Märtyrerlieder auf die Hinrichtung von sieben Wiedertäufern in Gmünd 1529

Textdaten
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Märtyrerlieder auf die Hinrichtung von sieben Wiedertäufern in Gmünd. 1529.
Untertitel: Nr. 78. Ein schön geistlich lied zuo Gminden gemacht in großer triebsal.
Nr. 79. Ein tröstlich lied von […] Martin Maler, welcher mit dem schwert […] hingericht worden im 1531 jar.
aus: Geschichtliche Lieder und Sprüche Württembergs.
Herausgeber: Karl Steiff und Gebhard Mehring
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1912
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart. Druck und Verlag von W. Kohlhammer
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
S. 369–376
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd

Ohne den Kommentar von Steiff/Mehring

Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

Nr. 78.

[369]

„Ein schön geistlich lied zuo Gminden gemacht in großer triebsal.“

          „Im ton: Ich stuond an einem morgen.“


1
     Kürzlich hab ich mich bsunnen

in meines herzens grund,
daß ich mit meinem munde
mein briedern mache kund,
[370] wie alle welt ietz toben tuot
wider die gottes knechte;
man raubt inen leib und guot!

2
     Got tet auß gnaden sechen

auf aller menschen kind;
groß lob wir im verjechen:
wir waren alle blind,
sein heiligs wort er zu uns sandt;
dem solen wir auch glauben,
ablegen allen tant.

3
     Das wort teten bekenen

vil leit in deutschem land,
liesen sich christen nenen,
vermainten, ir sind und schand
sol inen unverwisen sein,
es wär gnug an den worten;
sie fierten ein guten schein.

4
     Darnach tet es sich siegen,

da es Gott daucht rechte zeit,
sein wort kan nit betriegen,
wie Esaias schreibt,
es tut sein werk vollenden schon,
nit lär es wider keret,
es fiert auf rechte ban,

5
     last nit zu schanden werden,

die herzlich trauen drauf,
die man auf diser erden
schmechet mit dem widertauf,
als ob sie wären gefallen ab,
von Gott abtrinig worden,
bekert zum Belial.

6
     Die doch von herzen begeren,

was Gott geboten hat,
und mit der tat bewären,
[o]vil Gott sein gnad zu lat,
mießen ietz wiedertaufer sein!
O Gott, tu uns erretten,
die sach ist ainig dein!

7
     Willig tun sie verzeichen

von herzen iederman,
den armen sie gern leichen
und hoffen nicht darvon;
füer ire feind sie bitten tun,
das hab ich wol gesechen,
in ires todes stund.

8
     Kürzlich ist es geschechen,

daß man sie bewäret hat,
iren glauben hat man gsechen
zuo Gmindt wol in der stat;
ob wol der feind such[t] manchen list,
daß er sie möcht ab fueren,
im nit gelungen ist.

9
     Einen knaben teten sie fachen,

der was umb sechzechen jar,
mit im den turen machten,
ist kund und offenbar,
daß er darinen gelegen ist
ganz hörtiglich gefangen
gar nachent ein jare[s] frist.

10
     Noch blib er unbeweget,

als oft man zuo im kam.
Zuo im wurden geleget
noch andere sechs christen man,
gefangen umb ir leben frei;
den herren teten sie loben –
der ist in gstanden bei.

11
     Als es nun zeit ist gwesen,

auß diser welt zuo gan,
hat man inen vorglesen,
ob sie darvon wolten stan;
so sollten sie unbekumert sein,
zuo iren weib und kinden
widerumb keren haim.

12
     [371] Frölich teten sie jechen

zuo iren feinden gschwind:
„Wir haben Gott ergeben,
weib und auch unser kind;
der selbig sie wol erneren kan,
des haben wir kein zweifel,
wir wollen willig dran.“

13
     Es kam auch her geritten

zuom knaben in den ring
ein edler, tet in bitten
und sprach: „Mein liebes kind,
ste du von disem irtumb ab,
ein pfriend wil ich dir geben
und dich allweg bei mir han.“

14
     „Solt ich mein leben lieben,

und Gott darumb verlan,
auß disem creiz mich schieben?
es stuond mir übel an.
Dein guot un[s] beiten nit helfen mag;
ich wil eins bößern warten,“
sprach der jung unverzagt.

