Werke der Barmherzigkeit

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Titel: Werke der Barmherzigkeit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 704
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[704] Werke der Barmherzigkeit. Sie brachten in Ihrem geschätzten Blatte vor Kurzem einen sehr interessanten Bericht über die Organisation des „Rauhen Hauses“ zu Hamburg. Es wird nicht ganz uninteressant sein, das Wirken eines Vereins zu schildern, der auch Werke der Barmherzigkeit übt, ohne daß er für eine bestimmte dogmatisch-kirchliche Richtung Propaganda macht. In Oberhessen, wo sich, nebenbei bemerkt, im ehemaligen Kloster Arnsburg auch eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder ganz nach dem Vorbild des Rauhen Hauses befindet, zieht sich zwischen kurhessischem, nassauischem und preußischem Gebiet ein schmaler hessen-darmstädtischer Landstrich hin, das sogenannte Hinterland. Die Bewohner desselben sind großentheils arm, denn die bergigen Grundstücke liefern nur geringen Ertrag und die Leute müssen sich durch Fuhren für die an der Lahn, der Dill, der Eder u. a. w. etablirten Eisenhütten, durch Verkohlen von Holz, Taglohn in der Wetterau und am Rhein, Stricken u. dergl. zu ernähren suchen. Es kann bei dieser Lebensweise nichts Seltenes sein, daß Kinder hier und da keine rechte Erziehung erhalten. Um den dadurch hervorgerufenen Uebeln zu steuern, hat sich ein Verein gebildet, der sehr praktisch für die Erziehung dieser verwahrlosten Kinder sorgt. Er schließt Verträge mit tüchtigen Bauern, Handwerkern etc., die ein Herz für ein derartiges Kind haben, ab, giebt ihnen die Kinder in Pflege und bezahlt für dieselben vierzig Gulden jährlich. Die Kinder werden dafür in die Schule geschickt, gekleidet, genährt und erhalten diejenige Erziehung, die sich für ihre Verhältnisse schickt. Aber sie werden nicht zu orthodoxen scheinheiligen Betbrüdern und Betschwestern abgerichtet. Das Mittel ist so einfach und dabei so gut, es hat schon so schöne Früchte getragen, obwohl es erst wenige Jahre angewandt wird, daß man es allen Menschen, welche sich für die armen verlassenen Kinder interessiren, mit gutem Gewissen empfehlen kann, denn es empfiehlt sich selbst und dient nicht zum Verkleistern anderer, schließlich nach Rom hin führender Zwecke.