Wiedertäufer 1529 in Gmünd hingerichtet

Textdaten
Autor: unbekannt
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Titel: Wiedertäufer 1529 in Gmünd hingerichtet
Untertitel:
aus: Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer in Oesterreich-Ungarn, betreffend deren Schicksale in der Schweiz, Salzburg, Ober- und Nieder-Oesterreich, Mähren, Tirol, Böhmen, Süd-Deutschland, Ungarn, Siebenbürgern und Süd-Russland in der Zeit von 1526 bis 1785.
S. 37–39
Herausgeber: Josef Beck
Auflage:
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag:
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Erscheinungsort: Wien
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und
Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Darstellung des Täufergerichts 1529
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[37] 1531. a) Anno 1531 ist der Br. Martan Maler, eina Evangel. Diener,b selbs sibenter zu Schwäb. Gmündt vmb der g. w. willenc gefangen worden, vnd nach viel handtirens sein sy zum Todt vervrteylt vnd alle mit dem schwerdt gericht worden. Sie haben alle Gott vnd seine ewige warhait redlich bezeugt vnd mit irem bluet versieglet, wie das sein lied,d vnd das [38] Liedt,1 das von Inen allen ist gemacht worden, aussweisst.2 B. – M. P. Q. R. Es sein auch die Ratsherrn, so sie vervrtlet, haben, alle eines bösen Todts gestorben. B. – F. H. K. L.

Nach vil handtiren, wen sie absteen wollten, so sollen sie vnbekummert zu iren weib vnd kindt hingeen, antworteten sie frölich: Nain! sondern wollten willig sterben. Sie stuendten nit ab, vnd sein nachmals zum Todt vervrtailt worden, als sie nahent ein Jar gefangen lagen. Man fiert sie vnder das Rathhaus vnd las inen etliche Articl irer vrgicht, darnach führt man sie alle 7 mit glaidt vnd mit drumen zur Richtstatt hinaus. Da beualch sich der Br. Martan Gott seinem Herrn, vnd sy alle samen, das er inen ein seliges endt wöll verleihen, (vnd seine schäfflein widervmb versehen. P. Q.) Da man sie auf den wasen oder Anger bracht, sprach der Müllerknab, vmb die 16 Jar alt, zue dem vmbstehenden volck, daz sie von iren sündten absteen sollen vnd sich bekeeren zu Gott. Dan es sei kein anderer weg zum himel, dan durch J. Christum, der an dem Creutz gestorben ist, vnd vns erlöst hat. – Da man [39] sy in den Ring bracht, da ritt ein edler Herr in den Ring zu dem knaben, ermanet vnd bat in: Mein Son! Stehe du ab von dem Irrtumb! Was zeichst du dich? Erret dein junges Leben! Ich will dich mit mir heimfüeren. Du sollst dein leben lang ein pfründt vnd guet sach bei mir haben, nur folg mir! – Aber der knab sprach: das welle Gott nimer mer! Solt ich daz zeitlich leben erhalten vnd gott darumb verlassen? Da thet ich übel daran; das thue ich nit! Disser knab, obgleich er den Jaren nach Jünger, den die andern, seine Brüeder war, stundt er doch, so vil das gemüt betraff, mit inen in gleichem Alter. Also haben alle 7 Gott vnd seine warheit bis in den todt bekannt, laut des lieds, so, von ihnen gemacht, noch vorhanden. Auch sonst 3 schöne lieder, welche disser Martan Maler gemacht, sein in der gemain. Disser Martan, wie man in ausfürt über die Bruckhen, sagt: ,Dassmal die fromen über die Bruckhen gefürt! vnd keinen mer!‘ Und es stuendt nit lang an, da kam ein (gross) vngewitter (vnd wasser R. Q.), das war so vngestümm, das es die bruckhen darnider riss vnd stiss, vnd füerts sie wekh. (M. P. Q. R.)