15
     „In meines vaters reiche,

der mich erwelet hat,
werden all ding wol gleiche,
darumb so laß darvon!
der mich all zeit erhalten hat;
dem wil ich ghorsam laisten
ietz in der letzsten not.

16
     „Zuo dem wir sollen schreien

auß unsers herzens grund,
daß er uns gnad verleiche,
wan es nun darzuo kumbt,
ja wan wir solten schaiden ab,
daß wir von im nit weichen,
erlangen die ewig kron.“

17
     In dem wart angefangen

von trumen ein groß getön.
mit spießen und mit stangen
war es ein großes hör;
dem vater aufgeopfert ward
das bluot seiner gerechten,
wie ers verortnet hat.

18
     Das alles ist ergangen,

das sag ich euch fir war,
da man hat angefangen
zelen ain und dreißig jar
und auch finfzechen hundert damit,
nach gepurt Christi des herren,
der halt uns in seinem frid!


Nr. 79.

[371]

„Ein tröstlich lied von unsern lieben und getreuen bruoder Martin Maler, welcher selb sübender zuo Gminden im Schwabenland umb der göttlichen warheit wilen mit dem schwert hingericht worden im 1531 jar.“

          „Im ton: Ich stuond an einem morgen etc.“


1
     Auß herzlichen muot und eufer

kan ich nit underlon,
– die liebe tuot mich treiben –
daß ich fang singen an,
Gottes wundertat zuo bringen her,
zuo einem neuen muote,
zuo pflanzen Gottes er,

2
     [372] nachdem nun Gott der herre

sein macht bewisen hat,
in nahent und in fere
offenbart sein getlichen rat
durch frome zeugen Jesu Christ
umb der menschen hail wegen,
wie oft geschehen ist

3
     von anfang dieser welte,

von alen zeiten her,
allen menschen firgstelet
sein große macht und ler,
den weg zuor ewigen säligkeit,
ire selen vom verderben
bringen zuor ewigen freid;

4
     wirt aber nit angenomen,

wie guot es maint der herr;
niemand wil zuor hochzeit komen,
verachten rat und ler;
seine boten sie erwirgen ton,
durch feuer, waßer und schwerte
gibt in die welt den lon.

5
     Wie solches auch geschehen,

als man gezelet hat
ain tausent und fünf hundert
ain und dreißig, ich sag,
daß man hat gfangen gnumen
süben rechte steife helten
umb göttlich[e] warhait schon.

6
     Ein getreuer lerer grechte,

diener des worts Gottes schon,
bezeugt die warhait rechte,
Martin Maller mit nam,
tet man in gfenknus legen balt
sambt seinen lieben bruedern
ganz tieranischer gstalt.

7
     Vil tet man in handieren

mit betrug und argen list,
ob sie ’s mechten verfieren,
wie Eva gschehen ist
mit der vergüften, falschen schlang;
mit vil lesterung und lugen
treibens vast ein jar lang.

8
     Aber die christlichen helten

waren steif und herzhaft,
in Gott gar wol gesterket;
der gab in geistes kraft,
auch mund und weisheit also frei,
daß ir glaub sei zuom leben
und die rechte warheit sei.

9
     Dargegen ir glaub und leben

gottlos und heidnisch ist,
der warheit ganz entgegen,
beweist die ler Jesu Christ;
sollen nur selbis bei zeit absten
von iren gottlosen leben,
wolten sie in geraten han.

10
     Aber die gottlos rotte

hielten streng und häftig an:
solen absten on spote,
iren glauben verlaugnen ton;
demnoch sollen züehen hin
zuo irem weib und kinde,
wolten sie laßen gan.

11
     „Das wel Gott nimermere!“

antworten sie wol getröst,
„wolen lieber erlich sterben,
ist uns das allerbest;
bevelhen unser weib und kind
unserm lieben Gott und herren,
dem sie vertrauet sind.“

12
     Als sie nun bständig waren

in iren steifen muot,
auf iren glauben zuo beharren,
setzten dran leib und bluot,
[373] waren die gottlosen balt bedacht,
durch das schwert hinzuorichten,
hat man das urtl brach[t].

