Wettfahren von Gardepionieren in selbstgefertigten Fahrzeugen

Textdaten
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Autor: F. R.
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Titel: Wettfahren von Gardepionieren in selbstgefertigten Fahrzeugen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 665, 667–668
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[665]

Wettfahren von Pionieren in selbstgefertigten Fahrzeugen.
Nach einer Zeichnung von Fritz Gehrke.

[667] Wettfahren von Gardepionieren in selbstgefertigten Fahrzeugen. (Zu dem Bilde S. 665.) Das Wasser hat bekanntlich keine Balken; um aber größere und kleinere Flußläufe dennoch jederzeit rasch für Truppen überschreitbar zu machen, dafür sind die Pontoniere da. Sie schlagen Brücken [668] entweder aus mitgeführtem und vorbereitetem Material (Ponton- und Bockbrücken), oder wissen geschickt Feld- und sogenannte Behelfsbrücken aus an Ort und Stelle vorgefundenen Brettern, Balken, Stangen, Fässern etc. herzustellen. Die Pontoniere bilden in den meisten Heeren besondere Truppenteile, während sie in Deutschland den Pionierbataillonen eingefügt sind. Alljährlich finden größere Pontonierübungen an einem der deutschen Ströme statt, so z. B. in diesem Herbste auf dem Rhein zwischen Bonn und Plittersdorf; außerdem aber hält jedes Bataillon seine Uebungen ab, die hohe Anforderungen an jeden einzelnen stellen, um der gesamten Truppe die für den Kriegsbrückenbau erforderliche Geschicklichkeit und Rührigkeit zu geben. Neben solchen stark „schlauchenden“ Uebungen giebt es immer aber auch solche, die – obwohl den Endzweck aller Friedensmanöver nicht ganz beiseite lassend – dennoch mehr unterhaltender Art sind und dem soldatischen Humor und der frohen Laune der Mannschaften hinreichenden Spielraum zur Entfaltung geben. Eine solche stellt unser Bild auf S. 665 dar: ein Wettfahren von Gardepionieren auf sclbstverfertigten Fahrzeugen, das bei den diesjährigen Uebungen auf der Oder bei Schwedt veranstaltet wurde. Den Mannschaften waren zwanzig Minuten Zeit gegeben, worin jeder für sich aus den vorhandenen Materialien (Tonnen, Brettern, Latten etc.) ein Boot zu fertigen hatte. Auf Kommando wurden dann alle diese Fahrzeuge, die zum Teil von recht abenteuerlicher Gestalt waren, in das Wasser gebracht und mit ihnen ein Wettfahren nach dem vorher festgesetzten Ziele begonnen. Die Mehrzahl der Fahrzeuge bestand aus in Balken eingebauten Tonnen, die sich als vorzüglich tragfähig erwiesen. Andere Pioniere benutzten ein mit einem Zeltdach aus Segeltuch überzogenes Lattengestell als Kahn oder trieben ein schnell zusammengebundenes Floß vor sich her. Dort hat einer ein prächtig schwimmendes großes Waschfaß aufgetrieben; jener begnügt sich sogar mit einem durchgesägten Baumstamm, weil sein Fahrzeug nicht rechtzeitig fertig wurde. Es kam vor, daß verschiedene dieser „elenden Werkzeuge“ um mit Maria Stuart in dem großen Monolog des 3. Aktes zu reden – sich bei dem raschen Rudern wieder in ihre Einzelbestandteile auflösten, so daß die Insassen ins Wasser fielen und hinterher schwimmen mußten. Erhöht wurde der allgemeine Eifer durch die vom Bataillon ausgesetzten Preise. Die nicht mitrudernden Pioniere liefen am Ufer nebenher und suchten ihre Compagniekameraden durch Zurufe und Gebärden anzufeuern; das Offizierscorps hatte sich am Ziele auf Pontons aufgestellt. Nach der Entscheiduug und Preisverteilung erhielt der Erbauer des originellsten Fahrzeuges noch einen besonderen Ermunterungspreis. Zu erwähnen ist noch, daß die Wettkämpfer sich auch ihre Ruder selbst hatten herstellen müssen, so daß also die ganze Veranstaltung nicht bloß als heiteres Zwischenspiel Abwechslung in den Ernst der Uebungen bringen, sondern zugleich auch die Findigkeit anregen und das technische Geschick des einzelnen herausfordern sollte. F. R.