Wie die Heilquellen von Augustusbad bei Radeberg entdeckt wurden

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Wie die Heilquellen von Augustusbad bei Radeberg entdeckt wurden
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 39–41
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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Siehe auch: Radeberg
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13. Wie die Heilquellen von Augustusbad bei Radeberg entdeckt wurden.

Im Gebiete des oberen Rödertales liegt das weithin bekannte „Augustusbad“, in dem alljährlich Hunderte Genesung suchen und auch finden. Die Heilquellen von Augustusbad haben seit fast zwei Jahrhunderten einen guten Namen und wurden seitdem von Kranken aus allen Ländern aufgesucht und gebraucht. Im idyllischen Tannengrunde ruht das freundliche Bad, umschattet von hundertjährigen Fichten und Tannen. In das Bad, das seitwärts von der Landstraße gelegen ist, dringt nicht das Lärmen der geschäftigen Welt. Wer nebenbei wahre Ruhe und stillen Waldesfrieden genießen will, dem ist zu raten, Augustusbad aufzusuchen, das nur ein halbes Stündchen von der Stadt Radeberg entfernt liegt und auf bequemen Wegen leicht zu erreichen ist.

Wie jedes Bad seine Entstehungsgeschichte hat, so auch das Bad Augustusbad bei Radeberg. Eigentümlich ist der Umstand, wie die Heilquellen hier entdeckt wurden.

Es war im Jahre 1714. Ein furchtbare Feuersbrunst legte am 13. Juli fast die ganze Stadt in Asche. (Siehe Nr. 11). Der damalige Rat der Stadt ließ in der Umgegend Untersuchungen anstellen nach geeignetem Baumaterial. Auch im Tannengrunde wurde das Erdreich daraufhin untersucht. Bruchsteine fand man am Freudenberge, Mühlberge, Schloßberge, in der Goldbach, Sand in großer Menge an der Pulsnitzerstraße, Backsteine und Dachziegel fertigte die Ziegelscheune der Stadt. Es fehlte nur noch an Kalksteinen. Daher durchforschte der damalige Bürgermeister Seidel, ein sehr erfahrener und kenntnisreicher Mineralog seiner Zeit, den Tannengrund. Er hoffte, hier das Gewünschte zu finden. Doch fand er keinen Kalkstein, dafür aber im Jahre 1716 einen eisenhaltigen Spat, der seine Aufmerksamkeit in anderer Hinsicht auf sich zog und ihn zu genauerer Untersuchung und zu weiteren Versuchen reizte. Ihm war bekannt, daß einst im Tannengrunde Bergbau getrieben worden war, den man aber im Jahre 1584 aufgehoben hatte. Daher trug er sich mit dem Gedanken, den Bergbau im Tannengrunde [40] wieder aufzunehmen. So untersuchte er denn jene alten Gruben und Stollen von neuem genauer und zwar bergmännisch. Zur Förderung des Unternehmens traten gleich anfangs mehrere Personen mit ihm in Verbindung. Allein durch mancherlei Schwierigkeiten abgeschreckt, welche sich dem Vorhaben entgegenstellten, und aus Furcht vor einem ungewissen Ausgange, zog sich einer nach dem andern zurück, so daß zuletzt Seidel und dessen Schwager Stelzer allein dastanden. Nur der von ihnen gedungene Bergsteiger Klemm hielt treulich bei den beiden Männern aus und wußte deren Mut zu erhalten. Voller Hoffnung und auf Gott vertrauend führten die drei Männer das begonnene Werk weiter. Bei Öffnung des Stollens strömte ihnen plötzlich starkes Gewässer entgegen. Weil aber alle drei Männer während des Schürfens Wunden an den Füßen bekommen hatten, so riet der erfahrene Steiger Klemm den beiden


[41] anderen, die Berggewässer erst verlaufen zu lassen, weil diese vielleicht mit arsenikhaltigen Stoffen gemischt sein könnten, was dann Blutvergiftung zur Folge haben dürfte. Doch Seidel, zu begierig auf die zu hoffenden Entdeckungen, ließ sich nicht abhalten, sogleich in das geheimnisvolle Berginnere einzudringen. Er entkleidete sich und stieg mit männlicher Entschlossenheit in den Stollen. Seine Gefährten, um den kühnen Wagehals besorgt, folgten seinem Beispiele. Was der besorgte Bergsteiger Klemm befürchtet hatte, trat glücklicherweise nicht ein. Das frische Bergwasser brachte den Wunden Seidel’s vielmehr eine auffallende Linderung. Es wurden nun an den nächstfolgenden Tagen die Reinigung und Untersuchung des Stollens fortgesetzt. Mit Staunen sahen die kühnen Forscher ihre Wunden heilen. Die wohltätige Einwirkung der unbekannten Quellen war nicht zu verkennen. So hatte Seidel statt der erhofften Goldquelle eine Heilquelle entdeckt. Sofort regte sich in ihm der Gedanke, hier ein „Gesundbad“ anzulegen. Schon im Jahre 1719 führte er diesen Gedanken auch aus. Dazu legte Seidel in aller Stille eine eigene unterirdische Erwärmungsanstalt nach Glaubers Methode an. Maschinen beförderten das siedende Wasser zu Tage, so daß es von selbst warm hervorzuquellen schien, und dieser unschuldige Betrug war der Hauptmagnet, welcher von allen Orten und Enden viele Menschen anzog. Die unwissenden Leute staunten über die wundervollen Erscheinungen! Allerlei Kranke strömten herbei und suchten Heilung oder wenigstens Linderung ihrer Schmerzen, die sie dann auch fanden. Auch nach der nahen Residenz wurden viele Tausende Eimer des entdeckten Mineralwassers verschickt, und selbst der Kurfürst August der Starke bediente sich desselben zum Baden und Trinken. Der Entdecker der Heilquellen im Tannengrunde bei Radeberg nannte das errichtete Gesundbad nach dem Namen seines hohen Gönners, des Kurfürsten August II., Augustusbad, welchen Namen die Gesundquellen heute noch führen.

Weitere Heilquellen entdeckte hier im Tannengrunde im Jahre 1768 ein Bergknappe mit Namen Häcker, dann 1790 und 1803 der damalige Badeinspektor Winkler. Diese Heilquellen haben sich seit ihrer Entdeckung bis zur Gegenwart voll und ganz bewährt.