13
     Dan hieltens nit lange stille,

stelten es ins werk gar bald,
nach Satans rat und wilen
fuoren sie fort dergstalt,
namens von der gefenknus herauß
und fierten sie von dannen
biß zuo iren rathaus,

14
     da vil volk versamlet waren,

zuo sehen, was werden wolt;
da hat die gottlos schare
ir urtl verlesen balt
mit falschen, verkerten worten vil,
die brueder teten heren,
schwigen darzuo nit still.

15
     Ser manlich antwort gaben,

ganz unerschrockner gstalt,
daß falsch wer ir anklagen,
es sei ein lauter gwalt:
„Ir miest vor Gottes angesicht
darumben antwort geben
wol an dem jüngsten gricht!“

16
     Weil aber die unschuld zware

gilt bei den wolfen nicht,
ir tichten und trachten gare
ist nur zuom wirgen gricht,
dahin stet all ir sünn und muot,
die warhait außzuoreiten,
zuo vergießen unschuldigs bluot.

17
     Also ist’s auch ergangen,

fierten die brueder balt
mit schwerter, spieß und stangen
all süben mit gwalt
hinauß zuor richtstatt zuo dem tod,
vil volks zuogegen waren
in irer letsten not.

18
     Der diener dazuomale

red zuo sein bruedern schon
und tet sie Got bevelen
in seinem himelstron,
und baten Gott von herzengrund,
daß er in wel beistane
in irer letsten stund.

19
     Der diener red noch mere

im außfieren zuomal;
ein bruckelen war nit fere,
darüber sie giengen all,
sprach er gar laut vor meniglich:
„Das tuo ich euch allen sagen,
wil euchs vorhalden nit:

20
     „Ir fiert uns über d’brucken

zuom tod umb unschuld wil;
welt euer sünd nit schmucken!
wirt euch nit helfen vil;
ir werd kein fromen nimermer
fieren über diese brucken,
sag ich so frei daher.“

21
     Das gschah auch balt, un lange,

daß es geschehen ist:
ein schrecklichs weter kame,
wind, waßer zuo diser frist;
das rüß die brucken auß dem grund
und tet gar nichts dran bleiben,
daß man etwas mer fund.

22
     Auf die richtstatt ist man komen,

do stuond das volk herumb
und machten ein umrüngen;
das sahen die brueder fromb;
der jüngst auß inen, ein milnerknab
bei sechzehen jaren alte,
der fieng nun an und sprach

23
     [374] mit lauter stim on zagen

zuom volk und meiniglich:
„Secht, stehet von sünden abe,
ein ieder bekere sich
zuo dem glauben in Jesum Christ!
er ist allein der wege,
den er selber vorgangen ist.“

24
     Ein edler herr, wie ich sage,

rit in den ring hinein,
wol zuo dem milnerknabe,
sprach: „Lieber sone mein,
ich bit dich, volge mir dißmal,
ste ab von deinem glauben;
ich wil dich versorgen wol.

25
     „Ein pfriend wil ich dir geben,

solt al zeit bei mir sein,
erhalt dein junges leben,
widerruef den irtumb dein!
so soltu haben guote tag
alle zeit deines lebens;
bedenk eben, was ich sag.“

26
     Der knab antwortet mere

und redt gar inüglich:
„Das wolt Gott nimermere!
er tuo behieten mich,
ein solche torheit zuo begen,
das zeitlich guot zuo lieben
und vom glauben absten.

27
     „Meinen Gott zuo verlaßen,

das stuend mir übel an,
mich zeitlichs guot anmaßen,
das mir nit helfen mag,
das sei von mir gar weit und fer!
eines beßern tuo ich warten,
das verhaist mir Gott der herr.

28
     „Darumb will ich lieber sterben,

steif bleiben biß ans end;
das wirt mir gnad erwerben
bei Gott und seinen kind,
damit das leiden Jesu Christ
an mir auch werd erfunden,
der fier mich gstorben ist.“

29
     Der knab war jung an jaren,

aber im glauben alt;
das sein recht graue hare,
macht dem fromen schene gstalt,
ein kron der ewigen säligkeit,
wen grau ist der verstande,
gegründt in der warhait.

30
     Also haben sie alle süben

die warhait steif bekent
und aufrecht bständig bliben,
namen ein säligs end;
durch das schwert hingerichtet sein,
enthauptet, wie ich sage,
als schäflein Gottes rain.