a [37] beredter Q.
b Diener des worts M. R. – Diener gottes P. Q.
c vmb des glaubens vnd der g. w. w. P. Q.
d seine Lieder B. F.
1 [38] Martan Maler ist der Verfasser: 1. des schönen Liedes (im Cod. 203 etc.) (Tollner’s Melodie) ‚Mit Freuden will ich singen – loben den höchstem Gott‘ [1]; – 2. theilweise auch des Liedes (Cod. Lev.): ,Aus tieffer Noth schreyen wir zu dir, – Herr Gott, hör vnsser beten – Dein heiligen Geist send her vns schir – Der uns beistee in Nöten!‘ ein Lied, das auch in dem Liederbuche: ,Aussbundt‘ mit der Bemerkung abgedruckt erscheint: ,diss Lied haben die 7 Brüeder im gfengnuss zu Gmünden gemacht, jeder ein Gsatz‘. [2] – Der Abdruck weicht aber von der Handschrift Cod. Lev. ab; – 3. im ,Aussbundt‘ steht weiter noch ein ‚ander Marterlied von den 7 Brüedern, [die] auff einen Tag zu Gmünden im Schwabenland bezeugt. a. 1529‘ (!), im Ton: Ich stuand an ainen Morgen (17 gsaz.)‘, in den Handschriften 203 und G. H. XI. 27 unter dem Namen ,der Müllerknab‘ mit 18 Strophen. Es beginnt hier also: ‚Kürzlich hab ich mich bsunen — In meines Herzens grund‘ etc. [3] – Das letzte (18.) ,gsatz‘ des ungenannten Sängers (Peter Riedemann’s) erzählt: ,das alles sei ergangen, da man hat angefangen zu zälen 31 Jar vnd 1500, nach Christj Geburt‘; – 4. ,Sein vnd aller seiner Leidensgenossen, darunter Br. Wolf Eslinger, Br. Bamberger, Br. Pany, vnd Br. Melcher.‘ (M. P. Q. R.) ,Abscheiden‘ schildert endlich ein unbekannter Verfasser in dem 47-strophigen Liede der Handschrift Nr. 512 (Brünner Landesarchiv): ,Aus herzlichen Muet vnd eüffer – kann ich nit underlan‘ etc. [4]
2 ,Apud Gemundiam Sueviae septem Anabaptistae capitibus privati sunt, (durch Aichelin) multi adhuc in vinculis tenentur‘, schreibt 1529, den 22. December, Conrad Sam von Ulm an Bucer. – Vgl. Keim: Schwäb. Ref.-Gesch. 293. [5]

Anmerkungen (Wikisource)

Zur Textwiedergabe: v mit zwei Punkten wird als ü transkribiert.

Beck hat den Text seiner Ausgabe aus vielen frühneuzeitlichen Chronikhandschriften der täuferischen Gemeinden zusammengestellt. Die einzelnen Geschichtsbücher, die vor allem in Mähren überliefert sind, weisen zahlreiche Textübereinstimmungen auf. Die für den vorliegenden Abschnitt wichtigsten Handschriften sind (vollständige Übersicht: Beck S. XXIII-XXIX):

  • B Cod. Mannagetta im mährischen Landesarchiv (von 1610)
  • F Cod. Rebstock des mährischen Landesarchivs (von 1640)
  • M Martyrerbuch im Besitz des Pressburger Domkapitels (von 1639)
  • P Cod. Schreiner der Universitätsbibliothek Pest (von 1640)
  • Q Handschrift der Primat.-Bibliothek Gran (von 1616)
  • R ebenda Cod. Dreller (von 1647) (P, Q, R haben gleichen Titel und Inhalt)

Zum geschilderten Ereignis siehe die Erläuterungen zu Märtyrerlieder auf die Hinrichtung von sieben Wiedertäufern in Gmünd 1529.

Der mährische Hutterer Kaspar Braitmichel berichtete in der ältesten Chronik der Hutterischen Brüder (wohl 1565/73) ebenfalls ausführlich über das Ereignis: Hinrichtung der Wiedertäufer in Schwäbisch Gmünd 1529 (Chronik der Hutterischen Brüder).

  1. Wolkan, Die Lieder der Wiedertäufer, S. 18-20
  2. Text aus einer Ausgabe des Ausbunds von 1742
  3. Lied Nr. 78 bei Steiff/Mehring
  4. Lied Nr. 79 bei Steiff/Mehring
  5. Karl Theodor Keim, Schwäbische Reformationsgeschichte [...], Tübingen 1855, S. 293, Google (dort: Gamundiam).