Wiedertäufer 1529 in Gmünd hingerichtet
[37] 1531. a) Anno 1531 ist der Br. Martan Maler, eina Evangel. Diener,b selbs sibenter zu Schwäb. Gmündt vmb der g. w. willenc gefangen worden, vnd nach viel handtirens sein sy zum Todt vervrteylt vnd alle mit dem schwerdt gericht worden. Sie haben alle Gott vnd seine ewige warhait redlich bezeugt vnd mit irem bluet versieglet, wie das sein lied,d vnd das [38] Liedt,1 das von Inen allen ist gemacht worden, aussweisst.2 B. – M. P. Q. R. Es sein auch die Ratsherrn, so sie vervrtlet, haben, alle eines bösen Todts gestorben. B. – F. H. K. L. Nach vil handtiren, wen sie absteen wollten, so sollen sie vnbekummert zu iren weib vnd kindt hingeen, antworteten sie frölich: Nain! sondern wollten willig sterben. Sie stuendten nit ab, vnd sein nachmals zum Todt vervrtailt worden, als sie nahent ein Jar gefangen lagen. Man fiert sie vnder das Rathhaus vnd las inen etliche Articl irer vrgicht, darnach führt man sie alle 7 mit glaidt vnd mit drumen zur Richtstatt hinaus. Da beualch sich der Br. Martan Gott seinem Herrn, vnd sy alle samen, das er inen ein seliges endt wöll verleihen, (vnd seine schäfflein widervmb versehen. P. Q.) Da man sie auf den wasen oder Anger bracht, sprach der Müllerknab, vmb die 16 Jar alt, zue dem vmbstehenden volck, daz sie von iren sündten absteen sollen vnd sich bekeeren zu Gott. Dan es sei kein anderer weg zum himel, dan durch J. Christum, der an dem Creutz gestorben ist, vnd vns erlöst hat. – Da man [39] sy in den Ring bracht, da ritt ein edler Herr in den Ring zu dem knaben, ermanet vnd bat in: Mein Son! Stehe du ab von dem Irrtumb! Was zeichst du dich? Erret dein junges Leben! Ich will dich mit mir heimfüeren. Du sollst dein leben lang ein pfründt vnd guet sach bei mir haben, nur folg mir! – Aber der knab sprach: das welle Gott nimer mer! Solt ich daz zeitlich leben erhalten vnd gott darumb verlassen? Da thet ich übel daran; das thue ich nit! Disser knab, obgleich er den Jaren nach Jünger, den die andern, seine Brüeder war, stundt er doch, so vil das gemüt betraff, mit inen in gleichem Alter. Also haben alle 7 Gott vnd seine warheit bis in den todt bekannt, laut des lieds, so, von ihnen gemacht, noch vorhanden. Auch sonst 3 schöne lieder, welche disser Martan Maler gemacht, sein in der gemain. Disser Martan, wie man in ausfürt über die Bruckhen, sagt: ,Dassmal die fromen über die Bruckhen gefürt! vnd keinen mer!‘ Und es stuendt nit lang an, da kam ein (gross) vngewitter (vnd wasser R. Q.), das war so vngestümm, das es die bruckhen darnider riss vnd stiss, vnd füerts sie wekh. (M. P. Q. R.)
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Anmerkungen (Wikisource)
Zur Textwiedergabe: v mit zwei Punkten wird als ü transkribiert.
Beck hat den Text seiner Ausgabe aus vielen frühneuzeitlichen Chronikhandschriften der täuferischen Gemeinden zusammengestellt. Die einzelnen Geschichtsbücher, die vor allem in Mähren überliefert sind, weisen zahlreiche Textübereinstimmungen auf. Die für den vorliegenden Abschnitt wichtigsten Handschriften sind (vollständige Übersicht: Beck S. XXIII-XXIX):
- B Cod. Mannagetta im mährischen Landesarchiv (von 1610)
- F Cod. Rebstock des mährischen Landesarchivs (von 1640)
- M Martyrerbuch im Besitz des Pressburger Domkapitels (von 1639)
- P Cod. Schreiner der Universitätsbibliothek Pest (von 1640)
- Q Handschrift der Primat.-Bibliothek Gran (von 1616)
- R ebenda Cod. Dreller (von 1647) (P, Q, R haben gleichen Titel und Inhalt)
Zum geschilderten Ereignis siehe die Erläuterungen zu Märtyrerlieder auf die Hinrichtung von sieben Wiedertäufern in Gmünd 1529.
Der mährische Hutterer Kaspar Braitmichel berichtete in der ältesten Chronik der Hutterischen Brüder (wohl 1565/73) ebenfalls ausführlich über das Ereignis: Hinrichtung der Wiedertäufer in Schwäbisch Gmünd 1529 (Chronik der Hutterischen Brüder).
- ↑ Wolkan, Die Lieder der Wiedertäufer, S. 18-20
- ↑ Text aus einer Ausgabe des Ausbunds von 1742
- ↑ Lied Nr. 78 bei Steiff/Mehring
- ↑ Lied Nr. 79 bei Steiff/Mehring
- ↑ Karl Theodor Keim, Schwäbische Reformationsgeschichte [...], Tübingen 1855, S. 293, Google (dort: Gamundiam).