnum, und sein Enkel, der letzte Hohenstaufe, Konradin, starb auf dem Schaffot, als er in der Fremde sich seine Krone erobern wollte. Die Habsburger wurden die Erben des Reichs; sie herrschten, bis im Jahre 1806 das neue große Interregnum begann, dessen Ende nahe zu sein scheint. Auch sein Konradin ist dem Hause Habsburg nicht erspart worden: im Kampf um eine fremde Krone verfiel der Enkel des letzten deutschen Kaisers der Habsburger dem Blutgericht. Derweil ist von einer anderen Schwabenburg die Reichssturmfahne nach dem deutschen Norden getragen worden, und wie einst die Habsburger nach den Hohenstaufen, so werden die Hohenzollern die Erben der Habsburger nach dem jüngsten großen Interregnum des deutschen Reichs sein.

In solchen Tagen, wie die unserigen, wo die Geschichte unserer Nation bei so wunderbaren Parallelen angelangt ist, erhalten auch die Trümmer der so schicksalverwandten Vorzeit für unsere Theilnahme neue Bedeutung, und darum ist eine Wallfahrt nach der Hohenstaufenwiege und zu den wenigen Stätten, die noch sichtbare Spuren der einst so gewaltigen Männer zeigen, vielleicht eben jetzt an der Zeit.

Ein kundiger Freund in Stuttgart gab mir den Wink, auf die öde Grundfläche des einstigen Hohenstaufenschlosses mich durch Umschau im Lorch und Gmünd vorzubereiten. Ich folgte ihm, und der Leser wird erkennen, daß ich Ursache habe, ihm dankbar für den guten Rath zu sein. – So ließ ich denn beim Beginn des jüngsten Herbstes mich auf der Remsthal-Eisenbahn zu den letzten Resten der größten deutschen Kaiserherrlichkeit tragen. Als die erste Station meiner Hohenstaufen-Wallfahrt begrüßte ich im Vorüberfahren Waiblingen, die alte Stadt, welche schon dem Salischen Königshaus und dann dem Hohenstaufischen Geschlecht den weltgeschichtlich gewordenen Parteinamen der Waiblinger in Deutschland und der Ghibellinen in Italien zubrachte. „Hie Welf!“ – „Hie Waiblinger!“ war der Schlachtruf, der dies und jenseits der Alpen Strömen von Blut vorausging; er hat an der Kraft zweier Nationen fast zweihundert Jahre lang gezehrt. So steht die freundliche Stadt recht unschuldig wie ein Denkmal der alten deutschen Zwietracht da. – Der Name Schorndorfs brachte mir ein liebes Gartenlaubenbild in Erinnerung, das jener tapferen patriotischen Bürgermeisterin, welcher Gott viele Nachfolgerinnen in der Gegenwart bescheeren möge; haben sich doch solche Bürgermeisterinnen im lieben Schwabenland noch in jüngster Zeit als gar nothwendig gezeigt! – Waldhausens Burgthümer führen uns wieder auf Hohenstaufenspuren, denn die Sage läßt dort den Kaiser Rothbart geboren sein. So geheimnißvoll spielt die Sage mit diesem ihrem Liebling, daß sie weder für seine Wiege noch für seinen Sarg bestimmte Stätten duldet: sie schmückt in Schwaben und Thüringen ein paar einsame Berge mit ihrem strahlendsten Kranze.