31
     Ir bluot habens vergoßen

mit unserm herren Jesum Christ
und ir leben gelaßen,
wie er uns vorgangen ist,
und haben erlangt der marterer cron,
die er i[n] wird aufsezen
in seinem reich so schon.

32
     Noch mer wirt hie erzelet,

was sich begeben hat,
wie Gott wunder firgstellet
zuo Gminden bei der stat,
da die brueder gerichtet warn,
meinten, es wer am orte
und sei nun also gar:

33
     Do keret das volk umbe

und gieng iederman haim
und kam daher der abent
und auch schon spat tet sein,
da zoch ein wandersman die straß,
wist nit, was da gschehen ware
und was firgangen was.

34
     [375] Als er nun dahin kame

von der richtstat nit weit,
heret er so ser schön singen,
loset mit großer freid,
als er ei[n] engl von himmelstron
mi[t] ganz lieblicher stime
holtselig zuo heren an.

35
     Stuond also gleich da stille,

sinnet dem wunder nach
und was da werden wolle,
auch was da sei die sach;
ab es gewiß und warhaftig wer,
das tat er recht erkennen
und hat kein zweifel mer.

36
     Tet auch mit augen sehen

süben helle liechtlein klar;
des wundert er sich sere,
wist nit, was geschehen war;
ward im ser lieblich zuo der stund,
ward im tröstlich von herzen,
sagt er auß seinem mund.

37
     Das kund er nit verschweigen,

was er gehert und gsehen hat,
verkundigt es den leiten
wol in derselben stat.
Das ward lautprecht zuor selben stund,
es kam auch fir den rate,
die forscheten auch den grund.

38
     Weil es nun verdächtig ware,

ganz einer mordat gleich,
war inen ein schlechte ere,
kundens vernemen leicht,
beruefen balt den wandersman,
teten mit im handieren,
daß er solt schweigen ton.

39
     Also tuot der gottlos haufen;

wo ein liecht wolt aufgan,
tuon balt zuosamen laufen,
solches zuo verhündern schon,
gleich wie die auferstehung Jesu Christ,
die pfaffen also eilten,
stileten zuor selben frist.

40
     Nun aber Gott der herre

wirt es machen offenbar,
man wirt ims nit erweren,
wirt komen ans liecht so klar,
wie sie verstockt gewesen sind
in irer großen boshaite,
wie sie waren so blind.

41
     Wie es zuom tail schon gschehen,

wie angezeiget ist,
hat sich noch mer begeben,
das merk ein ieder christ:
die selbigen urtlsprecher all
ein schwäres end genomen,
wie man solches weiß gar wol.

42
     Vorlengest und iezunder

erzaigt sich Gott der herr
mit zeichen und mit wunder
von anfang der welt biß her
mit großer kraft und wundertat –
hilft aber ales nichte
biß an den heutigen tag!

43
     Christus troet gar schwere,

die seine boten verachtet han
und sie nit wolten heren,
denen wirt es gar übl gan,
erger als Sodoma, Gomora gleich,
die mießen geworfen werden,
gar in den feurigen tei[ch].

44
     Das hab ich welen berichten

die lieben brueder mein
und schwestern auch desgleichen,
[376] welche noch eufrig sein,
daß sie nit ablaßen in iren muot
sonder steif und standhaft bleiben,
biß sie erlangen das ewige guot.

45
     Ir alerliebsten meine,

merkent zuo tausentmal,
was das fir helten seine,
die solche prob zuomal
ja als das guote, reine golt
in der hechsten not beweret,
es kost nun, was es wolt.

46
     Sein sieben guldene leichter

und süben klare stern;
die süben guldenen amplen
leichten im haus des herren
und auch am jenen tag zuogleich
werden ire angesicht leichten
wie die sonne ins vattern reich.

47
     Wir büten Gott den herren

umb sein hilf und beistand,
daß er uns gnad vermere
und hilft uns allen samen,
daß wir auch manlich streiten gleich
durch Jesum Christum. Amen.
D[er] helf uns in sein reich!

