Das Gregoriusfest in Radeberg
Nachdem das Gregoriussingen zu Ende war, zogen die Knaben und ihre Lehrer unter Anstimmung des Liedes: „Nun danket alle Gott!“ nochmals durch die ganze Stadt bis zur Schule. Zwischen jedem Verse wurde getrommelt, die Fahne geschwenkt, dazu führten die Knaben allerlei Gaukeleien aus.
Im Jahre 1775 erfuhr das Gregoriussingen eine Einschränkung. Der neue Rektor Klemm untersagte den Knaben „die Possen und alles Gaukelspiel“. Seit jener Zeit hielten bloß die drei Knabenlehrer mit den Chorschülern den althergebrachten Umgang durch die Stadt. Es wurde vor den Bürgershäusern gesungen, und am Sonnabend Morgen fand der Singumgang sein Ende. Lehrer und Schüler versammelten sich noch einmal auf dem Kirchhofe, das Gesicht nach dem Schulhause gewendet. Hier wurden einige Lieder, [38] Choräle und Motetten gesungen. Dann traten einzelne Schüler und zwar ältere hervor und hielten kurze Ansprachen. Hierauf machten die Knaben Kehrt, und jeder ging nach Hause. In dieser Form erhielt sich der Singumgang noch viele Jahre hindurch bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die älteren Bewohner der Stadt können sich an den Gregoriusumgang noch sehr wohl erinnern, ja, viele von ihnen haben in ihrer Jugendzeit ihn selbst mitgemacht und gedenken gern jener Zeiten.
Friedrich Bernhard Störzner: Das Gregoriusfest in Radeberg, in: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 37–38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Das_Gregoriusfest_in_Radeberg&oldid=- (Version vom 10.12.2016)