„Station Lorch!“ – Hier verlassen wir den Bahnzug und betreten historischen Hohenstaufenboden, indem wir den ehemaligen Benedictiner-Klostergebäuden zuschreiten, welche nordöstlich vom Marktflecken den Marienberg krönen. Der Hauptbau ist die Kirche, eine alte romanische Pfeilerbasilica, welcher wir auf unserem Randbildchen einen gothischen Chor angefügt sehen, den ein neuer, schon mehrfach geänderter Thurm mehr drückt, als schmückt. Von den ursprünglichen vier Thürmen der Kirche ist nur einer erhalten, rund und wegen seiner Wendeltreppe von den Meistern geschätzt; er wird „Marsiliusthurm“ genannt, weil schon unter Pipin ein Schwabenherzog Marsilius hier seinen Sitz gehabt haben soll. – Auf den acht Pfeilern der Kirche erkennen wir ebenso viele Wandgemälde von Hohenstaufenfürsten, die aus dem Jahre 1475 herrühren, stark verblichen, oft restaurirt sind und Folgendes darstellen: rechts am Eingang Herzog Friedrich der Erste und seine Gemahlin Agnes, die Stifterin der Kirche; dann weiter deren Sohn Friedrich der Einäugige; hierauf Friedrich Barbarossa und sein Sohn Heinrich der Sechste, endlich Kaiser Friedrich der Zweite, dann sein Sohn Konrad der Vierte, zum Schluß Konradin und über dessen Bild seine Hinrichtung zu Neapel, und zwar durch ein Fallbeil.

Von dem frommen und getreuen Abt Nicolaus von Arberg, welcher die Herstellung dieser Gemälde besorgte, sehen wir ein zweites Zeugniß seiner Hohenstaufen-Verehrung in einem schönen, steinernen Sarkophag in gothischem Stil, den uns unsere Illustration im Langhaus der Kirche zeigt. Auf dem Deckel ist das Wappen der Hohenstaufen ausgehauen. Die Umschrift sagt uns, daß dies Kloster im Jahre des Herrn 1102 gestiftet sei und hier Herzog Friedrich von Schwaben begraben liege: – „er und sin Kind – diß Klosters Stifter sind – sin Nachkömmling ligent och hi by – Gott in allen gnädig sy. – Gemacht 1475.“ – Wir stehen hier vor und auf einem großen Hohenstaufengrab, in welchem ein zu Staub vermodertes Geschlecht ruht, in dessen Nähe noch heute uns der Hauch einer gewaltigen Zeit berührt. Eine in röthlichen Fels gehauene Gruft bewahrt die Gebeine des Stifters und anderer seines Geschlechts, während unterm Chor der Kirche in ursprünglich fünf Grüften begraben liegen: König Heinrich, Barbarossa’s Sohn, Gertrud, Konrad’s des Dritten Gemahlin, die Kaiserin Irene, Philipp’s von Schwaben Gemahlin, und deren Tochter Beatrix und noch viele andere Hohenstaufenglieder. Als Abt Nicolaus im Jahre 1475 diese verschiedenen Gräber öffnen ließ, soll er noch Köpfe mit wohlerhaltenen blonden Haaren gefunden haben.

So lange Mönche den Dienst der Klosterkirche verrichteten, d. h. ehe der Bauernkrieg seine Brandfackel auch hierher trug, wurden alljährlich am Tage des heiligen Antonius, dem Gedächtnißtag der Stiftung, die Gräber im Chor, die Grüfte und der Sarkophag mit Leichentüchern behängt, und Nachts in der zweiten Stunde erschallten Gesänge und Gebete feierlich an der Ruhestätte dieser Hohenstaufen.

Unsere nächste Station ist die Johanniskirche zu Gmünd. Das Dampfroß reißt uns fort durch das freundliche Land, wir erblicken vor Gmünd rechts drüben den zweigipfeligen Rechberg und flüchtig auch den Hohenstaufen. Durch die Gassen der ehemaligen freien Reichsstadt Schwäbisch-Gmünd, wie sie der Unterscheidung von ihren bairischen und österreichischen Namensschwestern wegen sich vorsichtig schreibt, eilte ich zum Marktplatz und seinem Hauptschmuck, der schönen Johanniskirche in romantisch-gothischem Uebergangsstil und mit dem merkwürdigen Thurm, der vom Volke der „Schwindelstein“ genannt wird. In dieser Kirche zeigt ein uraltes Bild uns die Burg Hohenstaufen, wie sie durch Jahrhunderte auf ihrem Berg gestanden. Wer desselben Wegs zieht, der präge sich dieses Bild (das auch unserer Illustration angefügt ist) recht tief ein, es wird ihm die Phantasie wohlthuend beschäftigen, wenn er nun endlich zum Hohenstaufen selbst hinüberwallt.