Anmerkungen (Wikisource)

Am 7. Dezember 1529 wurden in Schwäbisch Gmünd sieben Wiedertäufer hingerichtet. Bis heute singen die abgeschieden von der Außenwelt lebenden Amischen in den USA, eine Abspaltung der Mennoniten, Lieder über diese Märtyrer ihres Glaubens (zur Singpraxis siehe die Wikipedia). Die Lieder sind enthalten in der täuferischen Liedersammlung Ausbund (Ausgabe 1747 auf Commons).

Die Lieder der Gmünder Wiedertäufer

Die meisten Texte finden sich als Faksimile im Commons-Artikel Täufergericht Schwäbisch Gmünd. Dort ist auch das Corpus von fünf Liedern aus: Die Lieder der Hutterischen Brüder, Scottdale, Pa. 1914, S. 48-59 (LdHB) einsehbar. Eine spätere Ausgabe dieses Gesangbuchs ist in Kanada digitalisiert.

Anführer der Gmünder Täufer war der Maler Martin Zehentmaier (Martin Maler im zweiten Lied). Zu ihm heisst es LdHB S. 48: 1531. Martin Maler, mit sechs Mitgefangenen, in Schwäbisch-Gmünd, wurden enthauptet, darunter ein Müllersknab. Er hinterließ zwei Lieder, und drei wurden von andern Brüdern über sie gemacht.

Mit Freuden will ich singen (22 Strophen) ist das erste der ihm zugeschriebenen Lieder. Es nimmt nicht explizit auf Schwäbisch Gmünd oder die Gefangenschaft Bezug. Überlieferung:

  • Mit Freiden will ich singen aus einer Budapester Handschrift ediert von Rudolf Wolkan (S. 18 auch zur weiteren Überlieferung). Bei Google-USA* und auf Commons (S. 18-20). Es hat die Überschrift: Diß Volgendt Lied hat der Brueder Marthan Maller gemacht, ist demnach im 1531. Jar zu schwäbischen gmindt selb sibender vmb der warhait willen enthaupt worden.
  • LdHB S. 48-51 (auf Commons)

Aus tiefer Not schrei ich zu dir (7 Strophen). Nur im Anhang (S. 1077) erwähnten Steiff/Mehring das "besonderer Beziehungen auf das Ereignis" entbehrende Lied, das Martin Maler und die anderen sechs hingerichteten Wiedertäufer gemeinsam im Gefängnis verfasst haben sollen (jeder eine Strophe). Überlieferung:

  • Es findet sich in der Liedsammlung: Ausbund, das ist: Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängnüs zu Bassau in dem Schloss von den Schweitzer-Brüdern, und von anderen rechtgläubigen Christen hin und her gedichtet worden [...], Germantown 1742, S. 329-331 Nr. 61 (diese und weitere Ausgaben zugänglich in Early American Imprints, kostenpflichtig; die Ausgabe von 1742 auch auf Commons frei einsehbar, siehe oben). Text in Wikisource nach der Ausgabe von 1742: Sieben Brüder.
  • Abdruck bei Philipp Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied Bd. 3, 1870, S. 489 Nr. 541 (Google hat Textverlust links]).
  • LdHB S. 51f. (auf Commons)
  • Zu Handschriften siehe Wolkan S. 20 und Josef Beck, der 1883 eine abweichende handschriftliche Überlieferung im Cod. Lev. (Abbkürzung wird nicht aufgelöst) erwähnt. Es erscheint auch in der von Th. Unger bekanntgemachten Handschrift (Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 13, 1892, S. 44 Bl. 55v).

Kürzlich hab ich mich besonnen (18 Strophen) bzw. Kürzlich hab ich vorgnommen (Ausbund-Fassungen). Josef Beck (siehe unten) schreibt das Lied Steiff/Mehring Nr. 78 (Text oben) dem bekannten hutterischen Liederdichter Peter Riedemann zu. Überlieferung:

