Textdaten
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Autor: Karl Ruß
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Titel: Wider die Mückenplage
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 467
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[467] Wider die Mückenplage. Für manche Gegenden unseres Vaterlandes ist die Frage der Mückenvertilgung von großer Bedeutung, um so mehr, da sie in jedem Sommer und überall von neuem auftaucht. Bei der Bekämpfung aller derartigen Plagen muß die Hauptaufgabe immer darin liegen, der Entwickelung des betreffenden Geschöpfes – gleichviel ob thierischen oder pflanzlichen Schmarotzers – Einhalt zu thun. Die Befehdung, beziehungsweise Vertilgung der bereits aufgetretenen Plagegeister ist in den meisten Fällen überhaupt nicht mehr möglich. Als eine unerläßliche Bedingung für den Erfolg ist sodann immer die zu erachten, daß wir auf Grund unserer Kenntniß ihrer naturgeschichtlichen Entwickelung die Vernichtung auszuführen suchen.

Bekanntlich entwickeln sich die Eier und Larven der Stechmücken in stehenden Gewässern, Sümpfen, Mooren, Lachen, Gräben und selbst sehr langsam fließenden Bächen. Haben wir sie auf verhältnißmäßig beschränkten Gebieten der angegebenen Art vor uns, so ist ihre Unterdrückung einfach und unschwer zu erreichen; in weit ausgedehnten Gewässern dagegen erschien dies bisher kaum möglich. Im ersteren Fall braucht man auf die Wasserfläche nur Petroleum auszugießen, welches sich in dünner Schicht weithin von einem Ufer zum andern verbreitet und die Mückenbrut tödtet. Ebenso wirksam ist irgend ein fettes Oel, je billiger, desto bester. Wollte man nun das Petroleum als das allerdings am kräftigsten wirkende Mittel über weite Gräben und Sumpfflächen ausgießen, so würde die dadurch verursachte Plage wohl noch schlimmer sein als die der Mücken, denn das verdunstende Petroleum ist ja der menschlichen Gesundheit sehr schädlich. Empfehlenswerther ist das fette Oel, so besonders roher Leberthran. Ein Löffel voll davon überzieht einen Graben auf eine weite Strecke hin, und im ganzen etwa ein Liter, nicht auf einer Stelle, sondern hier und dort ausgegossen, kann das flache Wasser eines Bruchs wer weiß wie weit hin mit seiner dünnen Schutzdecke förmlich überlaufen.

Gleicherweise brauchbar ist Theer, namentlich Holz-, doch auch der billigere Steinkohlentheer, dessen Geruch ja keineswegs so lästig und der auch nicht für die Gesundheit gefahrdrohend wie das Petroleum ist. Man rührt in einer Tonne Theer mit Wasser an, fährt sie hinaus nach den Sümpfen und Tümpeln und gießt hie und da ein Maß voll auf die Wasserfläche. Zu beachten ist dabei, daß man keines dieser Mittel dort anwenden darf, wo Fische in den Gewässern zu finden sind; aber diese dürfen ja an sich schon als die besten Vertilger der Mücken gelten, und wo man die Wasserlöcher, Gräben u. a. mit Karauschenbrut möglichst reichlich besetzen kann, liegt darin die beste und vorteilhafteste Mückenvertilgung. Die von mir vorgeschlagenen Mittel sollte man etwa von der Mitte des Monats Juli und den August hindurch, unmittelbar vor der Entwickelung der Mückenlarven, mehrmals anwenden.

Alle übrigen künstlichen Hilfsmittel, so die Mückenschleier, selbst besondere Mückenlampen, ferner Heilmittel beim Mückenstich, können natürlich nur als Nothbehelf gelten.

Zur Fernhaltung der Mücken dienen am besten gewisse riechende Stoffe, einige Oele wie Nelkenöl und fettes Lorbeeröl, auch Eukalyptusöl, dessen Geruch jedoch auch von vielen Menschen nicht ertragen wird. Am sichersten wirkt übrigens die Cigarre, deren Rauch die Mücken ebenso wenig wie alle anderen Kerbthiere leiden können. Zur Zerstörung des Giftes unmittelbar nach dem Stiche nimmt man den sogenannten Salmiakgeist, ist die Entzündung aber bereits vorgeschritten und droht sie in Eiterung überzugehen, so macht man Umschläge von Carbolwasser oder mit Bleiwasser. Weicht die Entzündung nicht bald zurück, so ist wohl gar ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dr. Karl Ruß.