Rüstige Wanderer ersteigen von Gmünd her gleich das langgestreckte Gebirg, um von der Wallfahrtskirche der höheren Rechberggipfel aus in die Lande zu schauen und dann an den Trümmern des Schlosses Hohenrechberg vorüber, das erst im Jahr 1865 durch Feuersbrunst zur Ruine ward, auf dem Gebirgskamm hin zum Hohenstaufen zu gelangen. Ein entzückender Fernblick [703] über das lebenvolle, mit Städten und Dörfern in herrlicher Abwechselung bedeckte Hügelland und hinüber bis zum Schwarzwald, zur schwäbischen Alb und, wenn der Himmel ihnen lacht, wie uns, sogar bis zu den Alpen Tirols und der Schweiz belohnt Jeden reichlich für die Mühen des Wegs.

Je näher wir aber dem Kegel kommen, dessen Name für jedes deutsche Herz so bezaubernd klingt, desto trauriger schauen wir zu ihm empor; und haben wir seine Höhe erstiegen, betreten wir die Stätte so unvergänglichen Ruhms und erkennen nirgends etwas Anderes, als die Schutthügel, wo einst Paläste gestanden, nun vom grünen Rasen und Unkraut überdeckt, so können wir eines bitteren Gefühls uns nicht erwehren. Nicht daß es die blinde Volkswuth war, welche im Bauernkrieg auch diese Burg verwüstete, sondern daß die Fürsten des Landes selbst die Trümmer von Hohenstaufen als Steinbruch benutzten für ihre Schlösserbauten im Thale, – das ist das Empörendste des jämmerlichen Anblickes. Der letzte der Thürme wurde erst im Jahr 1705 abgebrochen, und zwar mit großer Mühe und Vorsicht, um die schönen Quadern nicht zu beschädigen, die im Thale ihre Verwendung fanden. Ja, sogar in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts stand von den Gebäuden und Ringmauern noch genug, um in dem Herzog Karl Alexander von Würtemberg den Gedanken des Wiederaufbaues der ganzen Burg anzuregen. Sein rascher Tod beschleunigte den völligen Untergang der Burgveste, denn von da an nahmen auch die Bewohner der umliegenden Dörfer und Weiler ihren Vortheil wahr und räumten so gründlich mit allem nutzbaren Gestein auf, daß um das Jahr 1798 nur noch ein Mauerrestlein stand, – und auch das ist nun verschwunden. Die Geschichte der großen deutschen Vergangenheit war nicht nur dem Volke, sondern noch mehr den Fürsten so fremd geworden, daß die Ruhmesstätte gerade der gefeiertesten Kaiser des Reichs die vollendetste Verwüstung auszeichnet.

Nur die älteste Wiege des Geschlechts, das Wäschenschlößle bei Wäschenbeuren, steht wenigstens in seinen aus mächtigen sogenannten Buckelquadern gefügten Umfassungsmauern noch unberührt vom Zahn der Zeit. Eine Stunde nördlich von Hohenstaufen erhebt es sich auf dem Hügel, von welchem die Herren von Büren, die Stammväter der schwäbischen Kaiser, gewiß ohne Ahnung der Zukunft ihrer Nachkommen auf ihre bescheidene Umgebung hinabblickten. Das Schlößlein selbst ist später erneut und dient als Fruchtspeicher und Voigten zur Wohnung. Einer der letzteren entdeckte vor ungefähr fünfzig Jahren einen eichenen Wandkasten voll alter Urkunden. Was sie enthielten, ist unverrathen geblieben, denn der Voigt fand das starke Papier oder Pergament für seine Kinder trefflich geeignet, Figuren daraus zu schneiden, und so geschah es.

Trotzalledem verlassen wir den Berg nicht ganz unversöhnt; lacht ja doch, wie ein Kundiger des Landes von dieser Höhe begeistert preist, zu dem öden Scheitel des Berges herauf ein saftigfrisches, heiteres Landschaftsbild: einerseits ein wogendes Wäldermeer mit dunklen Tannengründen und lichtem Buchenschlag, goldgrüne Matten dazwischen, aus denen wie Wellenglitzer die Thurmspitzen malerischer Kirchen auftauchen, und ringsumher eine Perlensaat von freundlichen Ortschaften, Schlössern und Burgen; andererseits die Felsenstirnen der schwäbischen Alb, um die sich ein Blüthenkranz von Dichtung webt.