  • Die Wiedergabe von Nr. 78 bei Steiff/Mehring folgt der von ihnen Handschrift A genannten Handschrift der Metropolitanbibliothek zu Gran GJ VI. 32 Bl. 85b ff. (aus dem 17. Jahrhundert).
  • Das Lied wurde bereits im 16. Jahrhundert (1570: Ein schon Gesangbüchlein, Bl. 169b ff. und 1583: Außbund etlicher schöner Christlicher geseng, S. 118 ff.) gedruckt. Nach der Ausgabe von 1583 wieder bei Wackernagel (siehe oben) Bd. 3, 1870, S. 490-491. Gekürzt abgedruckt von Emil Wagner, in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 4 (1881), S. 184.
  • Eine Fassung aus der täuferischen Liedersammlung Ausbund (nach der Ausgabe Germantown 1742 Nr. 20) auf Commons.
  • Dort ist auch die etwas modernere Fassung in der 13. Auflage 1977 des Ausbund (Verlag von den Amischen Gemeinden in Lancester County, Pa.) abrufbar.
  • Eine englische Übersetzung (nach dem Ausbund) findet sich im Internet
  • LdHB S. 53-55 (auf Commons)

Aus herzlichem Mut und Eifer (47 Strophen). Überlieferung:

  • Nr. 79 druckten Steiff/Mehring nach der Handschrift des mährischen Landesarchivs in Brünn Nr. 312 Bl. 73 ff. Text siehe oben.
  • LdHB S. 55-59 (auf Commons) mit dem Vermerk "Andreas Ehrenpreis, aus Quelle Nr. 3".

Wer Christo hier will folgen nach (14 Strophen). Überlieferung:

Weitere Hinweise

Das Gmünder Täufergericht wurde vor allem von Hermann Ehmer erforscht:

  • Hermann Ehmer: Das Gmünder Täufergericht, in: Gmünder Studien 1 (1976), S. 131-161
  • Derselbe: Schwäbisch Gmünd im Zeitalter der Reformation und der Gegenreformation, in: Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, Stuttgart 1984, S. 185-231, hier S. 209-218
  • Derselbe: Die Lieder der Täufer, in: Martin Walser: Das Sauspiel. Szenen aus dem 16. Jahrhundert. Mit Materialien hrsg. von Werner Brändle, Frankfurt a. M. 1978, S. 346-365

Joachim Wahl, Bernd Trautmann: Auf den Spuren der ‚Wiedertäufer‘ aus dem Jahr 1529 – Anthropologische Untersuchung der Skelettreste vom ‚Remswasen‘ in Schwäbisch Gmünd. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg 33 (2013), S. 957-1001 UB Heidelberg konnten zeigen, dass die 2008 gefundenen Skelettreste am "Remswasen" nicht den 1529 hingerichteten Wiedertäufern angehören konnten.

Zu den Quellen

Eine kurze Gmünder Chroniknotiz findet sich bei K. Graf, Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984, S. 273.

Erwähnt wurde die Hinrichtung auch in der Weißenhorner Chronik von Nikolaus Thoman (Google).

Am 25. Oktober 1530 schrieb Johann Mensing an Fürst Johann von Anhalt aus Augsburg: „Zu Gemund, wie ich bericht, hat man kurtzlich xl menschen, besunden widertuffer, yrer sieben gericht, die ander sonst gestrafft. vnter yhn soll ein kyndt gewesen seyn vngefehrlich von sex oder vij Jarn, ist uber die massen fredich zum todt gewesen vnd hat keins weges von den anderen lassen, sondern mitsterben wollen“, Otto Clemen: Briefe von Hieronymus Emser, Johann Cochläus, Johann Mensing und Petrus Rauch an die Fürstin Margarete und die Fürsten Johann und Georg von Anhalt, Münster 1907, S. 28 Google.

Eine englische Übersetzung aus Tieleman Jansz van Braghts Märtyrerspiegel (Erstausgabe 1660), in der über die Hinrichtung aus täuferischer Sicht berichtet wird, liegt online vor. Die Illustration von Jan Luiken aus der Ausgabe 1685 ist eine Phantasiedarstellung (siehe Textbox).

Eine Darstellung in Täuferchroniken des 17. Jahrhunderts (überwiegend aus Mähren), ediert von Josef Beck, ist in Wikisource verfügbar unter: Wiedertäufer 1529 in Gmünd hingerichtet.

Der mährische Hutterer Kaspar Braitmichel berichtete in der ältesten Chronik der Hutterischen Brüder (wohl 1565/73) ausführlich über das Ereignis: Hinrichtung der Wiedertäufer in Schwäbisch Gmünd 1529 (Chronik der Hutterischen Brüder).