Dichtung und Geschichte verknüpft die an der Westseite der Bergstirne des Hohenstaufen befindliche Höhle in ihrer Benennung: Heidenloch. Höchst wahrscheinlich hatte der Berg schon bei unsern germanischen Altvordern eine hervorragende Bedeutung, und ihre Dränger, die Römer, scheinen ihn als Warte der Winkelecke, in welche der hadrianische Grenzwall – Teufelsmauer, Schweingraben im Volksmund – von Regensburg und dem Taunus her hier zusammlief, benützt zu haben.

Am Südabhang des Berges, unweit vom Scheitel, steht eine nachher zur Kirche umgewandelte Capelle am Ende des Marktdorfes Hohenstaufen, und über deren nördlicher Pforte ein Wandgemälde, den Kaiser Rothbart darstellend, mit den Worten: „hic transibat Caesar“. Ob das im vorigen Jahrhundert gemalte Bild über dem spitzbogigen Nordeingang von der Burg her (das Kirchlein gehört in das fünfzehnte Jahrhundert) an die Stelle eines älteren Bildes und Baues getreten, ist nicht urkundlich bekannt, aber wahrscheinlich. In den dreißiger Jahren handelte es sich darum, die für die Gemeinde zu klein gewordene Dorfkirche zu vergrößern, wobei jenes Bild und die alte Pforte bedroht waren. Um dies abzuwenden, wurde auf den Bau einer neuen Kirche mit Erhaltung der alten hingewirkt, wozu der Landesherr, der Staat und ein Verein von Hohenstaufenfreunden behülflich gewesen. Durch Anwachs der Zinsen aus den gesammelten Geldern war es in neuerer Zeit möglich, die Süd- und Westseite des im vorigen Jahrhundert verunstalteten Kirchenschiffs wieder stilmäßig herzustellen und dieselben mit einer Reihe von Wappenschildern derjenigen Herrschergeschlechter und Gemeinwesen, welche den Hohenstaufen untergeben waren, zu zieren. Nun harrt aber noch die Nordseite des Schiffs mit den dorthin bestimmten Wappen der Vollendung, und für die Herstellung des Innern konnte noch nichts geschehen. Ein neuerdings in öffentlichen Blättern Süd- und Norddeutschlands ergangener Aufruf zu weiteren Beiträgen blieb wegen Ungunst der Zeiten ohne Erfolg, und so wartet die Staufenkirche, gleich dem Hermannsdenkmal bei Detmold, auf eine bessere Zukunft.

Vom Hohenstaufen nach Göppingen ist selbst für den Müden das Wandern eine Lust, mit so lieblichen Bildern umgiebt uns die Natur. Die Sonne neigte sich zum Scheiden, als ich von Göppingen aus noch einmal auf die schönen Linien des Gebirgs zurückblickte, das von der Geschichte so reich gesegnet ist. Hier fand ich den Abschluß meiner Wallfahrt, denn zum Göppinger Schloßbau hat Herzog Christoph von Würtemberg die Steine des Hohenstaufen verwendet. Bewundern wir auch das Baukunststück des sogenannten „Traubenstiegs“, einer steinernen Wendeltreppe, die in der südwestlichen Ecke des Schloßhofs bis oben in den Thurm führt und ein Rebengewinde mit steinernem Blätter-, Trauben- und Thiergestaltenschmuck darstellt, so nimmt am Schlosse selbst noch der vom Hohenstaufen herrührende Steinbilderreichthum unsere Theilnahme vorzugsweise in Anspruch, denn aus ihm spricht der letzte Zeuge dafür, daß die Kaiserburg in Schwaben auch an Pracht und Geschmack keinem der deutschen Fürstenschlösser der Berge nachgestanden.